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Psychologie Wie du deine Faulheit nutzen kannst, um deine Ziele zu erreichen

Psychologie: Eine Frau liegt auf einer Wiese und entspannt
© MelashaCat / Shutterstock
Wer faul ist, muss vielleicht nicht unbedingt damit rechnen, jedes Ziel im Rekordtempo zu erreichen. Es sei denn, er:sie stellt sich besonders clever an.

Faulheit – aka die Unlust zu einer Tätigkeit, obwohl man in der Lage wäre sie zu verrichten – gilt im Allgemeinen als Schwäche. Wer faul ist, dem:der unterstellen wir meist auch noch Unzuverlässigkeit, einen Mangel an Disziplin und Willensstärke, fehlende Ambition. In einem Vorstellungsgespräch zu sagen, man wäre faul, käme in den meisten Fällen einem "ich will den Job eigentlich gar nicht" nahe. Die Autoren der Bibel sahen in Faulheit sogar eine Todsünde. Kurz und gut: Faulheit hat einen ziemlich schlechten Ruf. Und doch scheint sie uns allen – in unterschiedlich starker Ausprägung – in der Natur zu liegen. Darauf deutet jedenfalls nicht nur die Tatsache hin, dass Trägheit schon in der Bibel Erwähnung findet.

Bewegungsfaul, denkfaul, alle(s) faul

"Wir sind immer noch auf der Suche nach einem Menschen, der nicht wenigstens gelegentliche Anzeichen von Faulheit aufweist", schreibt der Psychologe Thomas Rutledge in Psychology Today. Selbst die fleißigsten Leute hätten Momente, in denen sie sich nicht aufrafften, oder Tätigkeiten, zu denen sie sich nicht beim ersten Anlauf überwänden. Tatsächlich spiegele sich diese offenbar tief in unserer Natur verwurzelte Eigenschaft der Faulheit auch in der Arbeitsweise unseres Gehirns wider: Denn wo immer eine Möglichkeit besteht, Energie zu sparen, nutzt es diese.

Statt zum Beispiel eine neue Situation detailliert zu erfassen und zu analysieren, ordnen wir sie einem bekannten Muster zu und die Sache hat sich erledigt. Erkennen wir in einem Gegenstand einen Fußball, hinterfragen wir nicht weiter, ob es vielleicht auch ein Volleyball sein könnte, der nur aussieht, wie ein Fußball. Informationen, die uns gerade überfordern – und das können auch Signale aus unserem Innern sein wie etwa Gefühle – ignorieren wir oder nehmen sie gar nicht erst wahr. Unser Gehirn wählt immer den einfachsten, energiesparendsten Weg. Das ist zwar clever. Aber faul.

Warum kämpfen, wenn man Freundschaft schließen kann?

Der übliche Ansatz, damit wir trotz unserer trägen Veranlagung etwas gebacken kriegen und an Weihnachten angebrannte Plätzchen essen können, ist meist der, dass wir unsere Faulheit bekämpfen. Mit eiserner Disziplin, Selbstüberwindung, Leiden und Schulterklopfen, wenn das fleißige Bienchen in uns gesiegt hat. Und natürlich mit einem furchtbar schlechten Gewissen und Scham, wenn nicht. Da wir unsere Faulheit jedoch vermutlich niemals endgültig in die Knie zwingen werden und es auf Dauer vielleicht nicht der gesündeste Zeitvertreib ist, gegen uns selbst zu kämpfen, schlägt Thomas Rutledge einen alternativen Ansatz vor: Wie wäre es, wenn wir mit dieser vermeintlichen Charakterschwäche Freundschaft schlössen und versuchten, sie für unsere Zwecke zu nutzen?

Die Industrie hat das tatsächlich längst getan: Smartphones, Online-Shopping, Lieferservices, Social Media – all diese Branchen profitieren davon, dass Menschen mehrheitlich den einfacheren Weg gehen, wenn man ihn ihnen bietet. Das ist zwar für uns persönlich zum Teil schlecht, weil es uns beispielsweise viel besser bekäme, uns mit Leuten zu treffen, anstatt uns bei Instagram die Zeit zu vertreiben. Doch es zeigt, dass wir unsere Faulheit nutzen können. Wenn wir verstanden haben, wie sie funktioniert.

Wie wir unsere Faulheit nutzen

Faulheit ist Ausdruck unseres an sich sehr cleveren und nachvollziehbaren Wunsches, mit dem kleinstmöglichen Aufwand und am besten so schnell es geht, zu bekommen, was wir wollen. Je mehr wir etwas wollen, umso größer ist üblicherweise der Aufwand, den wir in Kauf nehmen, um es zu erreichen. Wenn wir etwas insgeheim gar nicht wollen oder nicht wissen, was wir wollen, sitzen wir lieber auf der Couch, anstatt Energie zu verschwenden. Von daher sind zwei Fragen besonders wichtig, wenn wir besser aus dem Quark und vorankommen möchten: Was wollen wir? Und wie können wir den Aufwand, um es zu erreichen, maximal minimieren?

Angenommen, wir möchten regelmäßig Sport machen: Die meisten Menschen werden es vermutlich als großen Angang empfinden, sich in einem Fitnessstudio anzumelden, eine Einweisung zu terminieren, jedes Mal hinzufahren, sich dort umzuziehen und so weiter und so fort. Zu einem Workout auf einer Matte im eigenen Wohnzimmer ist die Schwelle für viele dagegen schon niedriger. Und nachdem sie sie 20 Mal überwunden haben, ist sie gar nicht mehr da, weil das Workout zur Routine geworden ist.

Oder wenn wir unsere Wohnung ordentlich halten wollen: Jeden Tag zehn Minuten einem bestimmten Abschnitt zu widmen oder konkreten Tätigkeiten wie Staubsaugen oder Wäsche, empfinden viele Menschen als weniger anstrengend als einmal pro Woche vier Stunden den ganzen Haushalt in Ordnung zu bringen. Und als weniger belastend/ aufwendig als im Chaos zu leben.

Bei fehlender Motivation zur Arbeit könnten wir schauen, ob wir kleine, einfache To Dos auf dem Zettel haben, mit denen wir starten – das Glücksgefühl, das wir dadurch bekommen, einen Haken dahinter setzen zu können und etwas geschafft zu haben, gibt uns vielleicht den nötigen Schub, um uns an die größeren Aufgaben zu machen.

In ähnlicher Weise können wir in vielen Bereichen unseres Lebens, in denen wir wirklich etwas erreichen möchten und unsere Faulheit uns daran hindert, nach Wegen suchen, die es uns möglichst leicht machen, in die Gänge zu kommen und eine schnelle Belohnung abwerfen. Auf diese Weise tricksen wir unsere Trägheit aus, schlagen sie quasi mit ihren eigenen Waffen beziehungsweise spielen nach ihren Regeln, und etablieren Gewohnheiten und Routinen, die uns nützen und weiterbringen. Ziel möglichst klar vor Augen führen, einfachsten Weg suchen, Belohnungsmomente zelebrieren und als Motivatoren nutzen. Wenn wir clever sind, bekommen wir trotz Faulheit, was wir wollen – und müssen nicht in einer Welt leben, in der Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Co. die einzigen sind, die von unserer Faulheit profitieren.

Verwendete Quelle: psychologytoday.com

sus Barbara

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