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Psychotherapeut warnt Diese Denkweise kann deinen Beziehungen schaden

Psychologie: Zwei Schatten
© Oleg Elkov / Shutterstock
Unser Mindset ist für unser Leben von großer Bedeutung, es prägt unser Verhalten, unser Befinden und unsere sozialen Kontakte. Welche Denkweise laut dem Autor und Psychotherapeuten Donald Altman vor diesem Hintergrund mitunter schädlich sein kann, liest du hier.

Dass wir mit unserem Glauben die Zugspitze versetzen könnten, ist möglicherweise Unfug. Doch die Art und Weise, wie wir denken und wie wir uns zu unserem Leben und der Welt positionieren, hat einen Einfluss auf vieles, was wichtig für uns ist. Zum Beispiel auf unsere Gesundheit. Und auf unser Glück. Auf unseren Erfolg in jeglicher Hinsicht. Und auf unsere Beziehungen. 

So können wir etwa mit einer pessimistischen Einstellung Ängste schüren und uns mit einer optimistischen Herangehensweise Mut machen. Oder wir können der Welt mit dem Grundgedanken begegnen, dass unser Beitrag so gering ist, dass er ohnehin nichts verändert, und uns damit ein gutes Argument liefern, es uns in unserem Fernsehsessel gemütlich zu machen.

Ein optimales Mindset für alle gibt es nicht

Grundsätzlich variiert von Mensch zu Mensch, welche Denkweise gesund ist: Für die eine Person kann Pessimismus sinnvoll und hilfreich sein, da er sie vor Enttäuschungen schützt. Jemand anders mag sich im Allgemeinen besser fühlen, wenn er:sie stets die positiven Dinge in den Vordergrund rückt. Es liegt weitestgehend an uns selbst herauszufinden, wie wir möglichst ausgeglichen, glücklich, erfolgreich, ausgeschlafen oder eben so, wie wir es gerne möchten, durchs Leben kommen. Vor einer speziellen Art zu denken warnt allerdings der Psychotherapeut, Autor und ehemalige buddhistische Mönch Donald Altman, da sie unter anderem unseren Beziehungen schaden und uns isolieren könne: Schwarz-Weiß- beziehungsweise Alles-oder-Nichts-Denken beziehungsweise die Überzeugung, mit unserer Auffassung richtig liegen zu müssen oder zu können. 

Wenn wir mit diesem Denkstil leben, bedeutet das beispielsweise, dass wir uns schwer damit tun, Meinungen zu akzeptieren, die von unserer eigenen abweichen. In Gesprächen verfolgen wir dann meistens das Ziel, andere Menschen zu überzeugen, statt uns mit ihnen auszutauschen. Veränderungen und neue Ideen lösen bei Leuten mit einem starken Hang zu Schwarz-Weiß-Denken grundsätzlich Skepsis aus und wecken manchmal sogar heftigen Widerstand.

Schwarz-Weiß-Denken kann Beziehungen schaden

Warum dieser Denkstil mitunter schwer auf unseren Beziehungen lasten und uns im Extremfall in die Einsamkeit führen kann, wie Donald Altman nahelegt, wird schnell ersichtlich: Rechthaberisch zu sein nervt. Doch das ist nicht das einzige Problem. Auch für uns bedeutet es Stress, wenn wir ständig meinen, richtig liegen zu müssen (oder zu können), und versuchen, andere Menschen zu belehren. Wir können anderen Personen nicht zuhören, während wir damit beschäftigt sind, uns eine Überzeugungsstrategie zu überlegen, und sind daher nicht in der Lage, Menschen und ihre Beweggründe jemals wirklich zu verstehen und nachzuvollziehen. So verhindert dieser Denkstil Nähe und echtes Miteinander, er erschwert es uns, das Zusammensein mit anderen zu genießen und uns bereichern zu lassen. 

Doch wie können wir uns aus einer solchen Denkweise lösen, wenn sie sich in unserem Kopf etabliert hat? Denn machen wir uns nichts vor: Zumindest den Hang zu Schwarz-Weiß-Denken haben nun mal die meisten Menschen. Die Welt in richtig und falsch einzuteilen, in gut und böse, zu viel und zu wenig vermittelt uns ein Gefühl von Klarheit und Sicherheit, ohne das wir verrückt werden würden. (Und wer sich jetzt für eine Ausnahme hält: Wann hast du das letzte Mal aus deiner Sicht eine richtige oder falsche Entscheidung getroffen? Genau.)

Neugier und Aufgeschlossenheit statt Bescheid zu wissen meinen

Donald Altman empfiehlt, um der Alles-oder-Nichts-Falle zu entkommen: Mindfulness üben. Den eigenen Gedanken und Ansichten aufmerksam und neugierig begegnen, anstatt sie als gegeben oder Wahrheit zu betrachten. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass wir uns fragen:

  • Ist dieser Mensch, den ich als unhöflich wahrnehme und im Begriff bin, die Meinung zu geigen, wirklich ein rücksichtsloser Igelpisser oder ist er möglicherweise tierisch gestresst und überfordert?
  • Ist eine Person, die sich nicht impfen lassen will, wirklich dumm und asozial oder hat sie vielleicht nachvollziehbare Ängste, von denen ich nichts weiß oder die ich glücklicherweise einfach nicht habe?
  • Kann es womöglich sein, dass ich Fragen oftmals gar nicht beantworten muss und mich trotzdem gut fühle?

Gewiss wird es uns nicht immer und in jeder Alltagssituation gelingen, Mindfulness zu praktizieren und 436 verschiedene Perspektiven gleichzeitig zu bedenken. Das ist auch gar nicht das Ziel, denn gelegentlich ist es tatsächlich sogar sinnvoll, stark zu vereinfachen und die Welt in schwarz und weiß, alles und nichts oder Hund und Katze einzuteilen. Doch dass es stets Grautöne gibt, von denen wir oftmals nicht die geringste Ahnung haben, schadet sicher nicht, immer leicht auffindbar im Hinterkopf zu behalten. Unter Umständen könnten davon nicht nur unsere Beziehungen, sondern auch wir selbst profitieren.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, Kevin Dutton: "Black and White Thinking: The burden of a binary brain in a complex world"

sus Brigitte

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