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Schön wär's Das passiert, wenn du immer glücklich bist

Psychologie: Eine Frau am Meer mit Vögeln am Himmel
© tonktiti / Adobe Stock
Immer glücklich sein? Das wäre schön. Was das mit uns machen würde, betrachten wir hier.

Schlechte Laune, Traurigkeit, Stimmungsschwankungen – wäre es nicht toll, wenn uns all das erspart bliebe und wir immer glücklich wären? Vorteile hätte es sicherlich ein paar. Doch Nachteile müssten wir vermutlich ebenfalls in Kauf nehmen. Vielleicht ist es gar nicht verkehrt, dass wir uns Glück nicht wie Ohrringe schmieden können.

5 Dinge, die passieren, wenn du immer glücklich bist

Du hast viel mentale Energie.

Unangenehme Gefühle wie Angst, Trauer, Enttäuschung oder Frust aktivieren in unserem Gehirn einen Prozess, der unseren Stirnlappen beansprucht und darauf abzielt, die Intensität und Auswirkung dieser Gefühle zu lindern. Unser Stirnlappen ist der Teil unseres Gehirns, der in hohem Maße an dem beteiligt ist, was wir mit Denken assoziieren, und Aktivität in dieser Region verbraucht verhältnismäßig viel Energie. Das bedeutet: Wenn wir traurig, wütend oder ängstlich sind, kostet uns das mentale Kapazität – die unser Stirnlappen dafür aufwendet, unsere Stimmung trotz unangenehmer Emotionen auf einem überlebenswilligen und -fähigen Niveau zu halten –, die uns beispielsweise für Problemlösung, Ideenfindung, Lebensgestaltung oder Einfühlungsvermögen fehlen kann.

Wären wir immer glücklich, könnten wir uns all die mentale Energie sparen, die wir zur Stimmungsstabilisierung aufwenden, und sie für andere Dinge nutzen. Vielleicht würden wir längst in einer anderen Galaxie leben und dort auf fliegenden Fischen durch die Atmosphäre reiten.

Du wirst mutiger und risikofreudiger.

Wenn wir uns vor etwas fürchten oder eine riskante Gelegenheit ausschlagen, spielt dabei häufig unsere Angst vor Leid und Unglück eine Rolle. Die wiederum ist uns vor allem deshalb meist präsent, weil wir immer wieder zeitweise leiden und unglücklich sind. Wären wir ständig fröhlich, würden wir mit der Zeit wahrscheinlich vergessen, dass es uns schlecht gehen kann und wie schwer es manchmal ist, unangenehme Gefühle und Stimmungen zu ertragen und unglückliche Phasen zu überstehen. So hätte ständiges Glücklichsein mit einiger Sicherheit zur Folge, dass wir mehr wagen würden, uns mehr trauen und zutrauen. Wir wären mutiger und zuversichtlicher. Und unvorsichtiger. Wir würden Risiken eher als weniger schlimm bewerten, als sie wirklich sind, und uns gegebenenfalls schechter vorbereiten und auf negative Konsequenzen einstellen. Auf der einen Seite könnten wir dadurch mehr Schönes erleben – und auf der anderen Seite in fatale Situationen geraten.

Du gewöhnst dich ans Glücklichsein.

Glücksmomente sind etwas Besonderes für uns, weil sie vergleichsweise selten sind. Eine perfekte Nacht mit einem lieben Menschen. Eine Wolkendecke, die genau dann aufreißt, wenn wir den Gipfel eines Berges erreicht haben und die Aussicht genießen möchten. Ein freier Tag am Meer, an dem wir nichts tun müssen, außer beim Lesen umzublättern und hin und wieder in die Wellen zu tauchen, um uns abzukühlen. So etwas erleben wir, genießen es und behalten es lange in unserem Gedächtnis. Sähe hingegen jeder Tag unseres Lebens so oder ähnlich aus, würden Glück und Freude für uns an Bedeutung und Besonderheit verlieren. Wir würden uns daran gewöhnen, würden desensibilisiert und bräuchten immer größere Glücksanstöße, um es als etwas Positives wahrzunehmen. Glücklichsein würde uns langweilig – und wir bekämen das Gefühl, dass uns etwas fehlt.

Du verlierst die Orientierung.

Welche Ziele wir uns im Leben setzen und welchen Weg wir einschlagen, ist zwar kein einfaches Thema, doch ein simples Muster steht uns zur Orientierung immerhin zur Verfügung: Glück und Freude anstreben, Schmerz und Leid umgehen. Würden wir nur eine der beiden Seiten kennen – oder sehen –, fiele es uns weitaus schwerer, uns Ziele zu setzen und Richtungen für uns zu herauszustellen, in die wir uns nicht bewegen möchten. Wären wir immer glücklich, müssten wir auf nichts hinarbeiten, nicht entscheiden, was uns wie wichtig ist und worauf wir im Leben verzichten können und wollen.

Du verlernst, dich mit anderen verbunden zu fühlen.

Es ist wunderschön, mit anderen Menschen Momente der Freude zu erleben – doch dieses Gefühl, Schmerz, Traurigkeit und Leid miteinander teilen zu können, ist ein emotionaler Schatz, der uns einander nahe bringt und uns in unzerstörbarer Weise miteinander verbindet. Auf diesen Schatz, diese Gewissheit, nicht allein zu sein, wenn wir merken, dass andere unseren Schmerz verstehen, sehen, kennen, miterleben, würden wir verzichten, wenn wir immer glücklich wären, und damit in Kauf nehmen, dass unsere Beziehungen weniger tief und verlässlich wären.

Verwendete Quellen: Martin Korte, "Hirngeflüster. Wie wir lernen, unser Gedächtnis effektiv zu trainieren", psychologytoday.com

sus Brigitte

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