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Laut Forscherinnen Was Menschen allein durch dein Aussehen über dich annehmen

junge Frau lacht in die Kamera
© Westend61 / Adobe Stock
Ist Sehen gleich Glauben? Laut Forscherinnen: ja. In einer Untersuchung kam heraus, dass visuelle Informationen eine große Rolle bei der Beurteilung von Kompetenz und Leistung spielen.

Ob im Berufsleben, im Privaten oder in der Politik – wir Menschen ziehen schnell Schlüsse über die Persönlichkeitsmerkmale anderer, indem wir sie einfach nur ansehen. Insbesondere, wenn wir jemanden nicht kennen, kristallisieren sich bestimmte Merkmale heraus, die wir zu erkennen glauben und schnell in eine Schublade stecken.

Visuelle Hinweise im Job

In einem Beitrag mit dem Titel "Blinded by Our Sight" haben die Forscherinnen Nuria Tolsá-Caballero und Chia-Jung Tsay erörtert, wie schnell wir aufgrund unseres Blickes Schlussfolgerungen über die Persönlichkeitsmerkmale unseres Gegenübers ziehen.

Eine Eigenschaft, über die wir uns dabei am schnellsten ein Bild machen, ist die folgende: Kompetenz. Vor allem bei der Wahl von Führungspersönlichkeiten oder politischen Wahlen werde die Kompetenz anderer anhand visueller Informationen beurteilt. Das erklärt auch, weshalb Arbeitgeber:innen immer noch Bewerbungen mit Foto bevorzugen. Anhand derer können sie schließlich Gesichtszüge, demografische Merkmale und Kleidung grob erkennen und sich unterbewusst ein Bild über die Kompetenz der Bewerbenden machen. Laut der Untersuchung bilden sich derartige Eindrücke innerhalb von rund 100 Millisekunden nach der Betrachtung. Darüber hinaus soll die Wahrnehmung von Kompetenz über das Aussehen einen enormen Einfluss darauf haben, wer für Status- und Machtpositionen ausgewählt wird und sogar darauf, wie die Gehälter von CEOs festgelegt werden.

Der Einfluss vom Aussehen in der Politik

Laut der beiden Forscherinnen können visuelle Beurteilungen auch die Wahlentscheidung beeinflussen. Der Anschein von Kompetenz könne durch den Mangel anderer aussagekräftiger Informationen mehr Einfluss haben, da wir vorrangig den ersten Eindruck nutzen, um Menschen zu beurteilen, die uns nicht bekannt sind. So stellten die Forscherinnen fest, dass Wähler:innen mit weniger politischem Wissen bei allgemeinen Wahlen von visuellen Hinweisen auf Kandidat:innenfotos beeinflusst zu werden scheinen, während Wähler:innen mit mehr politischem Wissen von visuellen Hinweisen eher unbeeinflusst bleiben. Bei Vorwahlen hingegen stellten sie fest, dass Wähler:innen mit hohem Wissensstand möglicherweise nur wenig über die Kandidat:innen selbst wissen und sich daher von visuellen Hinweisen leiten lassen. Sie stellten sogar fest, dass visuelle Hinweise die Eindrucksbildung so stark beeinflussen können, dass die Wähler:innen relevante Informationen außer Acht lassen oder ignorieren.

Wie zuverlässig sind visuelle Hinweise?

Wie die beiden Forscherinnen herausgefunden haben, hängt die tatsächliche Kompetenz nicht mit den Gesichtsmerkmalen oder der Kleidung zusammen. Auch sagt das Aussehen nichts über die Effektivität als Führungskraft oder die Leistung als CEO aus. Forschungen zu statischen visuellen Hinweisen zeigen, dass Kompetenzurteile in Stereotype über demografische Merkmale und die Wahrnehmung von Status eingebettet sind. Das erklärt, weshalb wir so schnell Urteile fällen, noch bevor wir uns ernsthaft mit einer fremden Person unterhalten oder deren Verhalten beobachtet haben: Weil wir uns von Stereotypen leiten lassen, die tief in uns verankert sind.

Doch was können wir dagegen tun? Wahrscheinlich ist der beste Weg, uns von unseren Vorurteilen zu befreien, indem wir die Menschen, die wir zu beurteilen beabsichtigen, als Ganzes kennenlernen – also in erster Linie persönlich – und uns dabei von unserer übereifrigen, objektiven Wahrnehmung befreien.

Verwendete Quelle: sciencedirect.com

joe Brigitte

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