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Experte verrät Wie du unangenehme Gespräche in zwei Schritten beendest

Psychologie: Eine Frau am Handy
© Krakenimages.com / Adobe Stock
Ob Schwarzmalerei, Lästern oder verbale Angriffe – wenn wir einmal in einem heiklen Dialog feststecken, kann es schwer sein, einen Ausweg zu finden. Der Therapeut und Anwalt Bill Eddy empfiehlt, sich in solchen Situationen an diese zwei Schritte zu halten.

Gespräche und soziale Interaktionen können völlig überraschend und blitzschnell unangenehm werden: Eine harmlose Anekdote über ein nicht zugestelltes Paket veranlasst das Gegenüber dazu, sich über den Niedergang der Welt auszulassen und über die Politik und die Unordnung in unserem Land zu verzweifeln, die es früher so niemals gegeben hätte. Ein Wiedersehen nach längerer Zeit kann eine Seite als die perfekte Gelegenheit empfinden, der anderen sofort sämtliche Vorwürfe an den Kopf zu werfen, die sich über die Monate in ihrer Vorstellung angesammelt haben. Oder unser:e Gesprächspartner:in hält es für selbstverständlich, dass uns ihre Meinung über die vermeintlich unfähigen Kolleg:innen, Vorgesetzten oder sonst jemanden interessiert. Wahrnehmungen können sehr unterschiedlich sein und so geraten wir immer wieder in soziale Situationen, in denen wir uns unwohl fühlen mit dem Verhalten, das andere als richtig und angemessen erachten. Wenn wir für solche Situationen eine Standardstrategie hätten, mit der wir darauf reagieren, könnte uns das erheblich entlasten, gegebenenfalls die eine oder andere Auseinandersetzung oder Verlegenheit ersparen.

Unangenehmes Gespräch? Experte empfiehlt zwei simple Schritte

Bill Eddy ist Anwalt und Therapeut und arbeitet als Mediator am National Conflict Resolution Center in San Diego – und er hat eine solche Strategie. In einem Beitrag für das Online-Magazin "Psychology Today" empfiehlt er, folgende zwei (eigentlich viel zu einfach wirkenden) Schritte einzuleiten, wenn ein Gespräch in eine negative, uns bedrückende Richtung läuft und wir es nicht umlenken oder konstruktiv beeinflussen können.

Eine Warnung aussprechen

Laut Bill Eddy können wir uns angewöhnen, unserem Gegenüber mit einer Warnung zu signalisieren, dass wir uns mit dem Gespräch unwohl fühlen und nicht dazu bereit sind, es in dieser Weise fortzusetzen. Zum Beispiel könnten wir sagen: "Mama, wenn du dich weiter über die ganze Welt beschweren und dich darüber aufregen möchtest, wie furchtbar alles ist, werde ich gleich aufstehen und gehen, dafür habe ich keine Zeit." Oder: "Sofern du nur mit mir sprechen möchtest, um mich anzugreifen, werde ich das Gespräch und unser Treffen an dieser Stelle beenden." 

Mit einer solchen Warnung allein erreichen wir zwar in einigen Fällen erst einmal gar nichts, gegebenenfalls fühlt sich unser Gegenüber dadurch spontan sogar beleidigt oder unverstanden, doch zumindest reagieren wir auf unsere eigene Wahrnehmung und unser Gefühl. Wir verschaffen uns Erleichterung und werden uns selbst gerecht – und letztlich ist es für unsere:n Gesprächspartner:in fair, ihr:ihm unseren Standpunkt mitzuteilen. Und ihn:sie auf unseren nächsten Schritt vorzubereiten.

Das Gespräch beenden

Sofern unser Gegenüber nach unserer ausdrücklichen Warnung nicht umschwenkt, ist es an der Zeit, sie wahr zu machen. Bill Eddy empfiehlt dazu einen begleitenden Satz wie: "Wie ich sehe, hast du entschieden, dass ich das Gespräch beenden soll. Melde dich, wenn du es in zivilisierter Weise fortführen möchtest." Diesen Worten können wir einen Abschied anschließen und gehen oder auflegen. 

Bei dem nächsten Kontakt mit der betreffenden Person sei es nicht unbedingt nötig, das letzte Auseinandergehen anzusprechen oder zu thematisieren, stattdessen sei es wichtig, dass wir uns darum bemühen, ihr offen und unbefangen zu begegnen und eine neue Chance zu geben. Sollte sie wieder in eine ähnliche Bahn geraten wie beim letzten Mal, sei erneut eine Warnung angebracht – die basierend auf Bill Eddys Erfahrung oft schon eine deutlich stärkere Wirkung zeigt, wenn wir zuvor einmal ein Gespräch mit dieser Person beendet haben.

Was sind die Vorteile dieser Vorgehensweise?

In unangenehmen Gesprächen diese zwei von Bill Eddy empfohlenen Schritte anzuwenden, erscheint so naheliegend und einfach, dass sie schon wieder abwegig sind und viele Menschen kaum von selbst darauf kommen würden – weder mitten in einer Situation noch wenn wir über unsere theoretischen Optionen nachdenken. Deshalb kann es hilfreich und nützlich sein, uns bewusst zu machen, dass es diese Möglichkeit, diese Vorgehensweise überhaupt gibt. 

Tendenziell erwarten wir von uns, dass wir in der Lage sind, Menschen zu beruhigen, wenn sie sich aufregen, oder ihnen eine gesündere Sichtweise aufzuzeigen, wenn sie schwarzmalen, oder uns mit ihnen zu vertragen und Frieden zu schließen, wenn sie uns angreifen. Das gelingt uns aber nicht immer, schließlich sind erstens die wenigsten von uns Mediator:innen und zweitens können wir das Verhalten anderer grundsätzlich nicht zuverlässig beeinflussen oder steuern. Insofern ist die Variante, uns aus einer Gesprächssituation herauszunehmen, legitim und kann manchmal unsere klügste Option sein. Wir tun damit niemandem weh, vermeiden Eskalationen und zeigen deutlich unsere Grenzen auf. Für einige dürfte es eine Überwindung sein, sich so zu verhalten: Eine Warnung auszusprechen und schließlich ein Gespräch radikal abzubrechen, entspricht nicht unbedingt den Gewohnheiten und Rollen, die wir im Alltag pflegen und mit denen wir uns wohlfühlen. Gelegentlich lohnt es sich allerdings, aus den eingespielten Rollen auszuscheren – besonders wenn sie uns immer wieder in eine Sackgasse führen.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com

sus Brigitte

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