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Psychologie Business-Coach verrät: Dieser Satz hat mein Leben verändert

Psychologie: Business-Coach Andrea Huss
© Caren Detje
Mit ihrem Coaching möchte Andrea Huss Menschen Mut machen einen einfacheren Weg im Leben einzuschlagen und berichtet uns von dem Satz, der ihr Leben veränderte.

"Nie war mehr Anfang als jetzt." Der Dichter Walt Whitman hat diesen Satz geschrieben. Ich stolperte über ihn, als ich 2011 gerade meine Coaching-Ausbildung machte. In einer Phase, in der ich mit einem Bein noch im Journalismus steckte und mit dem anderen schon in der neuen Welt des Coachings. Ich hatte den Mut aufgebracht, mich aus einer schwierigen Jobsituation zu befreien, aber jetzt hing ich im Ungewissen. Es fühlte sich so vieles daran an wie ein Ende – wie ein Schlussstrich, den ich selbst gezogen hatte, dass es mich blockierte. "Nie war mehr Anfang als jetzt" klang dagegen ganz anders. Ich war immer noch am gleichen Punkt, aber der war eben auch ein Neubeginn.

Mut zur Lösung

Vor Kurzem erzählte mir eine Klientin, nennen wir sie Julia, dass sie sich, obwohl erst 42, in ihrem Job mittlerweile alt fühle, "dieser ganze Social-Media-Kram, um den es bei uns jetzt nur noch geht, nervt mich". Julia erinnerte sich daran, mit wie viel Begeisterung sie vor 18 Jahren in der Firma angefangen hatte, welche tollen Projekte mit Substanz sie auf die Beine gestellt hatte. Und nun, nun regiere die Oberflächlichkeit. Aber vermutlich bliebe ihr ja eh nichts anderes übrig, als das Spiel mitzuspielen. Als ich ihr sagte, dass ich leider als Coach nicht ihr berufliches Umfeld verändern könne, dass nur sie selbst sich verändern kann und sich dadurch vielleicht auch in der Firma etwas für sie bewegt, sah sie geradezu wütend aus. "Muss ich denn wirklich noch mehr tun?", fragte sie frustriert.

Man könnte sich in einer Coaching-Sitzung ewig dort aufhalten, im Reich des Ärgers über Dinge, die nicht so laufen, wie man es sich vorgestellt hat. Aber Coaching will keine Probleme auf ihr Warum durchleuchten, sondern Mut machen zu Lösungen. Auch weil ich mich an mich selbst erinnert fühlte, als ich ihr zuhörte, fragte ich Julia: "Stellen Sie sich mal vor, Sie würden als eine Frau auf diese Situation blicken, die sich sagt: `Nie war mehr Anfang als jetzt!‘ Was würden Sie dann sehen?" – "Dass ich da weggehen muss", kam ihre Antwort sofort. Dann verstummte sie, weil sie diesen Satz doch gar nicht denken wollte. Sie wolle im Coaching ein paar Sachen lernen, um es bei der Arbeit die nächsten Jahre besser auszuhalten, betonte sie. "Das können Sie ja genauso", entgegnete ich. Klar, sie könne den Anfang auch so verstehen, dass sie sich einfach mal auf die neuen Themen einlässt, vielleicht sogar eine Social-Media-Schulung macht. Ich bat Julia, sich in den zwei Wochen bis zur nächsten Sitzung genau zu beobachten. Auf welchen Anfang hat sie Lust? Welchen ersten Schritt mag sie gehen, damit sie sich wieder wohlfühlt? Tatsächlich meldete sie sich zu einem Pinterest-Workshop in der Firma an.

"Und", fragte ich Julia beim nächsten Treffen, "hat sich das nach Anfang angefühlt?" – "Nee, das ist echt nichts für mich, das weiß ich jetzt!", sagte sie. Als wir uns bei dieser Sitzung mit ihren wichtigsten Werten beschäftigten, schrieb sie "Tiefe" auf ein Kärtchen, "Bodenständigkeit" auf ein anderes. Sehr zufrieden sah sie dabei aus. "Was meinen Sie: Können Sie diese beiden Werte bei Ihrer Arbeit gerade leben?" – "So gut wie gar nicht." Ein Stein war ins Rollen gekommen. Es war der Anfang, den sie brauchte, den sie sich selbst bereitete. Ab diesem Moment sammelte Julia Ideen, was sie noch machen könnte jenseits der aktuellen Rolle, sie schaute sich um, welche Jobs zu ihr passen würden.

Die Hauptrolle im eigenen Leben

Als wir nach zehn Stunden unseren letzten Termin hatten, zeigte ich Julia ein Foto der Themen, die sie bei unserer ersten Session zu Papier gebracht hatte. Da standen Begriffe wie "Alles oberflächlich" und "altes Eisen". "Verrückt", sagte sie. "Ich merke gerade, dass ich schon an einem völlig anderen Punkt bin. Ich bin auf der Reise, keine Ahnung, wo ich ankomme, aber es tut gut, dass ich mich bewege." Im Coaching wird oft davon gesprochen, wie wichtig es sei, sich im "Driver’s Seat" zu befinden und nicht auf dem Beifahrersitz, während das eigene Leben von anderen gelenkt wird. Dass Julia jetzt selbst die Verantwortung dafür trägt, sich glücklich zu machen, diese Erkenntnis kam mit dem Satz "Nie war mehr Anfang als jetzt". Dass sie mittlerweile freiberuflich in einer Stiftung arbeitet, ist da eher die Nebensache.

Kleine Übungen

Schreiben Sie drei Dinge auf, die Sie im Alltag gerade nerven.

An welcher Sache können Sie am ehesten etwas verändern?

Wenn Sie gleich morgen damit begännen, wie sähe dann der erste Schritt aus?

Andrea Huss

Sie ist systemische Coachin in Hamburg und begleitet Frauen in Veränderungsprozessen. Für uns berichtet sie jeden Monat von einem Fall aus ihrer Praxis. Mehr Infos unter: https://www.andreahuss.de/

Dieser Text stammt aus der BRIGITTE WOMAN.

Brigitte

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