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Psychologie Dieser Denkfehler hindert viele Menschen am Loslassen

Warum ist es so schwer loszulassen? Eine Frau hält eine Blume in ihren Händen
© Dragon Images / Shutterstock
Aufgeben gibt's bei dir nicht? Sehr ehrenwert. Allerdings könnte diese Einstellung manchmal auch dein größtes Problem sein.

Ein Projekt, in das wir viel investiert haben. Eine Freundschaft, die uns mal etwas bedeutet hat. Und natürlich der Klassiker: Eine Beziehung, von der wir glaubten, sie hielte ein Leben lang. Solche Dinge lässt man nicht einfach so los, nicht einmal dann, wenn sie uns mehr Kraft kosten, als wir zur Verfügung haben (oder sie wert sind ...).

Dabei wäre rechtzeitiges Loslassen oft klug und für alle Beteiligten am besten. Und das wissen die meisten eigentlich auch – vom Blick auf andere oder dem Rückblick auf ihr eigenes Leben. Denn obwohl wir natürlich manchmal pushen, durchhalten, an uns arbeiten und die Zähne zusammenbeißen müssen: Im Leben sollte nichts ein permanenter Kampf sein! 

Problem: Neben so Gedöns wie unseren Erinnerungen, Gewohnheiten und Gefühlen, die natürlich gerade bei Beziehungen eine große Rolle spielen, hindert uns vor allem ein Fehler in unserem Denken und unserer Einstellung daran, Menschen, Dinge oder Lebensinhalte im richtigen Moment loszulassen: dass wir Loslassen mit Versagen verwechseln!

Darum halten so viele Loslassen für Scheitern

Egal ob zwischenmenschlich, beruflich oder bei der Diät: Hören wir mit etwas auf, ehe wir unser Ziel erreicht haben, reden wir uns oft ein, dass wir gescheitert sind und versagt haben.

  • Von dem:der Partner:in getrennt noch vor der Hochzeit? Beziehung gescheitert! 
  • Scheidung? Oh weia, Ehe gescheitert! 
  • Projekt eingestellt, nachdem es nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat? Auf ganzer Linie versagt!
  • Nur ein paar Kilos abgespeckt, aber nicht das Idealgewicht erreicht? War wohl nichts mit der Diät.

Im Bereich Partnerschaft ist relativ klar, woher das kommt: In Filmen, Serien, Büchern oder auch den Biografien unserer Eltern und Großeltern – nahezu überall wird uns vorgeführt, dass wahre Liebe ein Leben lang hält und wirklich glückliche Beziehungen unerschütterlich sind. Aber ist das wirklich so? Können wir wohl kaum sagen! Schließlich haben wir die Situation, dass sich zwei Menschen aus reiner emotionaler Verbundenheit und freien Stücken dazu entscheiden zusammen zu sein, erst seit vielleicht 40 bis 50 Jahren. Wir wissen gar nicht, welche Beziehungsmodelle und -laufzeiten Leute wählen würden, wenn sie unvoreingenommen wären – und ob für alle die gleichen geeignet sind. 

Eine Mischung aus gesellschaftlicher Prägung und inneren Ansprüchen führt jedenfalls in den meisten Lebensbereichen zu immer demselben fatalen Verhalten: Dass wir verbissen an Dingen festhalten und unsere Kraft in einen verlorenen Posten investieren, anstatt diese Dinge aufzugeben, abzuhaken, loszulassen und uns Neuem zu widmen. 

Loslassen ist ein Grund, stolz zu sein

Es stimmt schon, im Leben wird uns eher wenig geschenkt und in vieles lohnt es sich, Energie zu investieren – aber nicht aus Prinzip und schon gar nicht um jeden Preis! Wenn z. B. eine Beziehung am Ende ist und nur noch wehtut, ein Projekt sich nicht umsetzen lässt oder sich herausstellt, dass die Diät die Lebensqualität einschränkt, ist Loslassen kein Versagen, sondern im Gegenteil: Eine Entscheidung, auf die man stolz sein kann! 

Weil man trotz der involvierten Gefühle und obwohl man selbst mittendrin steckt, zu der Einsicht gefunden hat, dass man es besser gut sein lassen sollte. Dass man Erfahrungen gesammelt und dazugelernt hat und durch den Versuch stärker und reifer geworden ist. Darum geht es schließlich im Leben, nicht um den Erfolg. Der ist nämlich weder von Dauer noch von jemand Allwissendem als solches definiert, sondern bringt als kulturell-traditionelles Konstrukt oft lediglich einen zeitweiligen Glückskick.

Immer dran denken: Auch wenn wir vielleicht nicht viel geschenkt bekommen im Leben – das Leben an sich ist ein Geschenk. Und das sollten wir uns von nichts und niemandem verderben lassen. Schon gar nicht, um Vorstellungen und Ansprüche zu erfüllen, die uns niemand so richtig überzeugend erklären kann.

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