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Tabea Ernst Auf der Waage steht nur eine Zahl

Tabea Ernst: Tabea Ernst
Liebevoll
Heute hat Tabea Ernst eine innige Beziehung zu ihrem Körper und bloggt darüber auf totallytabea.de.
© Jan Rickers
Tabea Ernst, 28, Yoga-Lehrerin und Content Creatorin, hatte jahrelang Magersucht. Aktueller Status: Ihrem (mittlerweile gesunden) Körper dankbar sein, alles unbeschadet mitgemacht zu haben.

"Meine Figur war mein Experiment. Jeden Morgen habe ich mich auf die Waage gestellt und meine Bodychecks gemacht. Erst konnte ich mit der Hand um meinen Oberarm fassen, dann auch um den Oberschenkel. Im Spiegel habe ich mein Gesicht gesehen und darunter ein Skelett, aber irgendwie gehörte das gar nicht mehr zu mir.

Dankbarkeit für den eigenen Körper

Meine Magersucht wollte ich lange nicht hergeben – auch als ich sie schon als Krankheit wahrgenommen habe. Ich hatte doch so hart dafür gearbeitet, so viele Opfer gebracht. Sie war meine Leistung, und Leistung war für mich seit meiner Kindheit das Einzige, was zählte. Es hat lange gedauert, bis ich wirklich verstanden habe, dass sich etwas ändern muss – für mich und für das Bild der starken, jungen Frau, das ich als Vorbild hatte. Ich wollte doch mal etwas bewegen in der Welt, nun hatte ich nicht mal mehr Kraft, eine Treppe hochzusteigen. Ich hatte Wasser im Herzen, konnte nicht mehr schlafen, alles tat weh.

Zweimal bin ich in der Klinik gewesen. Das erste Mal hat nichts gebracht. Das zweite Mal war ich für fünf Monate zusammen mit 80 anderen Essgestörten. Jeden Mittag mussten wir reihum unser Gewicht nennen. Mein erster Gedanke: Ich kann das nicht. Bin ich vielleicht nicht dünn genug, um hier sein zu dürfen? Denken die anderen, ich bin fett? Von Tag zu Tag mehr zu begreifen, dass es eigentlich doch nur eine Zahl ist, befreit total. Als ich wieder zu Hause war, habe ich zusammen mit meinen Freund*innen eine ,Fuck the Scale‘-Party gefeiert und meine Waage zertrümmert. Ich will nie wieder eine haben.

Auch als ich längst wieder Normalgewicht hatte, habe ich mich lange nicht zum Sport getraut, aus Angst, rückfällig zu werden. Heute mache ich Yoga, einfach weil es mir Freude macht – nicht weil ich am Tag vorher zwei Stück Kuchen gegessen habe oder fünf meiner liebsten Kekse. Bewegung ist etwas Tolles, Essen ist etwas Tolles, mein Körper ist etwas Tolles! Zum Ende jeder Stunde gehört der Dank an ihn: Danke, dass du mich nie verlassen hast, auch wenn ich dich so ausgebeutet habe! Ich bin stolz auf dich!"

Auf ihrem Blog schreibt Tabea nicht nur über ihre Krankheit, ihr erfahrt auch mehr zu Themen wie Body & Soul, Yoga & Ayurveda oder Food. 

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BRIGITTE 11/2021 Brigitte

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