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Psychologie 5 Bauchgefühle, die du nie ignorieren solltest

Psychologie: Nachdenkliche Frau
© wolfstudiobkk / Shutterstock
Bauchgefühle können uns täuschen, ja – manchmal weisen sie uns aber auch den richtigen Weg. In diesen Fällen sollten wir sie keinesfalls unterdrücken.

Wenn unsere Kaninchen früher im Garten frei rumliefen, habe ich meine Mutter oft gefragt, ob sie nicht aus Versehen etwas Giftiges fressen könnten. Schließlich nagten sie sich fröhlich durch Blumen- bis Blattsalatbeete. Sie erwiderte dann stets: "Die hören schon auf ihr Bauchgefühl". Vielmehr war und ist es vermutlich ihr erlernter Riecher, der Tiere zwischen giftig und essbar entscheiden lässt. Trotzdem blieb mir dieser Satz im Kopf hängen. Manchmal ist es gut, auf sein Bauchgefühl zu hören. In der Natur rettet es Wesen vielleicht sogar das Leben. 

Nur hat unser Alltag heutzutage – in den meisten Fällen – kaum noch etwas mit der Natur zu tun, und unser Bauchgefühl ist auch nicht mehr das, was es mal war. In den vergangenen Jahren wurden wir von Mensch und Medien immerzu getriezt, ja aus unserer Komfortzone auszureisen. In diesem Neuland wartet angeblich nicht nur der Erfolg, sondern auch die Liebe, das Glück, Geld, Gesundheit. Gut, für Letztere sollte man den Schweinehund sicherlich ab und an überwinden, und neue Grenzen zu überqueren, gehört zum Leben auch dazu. Aber: Mit dem Glauben, die Komfortzone verlassen zu müssen, haben wir auch gelernt, oft gegen unser Bauchgefühl anzukämpfen. 

Das ist das Gemeine an ihm: Der Bauch ist kein einfacher Begleiter. Er gibt uns nicht per se den richtigen Rat. Er lässt sich vielmehr oft von Angst beeinflussen und hindert uns so vor neuen Erfahrungen, die uns eigentlich weiterbringen könnten. Der neue Job, bei dem das Bauchgefühl sagt, wir sollten lieber beim Alten bleiben, kann sich als Traumberuf entpuppen – wenn das Gefühl lediglich auf Angst vor Veränderung basiert. Wenn dem aber zum Beispiel die neue Chefin, die Stimmung beim Vorstellungsgespräch und im neuen Büro zugrunde liegt, kann der Bauch durchaus recht haben. 

Wie kommen wir nun aus diesem Irrgarten? Ich stelle mir bei dieser Frage oft die Schaltzentrale aus dem Animationsfilm "Alles steht Kopf" vor. In dieser werden Situationen von den personalisierten Gefühlen gerne mal ausdiskutiert. Bevor wir ein Bauchgefühl einfach unterdrücken, lohnt es sich in jedem Fall, es anzuhören. Und zu analysieren, ob die grundlose Angst vor Neuem oder eben das Bewahren vor dem Verzehr einer falschen Pflanze dahinter steckt. Denn: Wenn sich etwas wirklich nicht gut anfühlt, dann denke ich an meine Kaninchendame. Und die ist aufgrund ihres Bauchgefühls verdammt alt geworden. 

5 Bauchgefühle, die wir nicht unterdrücken sollten

1. "Mir ist das zu viel"

Burnout ist keine Auszeichnung dafür, ein:e gute:r Mitarbeiter:in, Freund:in oder Partner:in zu sein. Jeder Mensch hat individuelle Grenzen. Im Job- aber auch Privatkontext neigen wir dazu, sie für andere zu überschreiten, obwohl unser Bauch schon lange rebelliert. Stopp! Wer jedem gerecht werden will, vergisst sich selbst. 

2. "Ich kann mir keine Zukunft mit ihr:ihm vorstellen"

Dein:e Partner:in schmiedet fleißig Zukunftspläne und will zusammenziehen, dir macht der Gedanke an eine gemeinsame Wohnung Bauchschmerzen? In Bezug auf Partnerschaften haben wir viel zu oft verlernt, auf unser Bauchgefühl zu hören – und verlassen uns auf dessen Kosten auf das gesellschaftliche Idealbild der Liebe. Wenn der:die vermeintliche Traumprinz:essin vor dir aber nicht zu deinem Lebenstraum passt, wirst du unglücklich. Auch aus Rücksicht auf die Gefühle anderer sollten die eigenen nie unterdrückt werden. In puncto Liebe lohnt es sich wirklich, seinem Bauchgefühl zu folgen.

3. "Irgendwie macht mich das wütend"

"Mich hat das zwar verletzt, aber…", "Ich versteh zwar nicht, wieso er:sie das gemacht hat, aber…", "Er:sie hatte bestimmt Gründe" – kommen dir diese Sätze bekannt vor? Wut ist ein Gefühl, das wir uns heutzutage gar nicht mehr erlauben. Höchstens mit Worten kann man es umschreiben, wenn uns etwas sauer aufgestoßen ist – aber auch nur mit dem wohlbekannten "Aber", das signalisiert, dass alles gar nicht so schlimm ist. Dabei hat jede Wut einen Grund. Und wenn wir sie runterschlucken, kriegen wir nur richtige Bauchschmerzen.

4. "Ich will mehr"

Noch so ein Bauchgefühl, das wir blitzschnell unterdrücken. Klingt schließlich irgendwie egoistisch. Und "wollen", wer sagt so etwas überhaupt noch. Wenn überhaupt heißt es doch möchten … Schluss, aus, Ende. Wenn unser Bauchgefühl uns sagt, dass wir mehr wollen – sei es vom Leben oder von Menschen, befindet sich etwas gerade offensichtlich nicht im Gleichgewicht. Und während wir gelernt haben, immer die Bedürfnisse anderer zu erfüllen, meldet sich unser Bauchgefühl, um uns davor zu bewahren, mehr zu geben, als wir aktuell zurückbekommen. 

5. "Hier bin ich richtig"

Nicht zu vergessen: Es gibt auch gute Bauchgefühle. Und die stellen sich meist ein, wenn wir mit den richtigen Menschen zusammen oder aber am richtigen Ort sind. Das Geheimnis: sie voll und ganz auskosten und vor allem bemerken. Wenn man sich zum Beispiel nur im Urlaub "richtig" fühlt, läuft im Alltag offensichtlich etwas falsch. Hier kann uns das Bauchgefühl durchaus zu einem rundum zufriedeneren Leben führen – und uns zeigen, dass es nicht den einen, gesellschaftlich richtigen Weg für alle gibt, sondern für jede:n den ganz eigenen. 

mjd Brigitte

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