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Meckertante Warum es gut und wichtig ist, sich zu beschweren

Mund brüllt ins Telefon (Illustration)
© tryama / Adobe Stock
Man will ja nicht immer meckern – aber vielleicht sollte man es öfter tun! Warum es wichtig ist, sich zu beschweren.

Es kocht in dir, nicht mehr lange und du explodierst. Aber nein, du wolltest dich doch nicht mehr so aufregen, du wolltest doch nicht ständig "die Böse" sein, oder am besten noch die "Meckertante", die sich immer nur beschwert und damit überall aneckt und anstrengend ist.

Aber weißt du was? Es ist nicht nur absolut in Ordnung, sich zu beschweren – es ist auch noch unheimlich wichtig! Sowohl für deine mentale wie auch körperliche Gesundheit. Zumindest, wenn du dich bewusst beschwerst. Wir erklären dir, was es damit auf sich hat und wie dir das gelingt.

Der gesellschaftliche Doppelstandard beim Thema Emotionen

Es ist schon spannend, wenn man darüber nachdenkt, wie Emotionen bewertet werden: Kaum jemand würde einer Person, die sich gerade über etwas freut, nahelegen, sich doch ein wenig zu zügeln und die anderen mit ihrer guten Laune nicht so anzustrengen. Doch einem Menschen, der sich über etwas aufregt, wird genau das doch gerne noch an den Kopf geworfen. Unsere Gesellschaft bestimmt, welche Gefühle "positiv" oder "negativ" sind. So ist alles, was mit Freude, Glück und Zufriedenheit einhergeht, positiv behaftet und erstrebenswert, während Trauer, Sorge und Wut als Emotionen behandelt werden, die es zu vermeiden gilt. Schon das ist alles andere als gesund.

Dabei macht es einen Unterschied, ob wir ein Gefühl kurzzeitig vermeiden (unterdrücken) oder langfristig ignorieren (verdrängen): Es gibt Situationen, in denen können wir es uns schlicht nicht "leisten", uns in unseren Emotionen zu verlieren, wenn wir uns beispielsweise von unserem Beziehungsmenschen trennen und am nächsten Tag eine wichtige Präsentation auf der Arbeit halten müssen. Wichtig ist, dass wir diesen kurzzeitig unterdrückten Gefühlen anschließend aber unbedingt den Raum geben, den sie brauchen.

Wenn wir allerdings langfristig Emotionen meiden, hat das sehr negative Auswirkungen auf unsere Psyche und letztlich auch auf unseren Körper. Viele von uns neigen dazu, besonders starke, unangenehme Emotionen zu verdrängen, wie:

  • Wut
  • Frustration
  • Traurigkeit
  • Angst
  • Enttäuschung

Und das ist wenig verwunderlich, bekommen wir doch von allen Seiten zu hören und vorgelebt, dass solcherlei Gefühle schlecht seien. "Das ist doch kein Grund zu weinen", "Sei doch mal dankbar für das, was du hast", "Beruhige dich", sind hierbei nur ein paar verbreitete Phrasen, die vor allem eins tun: Uns vermeintlich negative Emotionen absprechen. Viele Menschen hören solcherlei Phrasen von Kindesalter an und verinnerlichen sie ein Leben lang.

Warum wir unsere Gefühle nicht unterdrücken sollten

Und wer ständig den eigenen Emotionen keinen Raum gibt, läuft Gefahr, wenn vielleicht schon nicht die Gefühle, dann zumindest die Konsequenzen zu spüren – psychisch und physisch. Natürlich gibt es keine direkten Belege dafür, dass Traurigkeit einen grippalen Infekt mit sich bringt oder Wut zu Tumoren führt. Aber tatsächlich hat die Forschung bereits einen Zusammenhang zwischen verdrängten Emotionen und einem geschwächten Immunsystem gefunden. Weitere mögliche körperliche Symptome sind unter anderem:

  • Muskelverspannungen und Schmerzen
  • Übelkeit und Verdauungsprobleme
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit oder Schlafprobleme

Wie wir lernen, uns bewusst zu beschweren

Kurzum: Es ist gut und wichtig, den eigenen Emotionen – auch den vermeintlich negativen – einen Raum zu geben. Allerdings muss das nicht unbedingt vor anderen sein. Wir neigen dazu, unsere Gefühle bei unseren Mitmenschen zu "parken" – aber weder ist damit uns selbst noch unserem Gegenüber geholfen. Oftmals suchen wir lediglich die Bestätigung von außen, dabei ist es viel wichtiger, dass wir mit uns selbst im Reinen sind. Und dafür brauchen wir viel seltener andere Menschen, als wir vielleicht meinen.

Nun zum bewussten Beschweren: Du brauchst einen ruhigen Ort und schlechte Laune. Nun suchst du dir an diesem Ort einen Gegenstand, bei dem du dich über all die Dinge, die dich gerade nerven, beschweren kannst. Das kann ein Möbelstück sein, ein Blumentopf, ein Bild – was auch immer für dich passt. Und nun wird gejammert, geflucht, vielleicht auch ein wenig geschrien. Sobald dir nichts mehr einfällt, bedankst du dich bei dem Gegenstand, verabschiedest dich und nimmst dir irgendetwas vor, was dir Spaß macht.

Diese Übung ist so hilfreich, weil wir die Dinge beim Namen nennen, wir verbalisieren unseren Unmut und gegebenenfalls auch die Gründe dafür. Es ist dann nicht mehr ein abstraktes Gefühl, das uns die Laune vermiest, sondern hat Gestalt, Form und Farbe. Wir durchbrechen die Verdrängung und tauchen ein in die "negativen" Emotionen, die unsere Umwelt uns so gerne abspricht. Und das Beste: Wir verletzen niemanden, denn wir sind allein mit uns und unseren Gefühlen. Nachdem wir alles abgeladen haben, können wir uns mit neuer Energie an die Behebung des Ursprungs unseres Unmuts machen – da ist unsere Energie letztlich auch viel besser aufgehoben.

Verwendete Quellen: oprahdaily.com, healthline.com, openaccesspub.org

csc Brigitte

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