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Psychologie 99-Jährige teilt ihr Geheimnis für ein langes, glückliches Leben

Alte, glückliche Frau (gemaltes Bild)
© Clàudia Ayuso / Adobe Stock
Wie können wir alt werden – und glücklich dabei bleiben? Eine 99-Jährige geht mit ihren Weisheiten viral, und es lohnt sich, hinzuhören.

Mildred Kirschenbaum wird in wenigen Monaten 100 Jahre alt – sie lebt allein, sie fährt noch Auto, schreibt ihren Lieben mit ihrem iPhone "und verpasst nie eine Happy Hour", wie es "Fox News" schreibt. In einer Welt, in der jede:r alt werden, aber eben nicht alt werden möchte, ist sie für viele ein Vorbild – was auch die enorme Beliebtheit und Reichweite ihrer Videos auf Instagram und TikTok erklärt.

Wer so lange lebt, der:die wandelte nicht immer unter heiterem Sonnenschein. Trotzdem gelingt es Mildred, das Leben zu genießen. Wie schafft sie das? Angeregt von ihrer Tochter Gayle, teilt die 99-Jährige ihre Lebensweisheiten mit der ganzen Welt – und wir hören natürlich ganz genau hin.

"Man muss das Leben genießen"

In einem Video, das ihre Tochter am 30. Mai dieses Jahres postete, verrät Mildred, was das Geheimnis für ihr glückliches Leben ist: alles eine Sache der Haltung. "Ich habe Freund:innen, die 20 Jahre jünger sind, die 15 Jahre jünger sind – und ihre Einstellungen werden dazu führen, dass sie mein Alter nicht erreichen werden", erzählt sie in ihrem Video. Sie kenne Menschen, die sich über ihr Essen beschweren würden, weil es zu kalt sei, oder darüber, dass ihre Kinder sie nur einmal in der Woche anrufen würden. Doch diese negativen Perspektiven müssen umgekehrt werden, so Mildred. "Wenn das Essen nicht ganz stimmt, gibt es eben ein Extra-Dessert.Wenn du nur einmal die Woche von deinen Kindern hörst, ist es in Ordnung. Sei dankbar, dass sie ihr Leben genießen."

Diese Denkweise sei wohl der Grund, warum sie schon so lange lebt, glaube sie. "Man muss das Leben genießen. Man geht nur einmal durch dieses Leben. Wenn du in die Jahre gekommen bist, tu dir selbst einen Gefallen – nicht deinen Kindern, nicht deinen Freund:innen, nicht deiner Welt, sondern dir selbst: Genieße alles. Sitz nicht zu Hause und jammere und stöhne und sage: 'Ich gehe nur noch zum Kühlschrank.' Tu etwas!" Eine Weisheit, die Mildred nicht erst durch das Alter erlangt hat, wie sie selbst sagt: "Wenn man nicht klug ist, wenn man jung ist, wird man nur dümmer." 

"Genieß das Leben" – das liest sich für manche Person womöglich im ersten Moment wie eine sehr platte Attitüde. Und sicherlich, diesen Aufruf mag man schon sehr oft gelesen haben. Doch Mildred ist niemand, der das Glück in die Wiege gelegt wurde. Wie bereits gesagt, wer 99 Jahre auf Erden wandelt, hat bei Weitem nicht nur sonnige Tage erlebt.

Mutter und Tochter geht es auch viel um Vergebung

Inzwischen ist die Beziehung zwischen Mildred und ihrer einzigen Tochter Gayle zwar sehr liebevoll, doch dem war nicht immer so. "Ich war das jüngste von drei Kindern", erzählt sie. "Ich hatte zwei ältere Brüder, und meine Mutter war, das kann ich jetzt mit ihren 99 Jahren offen sagen, sehr streng und missbräuchlich zu mir. Ich bin sehr früh von zu Hause weggegangen." Gayle, mit einem Emmy ausgezeichnete Filmemacherin, Fotografin, Autorin, Coachin und Rednerin, wurde von ihrer Mutter inmitten ihres damaligen beruflichen Erfolgs scharf kritisiert und schikaniert – angefangen bei ihrem Gewicht bis hin zu ihrer Nase. Letzteres verarbeitete Gayle in einem Kurzfilm mit dem Titel "My Nose", der die Geschichte der regelrechten Kampagne ihrer Mutter erzählt, die sie zu einer Nasen-OP drängen wollte – ohne Erfolg, wie Gayle sagt.

Der Film brachte Gayle auf das Cover der Washington Post mit dem für Mildred wenig schmeichelhaften Titel: "If you have a mother like Gayle Kirschenbaum [has], you better get yourself into psychoanalysis." (übersetzt etwa: "Wenn man eine Mutter hat wie Gayle Kirschenbaum, sollte man sich besser in Psychoanalyse begeben.") Die damalige Reaktion von Mildred? Gewohnt positiv: "Wow, toll. Schlechte Presse ist besser als keine Presse. Ich bin auf der Titelseite der Washington Post."

Doch für Gayle sah das Ganze anders aus: "Ich konnte so nicht weitermachen. Es hat sich auf jeden Aspekt meines Lebens ausgewirkt." Ihr wurde klar, dass sie ihrer Mutter würde vergeben müssen, nur wusste sie nicht, wie sie das anstellen sollte – "also habe ich mich auf eine Reise begeben und einen Film gedreht". Zusammen mit ihrer Mutter arbeitete sie ihre gemeinsame – und Mildreds – Vergangenheit auf. Der Film "Look at Us Now, Mother!" (übersetzt: "Sieh uns jetzt an, Mutter!") warf einen Blick auf die Beziehung zwischen Mutter und Tochter – und veränderte sie bis heute. 

"Ich bin an einem Punkt im Leben angekommen, wo ich auf die 100 Jahre zugehe. Wenn ich ins Bett gehe, wache ich vielleicht nicht mehr auf", sagt sie in einem Video, das sie mit ihrer Tochter aufgenommen hat. "Es tut mir leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Aber ich habe das Gefühl, dass du es getan hast, weil wir miteinander geredet haben. Und nun versuche ich, mir selbst zu verzeihen.

Ihren 100. Geburtstag feiert sie wohl bei einem besonderen Familienessen in Orlando. Dabei freue sie sich besonders auf die Gespräche mit ihren Liebsten: "Das größte Geschenk, das sie mir machen können, ist, dass sie alle miteinander reden, wenn sie zu meiner Geburtstagsfeier kommen. Genau so empfinde ich das."

Verwendete Quellen: foxnews.com, instagram.com, filmstarts.de

csc Brigitte

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