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Neuer Trend? Diesen kreativen Psychologie-Trick sollten wir öfter für uns entdecken

Eine Frau sitzt überlegend vor einem Notizblock
© pressmaster / Adobe Stock
Du willst dich besser ausdrücken, aber dir fehlen die Worte? Um dich selbst besser zu verstehen, hilft möglicherweise dieser Trick, der eigentlich aus der Therapie kommt.

Ein Tagebuch zu führen, kann sehr anstrengend sein. Vor allem, wenn wir so vieles erzählen könnten und das Ordnen der Gedanken uns schwerfällt. Manche Dinge können wir aber auch gar nicht so richtig greifen. Irgendetwas schwimmt quasi knapp unter der Oberfläche und wir wissen nicht so recht, was das sein könnte. Eine bestimmte Therapieform kann uns vielleicht die Augen öffnen, denn sie kratzt besonders gerne am Unterbewusstsein, auch wenn sie einiges an Übung braucht.

Selbsttherapie mit künstlerischer Vielfalt

Es geht um das Kunsttagebuch oder "Visual Journaling", also: visuelles Tagebuch führen. Das erfreut sich laut Social-Media-Plattform Pinterest nämlich immer größerer Beliebtheit – und setzt in diesem Jahr einen neuen Trend. Das Ziel: Die eigenen Gefühle, Gedanken, Beobachtungen und Ideen nicht aufzuschreiben, sondern zu visualisieren. Dabei ist es egal, ob deine Bilder zu Beginn nur nach schwarz-weißen Strichmenschen aussehen, du dir Zeitschriftenschnipseln zum Hineinkleben suchst oder aufwendige Eigenkreationen schaffst. Jeder Person ist es selbst überlassen, wie detailliert oder frei gestaltet das eigene Kunsttagebuch ist. Ein Hobby mit angenehmem Nebeneffekt und mit jedem Eintrag wird die eigene Kunstwelt ein Stückchen besser.

Gefühle intuitiv machen

Eine Kunsttherapeutin verrät auf Psychology Today, welche Vorteile das Zeichnen oder Malen der eigenen Gefühlswelt haben kann. Die Kunsttherapie habe meist eine beruhigende Wirkung auf Menschen, erklärt Cathy Malchiodi, Psychologin und Kunsttherapeutin. Für viele seien es bestimmte Muster und Formen, die eine angenehme oder freudige Wirkung haben und wiederkehrend von den Personen genutzt werden.

Studien hätten gezeigt, dass die Kunst Individuen dabei helfen könne, sich wieder mit den eigenen Gedanken und Gefühlen zu verbinden, erklärt sie auf Psychology Today. Zeichnen sei dabei eine Aktivität für das ganze Gehirn: "spontan, manchmal unterbewusst, beruhigend, befriedigend, erforschend, Gedächtnisverbessernd und aufmerksam", so die Amerikanerin. Es wirke selbst-regulierend und als Hilfe für Gedanken und Ideen.

Kunsttagebuch: Wofür es gut sein kann

Kunsttagebücher können bei Überforderung und Verzweiflung oder für Stressabbau oder Selbstregulierung zum Einsatz kommen. Malchiodi nutzt die Therapie vor allem, um Traumata von Betroffenen zu heilen, denen das Visualisieren einfacher fällt als das Verbalisieren. Sie selbst nutzt aber ebenfalls mehrere Tagebücher, um verschiedene Dinge einzufangen: beispielsweise tägliche Bilder und Beobachtungen oder visuelle Sammelalben von Ideen und Inspiration.

Kunsttagebücher können laut der Kunsttherapeutin Elizabeth Warson außerdem ein kreativer Weg sein, um persönliche Geschichten und das eigene Leben auszudrücken und in Bildern eine Bedeutung zu geben – oft in Kombination mit kreativem Schreiben. Die Kombination zeige laut Studienergebnissen nämlich einen größeren Effekt. Visual Journaling könnte laut einer nicht repräsentativen Studie sogar gegen Unruhe und Angst helfen. Das muss allerdings erst weiter erforscht werden.

So beginnst du mit dem Art Journaling

Zuallererst brauchst du ein Zeichenbuch sowie eine Auswahl an Stiften und Farben. Dann legst du dir einen festen Zeitraum fest, in dem du täglich dein Kunsttagebuch füllst. Für unterwegs kannst du eine kleine Tasche mit Utensilien einpacken. Und hier kommen einige Techniken, die für den Einstieg helfen können:

  • Kreiere ein Symbol davon, wie du dich im aktuellen Moment fühlst und beschreibe das Gefühl mit einem Wort
  • Kreiere ein Symbol für deinen Tag und wähle wieder ein Wort, um ihn zu beschreiben
  • An schlechten Tagen: Zeichne einen Kreis. Benutze Linien, Formen und Farben, um ein Symbol des Gefühls in den Kreis zu bringen. Schreibe zusätzlich Wörter auf, die das Gefühl beschreiben. Du kannst Seiten von schlechten Tagen auch losgelöst vom Rest deines Kunsttagebuchs aufbewahren.
  • Kreiere ein Symbol, das dich entspannt und schreibe ein Wort auf, das dieses Gefühl beschreibt.
  • Zeichne das, was dir in den Kopf kommt und habe Spaß dabei! Nichts muss ein festes Muster sein, du kannst dich auch erst einmal nur ausprobieren und dich beispielsweise auf deine Kreativität fokussieren. Zeichne oder male das, was dir einfach in den Sinn kommt.

Wichtig ist, dass das Kunsttagebuch zwar helfen kann, dich intuitiver mit deinen Gefühlen zu verbinden, du solltest dich damit aber nicht stressen. Wenn es dir schwerfällt, deine Gefühle oder deinen Tag in einem Symbol auszudrücken, zeichne einfach generell etwas, dass dir durch den Kopf schwirrt oder das du beobachtet hast. Interpretiere es – oder lass es einfach für sich stehen. Vielleicht hat dich das Zeichnen dann wenigstens etwas entspannt, ob es nun einen positiven Effekt auf deine Psyche hatte oder nicht. Es dient auch zum Experimentieren und Ausprobieren – mit oder ohne Farben, in jeglichen Formen.

Dies ist außerdem kein Tipp zur Selbsttherapie. Wer schwerwiegende Erfahrungen verarbeiten möchte, sollte sich professionelle Hilfe suchen.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, goodtherapy.org, Pinterest Predicts 2023

lkl Brigitte

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