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Alphabetismus Wie der Anfangsbuchstabe deines Nachnamens dein Leben beeinflusst

Alphabetismus: Wie der Anfangsbuchstabe deines Nachnamens dein Leben beeinflusst
© gpointstudio
Könnte ein einzelner Buchstabe eine Rolle dabei spielen, wie erfolgreich wir im Leben sind? Kann er, sagt eine wissenschaftliche Studie.

Häufig wird die Macht von Sprache beschworen. Doch schon ein einzelner Buchstaben soll über unseren Erfolg im Leben entscheiden können. Gemeint ist das Initial unseres Nachnamens: Gehört es zu den Anfangsbuchstaben des Alphabets, erzielen wir einer wissenschaftlichen Studie zufolge mit großer Wahrscheinlichkeit in Schule und Studium bessere Leistungen als unsere Mitlernenden.

Umgekehrt sind diejenigen, die beim Aufrufen nach Alphabet am längsten warten müssen, negativen Auswirkungen durch den ersten Buchstaben ihres Nachnamens ausgesetzt. Das haben die Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Zax und Alexander Cauley von der "University of Colorado Boulder" herausgefunden.

Ein Buchstabe entscheidet – wie kann das sein?

"Wenn Ihr Name am Ende des Alphabets steht, werden Sie von den Lehrer:innen mit geringerer Wahrscheinlichkeit als herausragende:r Schüler:in identifiziert.“

Das schreibt Jeffrey Zax, Leiter der Studie, in einer Veröffentlichung der Universität. Zu diesem Ergebnis kamen er und sein Team, nachdem sie die Daten von 3.281 Männern analysiert hatten. Die Studienteilnehmer waren vom Zeitpunkt ihres Abiturs in den Jahren 1957 bis 2011 regelmäßig befragt worden. Bei ihrer Auswertung achteten die Forschenden darauf, wie gut die Männer in der Schule abgeschnitten hatten und wie erfolgreich sie als Erwachsene waren.

Die Ergebnisse zeigen, dass diejenigen, deren Nachnamen weiter vorne im Alphabet stehen, von ihren Lehrer:innen viel eher in einem positiven Licht gesehen werden als die übrigen Schüler:innen. Um möglichst gleiche Bedingungen zu gewährleisten, verglichen die Wissenschaftler:innen nur Teilnehmer mit ähnlichem IQ und ähnlichen Noten. "Obwohl sie sich sonst in jeder Hinsicht glichen, wurde der Knabe mit dem Anfangsbuchstaben am Anfang des Alphabets von den Lehrer:innen mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit informell als herausragender Schüler bezeichnet", so Zax.

Diskriminierung durch Alphabetismus

Alphabetism, also Alphabetismus, nennen die Wissenschaftler:innen diese Form der Diskriminierung (es ist damit also nicht wie bei uns die Fähigkeit zu lesen gemeint). Sie konnten die Benachteiligung sogar quantifizieren: Ein Abstand von zehn Buchstaben habe etwa ein Gewicht von zehn Prozent, wenn es um die Gunst des:r Lehrer:innen geht. Ein Schüler mit dem Nachnamen "Köster“ wird demnach mit etwa zehn Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit von einem:r Lehrenden als "herausragend“ wahrgenommen als die Klassenkameradin mit dem Nachnamen "Braun“.

"Die gute Nachricht ist, dass die Effekte in den 30ern nachzulassen scheinen", so Zax. "Wir sehen sie sehr stark am Ende der High School, während der weiteren Ausbildung und bei den ersten Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt. Im Alter von etwa 35 Jahren verschwinden diese und sind auch mit 52 noch abwesend.“ Zax schreibt diesen Prozess realistischeren Bewertungssystemen zu: Die Fähigkeiten einer Person hätten dann schließlich doch mehr Gewicht als ein Buchstabe im Nachnamen.

Wenig verwunderlich übrigens, dass ausgerechnet eine Person, deren Nachname mit "Z“ beginnt, diese Studie geleitet hat. Zax gibt zu, dass er seine Student:innen in den letzten 15 Jahren alphabetisch immer von hinten nach vorne aufgerufen hat: "Das ist mein kleiner persönlicher Schlag gegen die alphabetische Ungerechtigkeit." Angesichts seiner Wissenschaftskarriere kann diese Ungerechtigkeit in seinem Fall jedoch nicht besonders groß gewesen sein.

Die ganze Studie zum Nachlesen: www.colorado.edu

Brigitte

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