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Psychologie Darum ist Langeweile wichtig für uns

Eine Frau sitzt mit einer Kaffeetasse zwischen den Beinen auf dem Bett mit ihrer Katze
© Ser Borakovskyy / Shutterstock
Langeweile ist schwierig auszuhalten, deshalb ersticken wir sie meist im Keim. Dabei ist das gar nicht immer so gut für uns.

Spätestens seit wir alle unsere Smartphones ständig mit uns rumschleppen, ist Langeweile ja quasi abgeschafft. Der Bus kommt erst in 12 Minuten? Kein Ding, dann lese ich halt den Artikel, den ich mir gespeichert habe. Bei der Ärztin dauert's mal wieder länger? Gut, dass es Instagram gibt! Doch tatsächlich ist diese Dauerberieselung, dieses ständige Gefordert-Sein gar nicht mal sooo prima für uns und unseren Geist.

Langeweile lässt "Gedanken wandern"

Wenn wir uns langweilen, passiert in unserem Gehirn nämlich etwas, das Psycholog:innen als "Gedankenwandern" bezeichnen: Die Gedanken, die uns beschäftigen, ziehen sich zurück und verlieren an Dringlichkeit. Dadurch wird der Weg frei für ganz neue Denkansätze, unsere Kreativität kann sich plötzlich viel besser entfalten.

Allerdings gibt es dabei eine Einschränkung: Damit unsere Gedanken auf Wanderschaft gehen, müssen wir uns so RICHTIG langweilen. Das heißt, wir müssen zum Beispiel irgendetwas Stupides, Anspruchsloses machen – vielleicht Menschen an der Bushaltestelle zählen oder vorbeifahrende Autos.

Wenn wir nur so rumsitzen, klappt das nicht, weil wir unsere Gedanken dann natürlich nicht richtig loslassen. Aber wenn wir Instagram durchforsten, funktioniert das eben auch nicht, weil wir neuen Input und Anregungen von außen bekommen. 

Tatsächlich haben Forschende nachgewiesen, dass dieses "Gedankenwandern" unsere Kreativität so auf Trab bringt, dass wir dadurch Probleme sogar besser lösen können als nicht gelangweilt!

Langeweile gibt uns neuen Drive

Eine andere Funktion von Langeweile ist, uns zu motivieren. Wie? Ganz einfach: Langeweile fühlt sich doof an, sie kann sogar richtig quälend sein. Deshalb vermeiden wir sie ja so gerne mit Hilfe unseres Smartphones.

Aber stellt euch mal vor, wir würden uns langweilen und hätten kein Smartphone – dann müssten wir uns wohl oder übel etwas anderes zu tun suchen. So was wie Freunde treffen, ins Kino gehen, unser Fahrrad reparieren. Oder uns einen neuen Job suchen, wenn wir zum Beispiel am Arbeitsplatz ständig heimlich twittern oder so ...

Insofern könnte Langeweile uns richtig Drive im echten Leben geben, wenn wir sie hin und wieder zuließen und uns fragten, warum wir in einer Situation sind, in der wir uns langweilen.

Also: Ab und zu können wir das Smartphone an der Bushaltestelle vielleicht mal bewusst in der Tasche lassen und stattdessen die vorbeifahrenden Autos zählen. Vielleicht kommt uns dabei ja eine geniale Idee, wie wir am Ende des Monats endlich mal ein Plus auf dem Konto haben ...

sus Brigitte

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