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Laut Wissenschaft Verhaltensweisen, durch die du anderen unangenehm wirst

Psychologie: Eine Frau mit Kaugummi
© master1305 / Adobe Stock
Wir können noch so wohlwollend und geduldig sein: Manches Verhalten nervt uns einfach an anderen Menschen – und sie an uns. Und genau deshalb möchten wir uns diese Verhaltensweisen nicht zur Gewohnheit machen.

Manche Menschen mögen nicht, wie jemand kaut, andere können hohe Stimmen schlecht ab, einige werden bei einem langsamen Sprechtempo unruhig und sehr, sehr viele verzeihen fast alles – insbesondere ihren Liebsten. Nahezu jede Person reagiert auf irgendetwas empfindlich, das andere tun, und bislang hat das noch nicht dazu geführt, dass wir uns alle gegenseitig hassen oder einsam und isoliert vor uns hin leben. Insofern können wir schon einmal beruhigt sein: Selbst wenn wir etwas Nerviges an uns haben oder hin und wieder tun, sind wir durchaus okay, wie wir sind, zumindest aus Sicht unserer Mitmenschen. Und trotzdem ... müssen wir anderer Leute Wohlwollen und Geduld ja nicht übermäßig auf die Probe stellen. 

Folgende Verhaltensweisen haben sich in der Forschung als für viele Menschen besonders schwer zu ertragen erwiesen. Legen wir sie hin und wieder einmal an den Tag, ist das sicherlich kein Problem. Wenn wir sie uns jedoch zur Gewohnheit machen, tun wir damit wahrscheinlich weder uns noch unserem Umfeld einen besonders großen Gefallen.

Laut Wissenschaft: 5 Verhaltensweisen, durch die du anderen unangenehm wirst

1. Falsche-Bescheidenheit-Prahlerei

Wenn eine Person prahlt und ständig mit irgendetwas angibt, kann das ebenso nervig sein, wie wenn jemand die eigenen Leistungen und Qualitäten andauernd klein redet. Laut einer Studie der Harvard Business School von 2017 scheint aber eine Art der Selbstdarstellung besonders unangenehm aufzufallen: Humblebragging, also eine Kombination aus falscher Bescheidenheit und Prahlerei. Beispiele für Humblebragging wären etwa: 

  • "Ich weiß gar nicht, wieso ich so viele Komplimente bekomme, ich bin doch nur, wie ich bin."
  • "So viel verdiene ich gar nicht, in meiner Nachbarschaft stoßen wir immer mit Champagner an."
  • "Ich spreche gar nicht so gut Französisch, seit meinem Auslandssemester an der Sorbonne, habe ich ganz viel verlernt."

Laut der Studie stößt diese Art der Prahlerei Menschen in der Regel noch übler auf als offensichtliches Angeben – von daher: Keine falsche Bescheidenheit!

2. Oversharing

Ein gesundes Maß an Offenheit beziehungsweise Diskretion zu finden, ist nicht immer leicht. Teilen wir zu wenig, kann sich niemand mit uns identifizieren, uns trauen oder einschätzen. Teilen wir jedoch zu viel, machen wir uns damit nicht nur angreifbar – sondern können andere Menschen auch pikieren. Laut einer Untersuchung der University of Illinois fühlen sich viele Personen unwohl und überfordert, wenn wir in einem bestimmten Kontext mehr von uns preisgeben als für ihr Empfinden angebracht. Sie erleben es als Grenzüberschreitung und sehen sich gezwungen zu reagieren, obwohl sie es nicht möchten.

Als Grundregel lässt sich aus der Studie herauslesen: Mit engen Bezugspersonen wie Freund:innen oder Partner:innen können wir kaum zu viel teilen. Gegenüber Menschen, die uns weniger vertraut sind, oder in Kennenlernphasen ist es besser, sich vorsichtig zu öffnen und stets nur so weit, wie die andere Person mitzieht. 

3. Unterbrechen

Andere Menschen im Gespräch zu unterbrechen, wirkt nicht einfach nur unhöflich und respektlos, sondern macht die Unterhaltung für sie zudem anstrengend und unangenehm. Laut Psycholog:innen empfinden die meisten Menschen Unterbrechungen unbewusst als Herabwertung ihrer Person und fühlen sich dadurch angegriffen und beleidigt. Wenn es also gerade nicht ganz heiß auf der Zunge brennt, lernen wir besser, einen Gedanken im Kopf zu behalten, bis das Gegenüber ausgeredet hat. Ihm zuliebe – und uns.

4. Pessimismus

Jeder Mensch darf traurig sein, wütend, hoffnungslos, enttäuscht oder desillusioniert. Immer, uneingeschränkt. Allerdings wissen wir aus neurobiologischen Untersuchungen, dass die Gefühle und Stimmungen, die wir ausstrahlen, in der Regel auf unser Umfeld abfärben. Das ist in erster Linie schön, weil es die soziale Verbundenheit reflektiert, in der wir zu unseren Mitmenschen stehen. Es bedeutet aber zugleich: Wenn wir permanent mies drauf sind und alles schwarzsehen, fühlen sich Personen in unserer Gesellschaft mit der Zeit unwohl.

Gelegentliche Stimmungstiefs sind natürlich und nahezu jeder Mensch kann und wird sie verzeihen. Ist das Tief bei uns Dauerzustand, stellt das unser Umfeld jedoch auf die Probe – aber uns selbst ja zweifellos noch mehr. 

5. Selbstgerechtigkeit

Selbstgerechtes Verhalten beinhaltet in der Regel mehrere unangenehme Eigenschaften wie Ignoranz, Unreflektiertheit, Überheblichkeit und Voreingenommenheit – kein Wunder, dass viele Menschen darauf empfindlich reagieren. Wer beispielsweise so etwas sagt wie "Wie kannst du nur Reality Shows anschauen? Damit würde ich nie meine Zeit verschwenden" oder "unter 15 Prozent Trinkgeld zu geben, geht gar nicht, würde ich niemals tun", stellt sich selbst damit als Maß aller Menschen hin und wertet alternative Ansichten und Lebensumstände rigoros ab. 

Ansätze zu selbstgerechtem Verhalten zeigen zwar die meisten Menschen, da wir alle die Welt nun einmal hauptsächlich aus unserer Perspektive sehen und davon ausgehen müssen, dass es im Großen und Ganzen richtig ist, wie wir leben. Doch wer zumindest etwas interessiert an den Mitmenschen ist und bereit dazu, sich und die eigenen Ansichten zu hinterfragen, gleicht diese Ansätze damit in der Regel in ausreichender Weise aus.

Verwendete Quellen: papers.ssrn.com: "Humblebragging: A Distinct – and Ineffective – Self-Presentation Strategy", researchgate.net: "Taking turns: Reciprocal self-disclosure promotes liking in initial interactions", ncbi.nlm.nih.gov: "Evidence for mirror systems in emotions", psychologytoday.com, verywellmind.com, hackspirit.com

sus Brigitte

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