Anzeige

Hund-Katze-Taktik Du möchtest dein Leben ordnen? Probier es doch mal so

Psychologie: Eine Frau fliegt an einem Ballon über Berge
© Cristina Conti / Adobe Stock
Manchmal ist das Leben ziemlich verwirrend. Was dabei helfen kann, Ordnung zu schaffen und die Dinge etwas zu vereinfachen, liest du hier.

Grundsätzlich sind die meisten Menschen hervorragend ausgestattet, um ihr Leben zu führen und dabei das Gefühl zu haben, einigermaßen zu wissen, was sie tun. Wie wir fühlen, wie wir denken und analysieren, wie wir unwichtige Sinneseindrücke ausblenden, wie wir lernen und uns weiterentwickeln, ohne es zu merken – unser Gehirn ist zweifelsfrei ein starkes Organ im Interesse unseres Lebens und Überlebens. Trotzdem wird das Leben auch mit den Superkräften dieses Organs nicht automatisch problemlos und leicht. Zum Teil wird es hier und da gerade dadurch erst schwierig.

So müssen wir in unserem Leben üblicherweise unheimlich viel entscheiden, organisieren und strukturieren, ohne dazu Anleitungen zu Hilfe nehmen zu können oder Vorbildern eins zu eins zu folgen. Wie möchte ich meinen Lebensunterhalt bestreiten? Was für Menschen möchte ich um mich haben und wie stelle ich mir mein Beziehungsleben vor? An welchen Werten und Prioritäten möchte ich mich grundsätzlich orientieren?

Lauter große, komplizierte und zugleich wichtige Fragen, die wir wieder und wieder für uns klären müssen, während wir nebenbei unser tägliches Programm aus Aufstehen, uns gegebenenfalls Nützlichmachen, Entspannen, Essen und Schlafen durchspielen – denn wenn sich etwas schlecht mit dem Leben verträgt, ist es Stillstand. Verständlich daher, dass wir uns unter diesen Voraussetzungen manchmal verwirrt fühlen und es uns schwer fällt, Entscheidungen zu treffen oder klare Verhältnisse zu etablieren. Was in solchen Situationen helfen kann: radikal vereinfachen. 

Die Schönheit der zwei Optionen

Wie der Psychologe Kevin Dutton in seinem Buch "Schwarz. Weiß. Denken!" anschaulich erklärt, fällt es uns in der Regel am leichtesten, uns zwischen gerade einmal zwei Optionen zu entscheiden. Und nicht nur fällt es uns leicht: Wir tun es sogar gerne. So hat sich etwa gezeigt, dass Cafés ihre Besucher:innen dazu motivieren können, mehr Trinkgeld zu geben, indem sie statt einer Dose mit der Aufschrift "Trinkgeld" zwei Dosen aufstellen, von denen sie eine zum Beispiel mit "Katze" beschreiben und die andere mit "Hund". Während die eine Dose viele Menschen ignorieren und gar nichts hineinwerfen, reizen zwei Dosen, zwischen denen sie sich entscheiden können, deutlich mehr Menschen, etwas Kleingeld loszuwerden – weil es ihnen Spaß macht, sich zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden.

Je mehr Optionen es allerdings werden, umso weniger gerne mögen Menschen eine davon wählen: Spätestens ab sieben wird es für die meisten anstrengend und überfordernd. 

Dieses Wissen, für das Psycholog:innen mittlerweile in unterschiedlichen Versuchen Belege sammeln konnten, können wir nutzen, um in unserem Leben Ordnung herzustellen und Entscheidungen zu treffen: Indem wir offene Fragen auf einfache Zwei-Optionen-Wahlen herunter brechen. In Bezug auf unsere Karriere könnten wir uns je nach Situation und Bedarf beispielsweise zwischen Richtungen entscheiden wie: viel Geld oder wenig Stress, Verantwortung oder Freiheit, selbstständig oder angestellt, viel Menschenkontakt oder wenig? Unsere Beziehungen könnten wir ordnen, indem wir Personen einander gegenüberstellen: Auf wen könnte ich in meinem Leben zurzeit eher verzichten, A oder B?

In vielen Bereichen unseres Lebens lassen sich Wege finden, sie mithilfe der "Hund-oder-Katze-Methode" zu sortieren und für uns klarer und übersichtlicher zu organisieren. Und je mehr Klarheit und Übersicht wir haben, umso wohler fühlen wir uns in der Regel und umso authentischer und souveräner können wir handeln.

Vereinfachen mit Bedacht

So gerne wir die Welt in Hund und Katze einteilen und uns im Land der zwei Optionen wie Königinnen fühlen mögen: Langfristig wird es für uns von Vorteil sein, uns bei all unseren Vereinfachungen darüber bewusst zu bleiben, dass wir sie vornehmen oder einmal vorgenommen haben. In der Wirklichkeit gibt es in der Regel keine klaren Grenzen und so können sich die, die wir zu einem bestimmten Zeitpunkt ziehen, später als verfehlt erweisen.

Die Fähigkeit, die Welt zu vereinfachen und zu ordnen, ist eine Stärke, die wir unserem Gehirn verdanken, doch eine ebensolche ist das Talent zur Anpassung und Veränderung. Beide Eigenschaften haben ihren Sinn und ihre Berechtigung – von daher ist es sicher nicht verkehrt, wenn wir versuchen, beide in gleicher Weise zu kultivieren.

Verwendete Quelle: Kevin Dutton, "Schwarz. Weiß. Denken!: Warum wir ticken, wie wir ticken, und wie uns die Evolution manipulierbar macht"

sus Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel