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Selbstentwicklung Was Menschen anders machen, die mit jedem Jahr weiser werden

Psychologie: Eine nachdenkliche Frau mit einer Tasse in der Hand
© Buyanskyy Production / Adobe Stock
Mit den Erfahrungen, die wir machen, verändern wir uns – doch wir werden nicht automatisch immer weiser. Was Menschen ausmacht, deren Weisheit mit ihrem Erfahrungsschatz wächst, betrachten wir hier.

Weisheit assoziieren wir im Unterschied zu beispielsweise Intelligenz tendenziell mit einem fortgeschrittenen Alter und einem gewissen Fundus an Lebenserfahrung. Wer weise ist, so die gängige Vorstellung, handelt mit Bedacht, lässt sich nicht aus der Ruhe und Balance bringen und hat anscheinend irgendwelche essentiellen Dinge verstanden, die weder in Büchern stehen noch in Podcasts besprochen werden. Diese Attribute passen vielleicht besser zu einer älteren Person, die schon viel erlebt hat und nicht mehr hungrig ist, als zu einem jungen Menschen, der sich ausprobiert, von einem Weg auf den anderen springt und am liebsten auf drei Kopfhörerpartys gleichzeitig tanzen möchte. Doch dass ältere Menschen automatisch weise und immer weiser sind als jüngere, folgt daraus nicht. Und stimmt nicht. Es ist offensichtlich sehr leicht, alt, aber nicht weise zu werden. Sonst gäbe es zum Beispiel keine alten Menschen, die sich über die meisten Veränderungen in der Welt beschweren und davon überzeugt sind, dass früher alles besser gewesen sei. 

Was Weisheit bedeuten kann

In einem psychologischen Konzept von Weisheit, das der US-Amerikaner Robert Sternberg 1998 vorgestellt hat, gilt Weisheit als die Fähigkeit, drei zueinander häufig in Konflikt stehende Bedürfnisarten in Einklang zu bringen: Die eigenen Bedürfnisse, die Bedürfnisse der Mitmenschen und die Bedürfnisse der Welt an sich. Weisheit schließt demnach unter anderem Umweltbewusstsein ein. Und Empathie. Und Selbstbewusstsein. Dass diese drei Elemente bei einer dreijährigen Person ausgereift sein könnten, wäre vielleicht ein wenig unrealistisch anzunehmen, doch ein junger Erwachsener könnte nach dieser Definition durchaus weise sein. 

Was immer wir uns unter Weisheit vorstellen und im Detail darunter verstehen, es handelt sich eher um eine Eigenschaft, die wir im Laufe unseres Lebens erwerben, als um eine angeborene wie unsere Augenfarbe oder Stimme. Es mag gewisse natürliche Anlagen geben, die die Entwicklung von Weisheit begünstigen, doch davon abgesehen liegt es an uns, ob wir älter und weiser werden oder nur älter. In einem Artikel für "Psychology Today" hat die Psychologin Susan Krauss Whitbourne philophisch inspirierte Voraussetzungen geteilt, unter denen Weisheit entstehen und wachsen kann. 

Eigenschaften von Menschen, die mit jedem Jahr weiser werden

Sie wissen, was sie wissen – und was nicht

Weise Menschen sind keineswegs allwissend und sind sich dessen bewusst. Sie haben ein Interesse daran, zu wissen, was sie wissen können, sehen und akzeptieren dabei jedoch ihre Grenzen. Deshalb sind sie bereit, sich belehren zu lassen und sich weiterzubilden.

Sie sind an dem Wohl ihrer Mitmenschen interessiert

Weise Menschen blicken nicht nur auf das, was sie von anderen Menschen abgrenzt, trennt und unterscheidet, sondern sehen ebenso, was sie mit ihnen verbindet. Sie kultivieren Zusammenhalt und Gemeinschaft, indem sie sich bemühen, Mitgefühl und Verständnis für ihre Mitmenschen aufzubringen. 

Sie haben ein Bewusstsein dafür, was richtig und was falsch ist, und halten sich daran

Weise Menschen verstehen, dass sie Teil eines größeren Zusammenhangs sind und dass ihre persönlichen Interessen und Vorteile in diesem Zusammenhang manchmal zurückstehen müssen. Weil es dem Ganzen mehr schadete als nützte, würden sie darauf bestehen, sie durchzusetzen. Sie sind bereit, etwas als richtig und falsch anzuerkennen, das nicht allein auf sie bezogen ist, und demgemäß zu handeln, ohne sich übergangen zu fühlen. 

Sie können rationale Entscheidungen treffen

Weisheit beinhaltet laut Susan Krauss Whitbourne ein Bewusstsein für die eigene Intuition und die Fähigkeit, intuitive Impulse einzuordnen und ihnen rationale Überlegungen entgegenzustellen. Wer weise ist und weiser wird, lernt die eigenen Muster zu erkennen und sich in eine Lage zu bringen, bedacht zwischen einer intuitiven und einer analytischen Herangehensweise zu entscheiden – oder eine Kombination daraus zu wählen.

Sie wertschätzen Harmonie und natürliche Ordnung

Weise Menschen sehen und achten die Harmonie und Ordnung, in die wir uns als Menschen einfügen, und sind empfänglich für die darin befindliche Schönheit. Sie erkennen die Berechtigung von Genuss und Ästhetik an, anstatt es stets Funktionalität und Effizienz unterzuordnen. 

Sie stellen sich den Situationen, nicht ihren Fantasien

Menschen, die ihre Weisheit kultivieren, bemühen sich darum, auf das zu reagieren, was ist, und nicht auf ihre Vorstellungen, Wünsche und Interpretationen. Sie hinterfragen ihre Schlüsse und Bewertungen, indem sie ihren Blick gezielt auf Tatsachen richten und ihre subjektiven Urteile davon unterscheiden. 

Sie lassen sich von logischen Folgerungen überzeugen

Weise Menschen kennen den Unterschied zwischen Meinung und dem, was wir wissen und wissen können. Sprechen messbare Fakten oder die Gesetze der Logik gegen ihre Meinung und ihren Glauben, sind sie bereit, davon abzulassen, ohne sich verunsichert oder unterlegen zu fühlen.

sus Brigitte

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