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Kommunikation Diese Methode kann helfen, Menschen zum Umdenken zu bewegen

Psychologie: Eine Grafik mit zwei Gesichtern
© Pajaros Volando / Adobe Stock
Wenn Menschen davon überzeugt sind, ihre Ansicht sei richtig und alle anderen seien falsch, kann es schwer sein, mit ihnen zu sprechen und sie dazu zu bewegen, sich selbst zu hinterfragen. Laut Expert:innen sei es aber möglich – mit einer sehr interessanten Methode.

Unterschiedliche Ansichten können Freund:innen entzweien, Familien zerbrechen und Gesellschaften spalten. Sie können Mauern zwischen uns entstehen lassen, die uns den Eindruck vermitteln, wir lebten in verschiedenen Welten. Die manchmal sogar bewirken, dass wir in verschiedenen Welten leben. Das passiert insbesondere dann, wenn eine bis alle Seiten von der Richtigkeit ihrer Ansicht überzeugt sind. Wenn sie Gründe für diese Ansicht haben, die für sie einen Sinn ergeben und wichtig sind. 

Geht es dabei um so etwas wie die Frage, ob Himbeeren oder Erdbeeren das bessere Obst sind, ist das egal beziehungsweise eher gut: Die einen essen Erdbeeren, die anderen Himbeeren und so kommen sie sich nicht in die Quere. Bei relevanten gesellschaftspolitischen Themen hingegen – Wer darf wo leben? Wer darf wie leben? Wem steht welche Unterstützung zu? – ist das weitaus weniger egal. Denn hier entscheiden die Ansichten über die Freiheit und das Leben von Menschen. 

Sie können Gemeinschaften isolieren, eine Kultur um Jahrhunderte zurückwerfen. Wie könnten wir dabei einfach wegschauen und vom Thema ablenken? Das Frustrierende ist nur: Wenn wir zum Beispiel davon überzeugt sind, dass es falsch ist, die AfD oder Donald Trump oder Vladimir Putin zu unterstützen, unser Gegenüber hingegen an das Gegenteil glaubt, werden wir uns mit unseren Argumenten weder erreichen noch umstimmen. Sollen wir also gar nicht erst versuchen, miteinander zu reden? Der US-amerikanische Kommunikationsexperte Nick Morgan glaubt, doch. Und die beste Chance, dass sich ein Gespräch lohnen könnte, hätten wir ihm zufolge mit folgender Methode, die er in einem Artikel für "Psychology Today" vorstellt.

Kontra-intuitiv: Zustimmung statt Widerspruch

Anstatt unserem Gegenüber zu widersprechen, stimmen wir ihm zunächst einmal ausdrücklich zu. "Ja, klar hat die AfD recht, sehe ich wie du." Dabei belassen wir es aber nicht, sondern legen direkt nach: Wir geben uns seiner Ansicht voll hin, steigern uns hinein, schärfen die einzelnen Aspekte und setzen noch einen drauf, wo wir können. "Auf jeden Fall sollten nur Deutsche in Deutschland leben und arbeiten dürfen, am besten nur Menschen, die mindestens in zehnter Generation auf deutschem Staatsgebiet geboren sind." Wir leben "unseren inneren Extremisten" aus, wie Nick Morgan es formuliert. Klingt vielleicht befremdlich. Doch damit, so die Annahme, könnten wir unser Gegenüber aufwecken, ihm die Konsequenzen und Widersprüchlichkeiten seiner Ansichten vor Augen führen – und es vielleicht zum Nachdenken und Zweifeln anregen.

Einordnung

Die Methode, die Nick Morgan hier beschreibt, gilt als eine wirksame Strategie, Menschen mit extremen Ansichten zu gemäßigteren Positionen zu führen. Sie ist wissenschaftlich untersucht und soll bereits in früheren gesellschaftlichen Konflikten zu einer Entspannung beigetragen haben. Möchten wir als Laien sie jedoch anwenden, ist dabei Vorsicht geboten: Sie ist sicher nicht für jede Situation und jede Beziehung geeignet. Sprechen wir zum Beispiel mit einem fremden, aggressiven Menschen, geben vor, seine Ansichten zu teilen und gehen dabei sogar noch weiter als er, könnte er sich von uns auf den Arm genommen fühlen und explodieren. Und dann hätten wir wahrscheinlich mehr verloren als gewonnen.

Egal, welche Strategie wir wählen, es wird bei einem Gespräch mit einer Person, die problematische, den Frieden und das Leben von Menschen bedrohende Ansichten vertritt, grundsätzlich von Vorteil sein, wenn wir uns über das Ziel im Klaren sind, das wir erreichen können und möchten: Zum Zweifeln und Nachdenken anregen, nicht bekehren. Nur dann haben wir eine Chance, etwas zu erreichen. 

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, sciencedirect.com

sus Brigitte

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