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Psychologie Wieso du manchmal arrogant wahrgenommen wirst, obwohl du unsicher bist

Illustration arrogant wirkender Personen, die unsicher sind
© bizvector / Adobe Stock
Unsichere Menschen sind schüchtern? Nicht immer! Tatsächlich gibt es auch manche, die sich hinter kühlen Verhaltensweisen verstecken – und so Verwundbarkeit vermeiden wollen. Was nehmen wir als arrogant wahr, was auch auf Unsicherheit hindeuten kann?

Du stehst im Club, bei einer Gartenparty oder auf dem Schulfest deiner Kinder. Ihr seid in einer kleinen Gruppe, unterhaltet euch über Gott und die Welt. Wobei "unterhaltet" zu viel gesagt ist – denn eigentlich spricht die ganze Zeit nur diese eine Person. Sie erzählt, was sie alles neu hat, weshalb der Arbeitskollege letztens das Projekt vermasselt hat, was sie ohne Hilfe schon alles erreicht hat. Ziemlich ich-bezogen, oder? Das denken wir wohl alle im ersten Moment. Doch wenn wir genauer hinschauen, steckt hinter solchem Verhalten oft gar keine beabsichtigte Arroganz, sondern Unsicherheit. Ein wichtiger Unterschied.

Dieses Verhalten wirkt arrogant, zeigt aber eigentlich nur Unsicherheit

Oberflächliche Gespräche

Genau wie im obigen Beispiel. Unsichere, aber arrogant wirkende Personen geben in Gesprächen oft mit neuen Anschaffungen an, das kann eine Tasche sein oder auch ein neues Auto. Am besten: groß, teuer, selten. Auch eine Beförderung bei der Arbeit wird gerne mitgeteilt, egal ob es sich um gerade kennengelernte oder alte Freund:innen handelt. Es wird nicht zu persönlich, sondern bleibt bei einem oberflächlichen Angeben. 

Ein subtiler, aber guter Hinweis, ob es sich um Arroganz oder Unsicherheit handelt, ist die Sprache: Während Menschen mit ersterer Eigenschaft in ihren Erzählungen alles selbst erreicht haben, erwähnen unsichere Personen auch mal das Glück, das sie hatten, oder die Hilfe ihrer Mitmenschen. 

Tendenz zu Monologen

Vermutlich erwarten wir eher, dass sich unsichere Menschen nicht viel in Gespräche einbringen. Das stimmt aber nicht ganz, wie die oberflächlichen Gespräche bereits gezeigt haben. Es kommt tatsächlich immer wieder vor, dass wir, wenn wir uns besonders unsicher fühlen, zu Monologen tendieren – entweder über Erfolge oder aber auch über andere Personen. Wir kennen diesen und jenen Promi, hatten schon mit einflussreichen Leuten zu tun oder der:die Ex, die bestimmt alle kennen, macht jetzt dies. Das Ziel dahinter: von sich selbst ablenken, sich selbst nicht verwundbar machen, aber dabei selbstbewusst und wichtig wirken. 

"Abwehrende" Körpersprache

Steht jemand mit verschränkten Armen vor dir, der Augenkontakt wird soweit wie möglich vermieden und es wirkt, als würde er:sie nicht so wirklich gut zuhören? Klingt abweisend, als würde sich dein Gegenüber für etwas Besseres halten, als würde er:sie etwas verbergen und sich nicht ehrlich für dich interessieren. Das muss aber nicht dahinterstecken – denn auch unsichere Menschen verhalten sich auf diese Weise. Oft sind sie mit sich selbst nicht im Reinen, beschäftigen sich mit eigenen Themen und wirken deshalb abwesend und arrogant, dabei nehmen sie nur eine Schutzhaltung ein.

Lügen und Schuldzuweisungen

Fehler sind menschlich. Doch arrogante Menschen sehen partout nicht ein, dass sie selbst einen Fehler gemacht haben könnten. Sie schieben es auf andere Personen, Freund:in X, Arbeitskolleg:in Y oder Familienmitglied Z. Ähnlich machen es unsichere Menschen, die ohnehin ein geringes Selbstwertgefühl haben und nach außen hin auf keinen Fall schwach wirken möchten. Die Folge: Sie lügen und geben anderen die Schuld für ihre Fehler.

Ungesunde Vergleiche

Arrogante Menschen verfolgen in der Regel den Leitspruch "Ich bin besser". Das wollen sie auch anderen beweisen, indem sie auf einer Party mehr trinken, indem sie sich selbst und ihre Kinder "besser" anziehen als die Mitmenschen, indem sie einfach immer noch einen drauf setzen. Doch mit diesem Verhalten soll auch oft Unsicherheit, das eigene geringe Selbstwertgefühl oder emotionaler Schmerz kaschiert werden. Durch das ständige Streben nach "Ich bin besser" fühlen sich Betroffene etwas sicherer, weil ihre Fassade nach außen hin gut, stabil aussieht. 

Erkennst du dich selbst oder einen Mitmenschen in diesen Verhaltensweisen wieder? Sprecht über tieferliegende Probleme und versucht – eventuell auch mit professioneller Hilfe – die Unsicherheit zu überwinden.

Verwendete Quellen: hackspirit.com, learning-mind.com

sas Brigitte

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