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Langlebigkeit Dieser überraschende psychologische Faktor bestimmt mit, wie alt wir werden

Zufriedene ältere Frau: Dieser überraschende psychologische Faktor bestimmt, wie alt wir werden
© shurkin_son / Adobe Stock
Ob wir 75, 90 oder 100 Jahre alt werden, hängt von unseren Lebensumständen, der Genetik und vielen anderen Dingen ab. Aber auch unsere Psyche und unsere Einstellung zum Älterwerden spielen dabei eine wichtige Rolle.

Die Menschen werden heute im Schnitt älter als noch vor 100 oder 200 Jahren. Das hängt mit vielen Faktoren zusammen, etwa mit dem Fortschritt der Medizin, der besseren Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten, oder dem immer größer werdenden Wissen zu gesunder Ernährung. Aber diese körperlichen Aspekte sind nicht das Einzige, das beeinflusst, wie schnell und stark wir altern. Auch unsere Psyche spielt dabei eine große Rolle.

Wie unsere Einstellung das Älterwerden beeinflusst

Psychologin Prof. Susanne Wurm forscht dazu, wie unser Mindset unsere Gesundheit und unser Älterwerden beeinflusst. Sie leitet die Abteilung für Präventionsforschung und Sozialmedizin am Institut für Community Medicine an der Universitätsmedizin Greifswald. Im Rahmen ihrer Forschung konnte die Wissenschaftlerin feststellen, dass eine positive Sicht auf das eigene Älterwerden dazu beiträgt, die Lebenszeit zu verlängern – und zwar um bis zu 13 Jahre.

"Erlebt eine Person einen Sinn in ihrem Leben? Vermag sie ihn aus dem zu ziehen, was ihr im Leben widerfährt? Ältere Menschen mit hoher Lebenszufriedenheit berichten häufig, dass sie aus negativen Erfahrungen Konsequenzen ziehen konnten und daraus lernten", erklärt Prof. Wurm im Interview mit geo.de. "Andere erleben exakt gleiche Ereignisse als Belastung. Menschen, die das Altern als persönliche Weiterentwicklung sehen, die Pläne schmieden, profitieren: Es geht nicht nur darum, die Stunden des Tages herumzubringen, sondern den Tag im Alter reichhaltig zu erleben."

Ein negatives Mindset kann die Sterblichkeit erhöhen

Prof. Wurm beschreibt, dass wir den Verlauf des Lebens früher als Treppe gesehen hätten: Bis zur Lebensmitte gehe es bergauf, danach bergab. "Unsere heutige Sicht besagt, dass in jedem Alter Entwicklung vonstattengeht", erklärt die Psychologin. "Menschen brauchen in jedem Lebensalter etwas, das sie antreibt, inspiriert, neugierig stimmt." Es gehe also nicht nur darum, Krankheiten und Verluste abzuwenden, sondern auch darum, weiterhin Gewinne zu planen, Dinge, die einen erfreuen oder erfüllen – auch im höheren Lebensalter.

Gelingt uns das nicht, kann es zu einer Art selbsterfüllenden Prophezeiung kommen: Wir rechnen mit dem Schlimmsten, damit, dass es im Alter nur noch bergab geht – und genau das tritt dann auch ein. "Sagt sich eine Person, dass sie eh nichts gegen das Leiden tun kann, dass es normal für das Alter ist, entsteht leicht Mutlosigkeit. Sie akzeptiert vielleicht viel zu früh Dinge, die sie ändern könnte, und bemüht sich nicht, einen gesünderen Lebensstil umzusetzen." Und diese Haltung trage sogar zu einer höheren Sterblichkeit bei.

Dabei sagen unser Geburtsdatum und die Anzahl der Jahre, die wir schon leben, gar nicht so viel aus, wie wir glauben. "Je länger Menschen leben, umso weniger aussagekräftig ist das chronologische Lebensalter", erklärt Prof. Wurm. "Mit zunehmender Lebenszeit erleben Einzelne mehr und mehr unterschiedliche Faktoren, und umso stärker unterscheiden sich ihre Biografen. Es gibt Menschen, die sind bis zum 80. Lebensjahr noch nie im Krankenhaus gewesen."

Daily Uplifts: Sich an den kleinen Dingen erfreuen

Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir uns nicht in veraltete Glaubenssätze hineinsteigern, die uns weismachen wollen, dass wir ab einem bestimmten Alter zu nichts mehr zu gebrauchen seien und dass das Leben nicht mehr lebenswert sei. Stattdessen sollten wir uns jeden Tag bewusst vor Augen führen, was es Schönes in der Welt zu entdecken gibt und was trotz etwaigen körperlichen Beschwerden gut klappt und wofür wir dankbar sein können. Susanne Wurm empfiehlt sogenannte "Daily Uplifts", also kleine Freuden im Alltag. Das können ganz verschiedene Dinge sein: ein Treffen mit lieben Menschen, ein Spaziergang, ein Film oder soziales Engagement. Alles, was uns Freude bereitet und die Schönheit des Lebens genießen lässt.

Menschen, die optimistisch auf die späteren Lebensjahre blicken, leben laut Prof. Wurms Forschung länger. "Wer positive Vorstellungen vom Alter pflegt, ist körperlich aktiver und kümmert sich auch sonst stärker um die Gesundheit", erklärt die Wissenschaftlerin. Für viele gehe es um eine Aufgabe im Leben, für die sie gesünder sein wollen, etwa mit dem Enkel auf dem Spielplatz zu toben.

Natürlich müssen viele Menschen mit größer werdenden Einschränkungen leben, wenn sie älter werden – vor allem körperlicher Natur. Die Augen oder Ohren werden schlechter, das Gehen wird womöglich beschwerlicher, die Muskelkraft schwindet. Aber laut der Forschung von Prof. Susanne Wurm können wir mit unserer Einstellung zum Älterwerden und zum Leben im Allgemeinen durchaus beeinflussen, wann und wie schnell diese Prozesse geschehen. Mit unserem Lebensstil– und dazu gehört auch unser Mindset – können wir das Älterwerden nicht aufhalten, aber wir können es verlangsamen. Und so womöglich länger und vor allem glücklicher leben.

Verwendete Quellen: geo.de, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov

mbl Brigitte

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