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Psychologie 5 Stärken von introvertierten Menschen, die viele übersehen

Vorurteile gegen Introvertierte: Eine junge Frau mit Locken und gelben Pulli schaut lächelnd in die Kamera
© iuricazac / Adobe Stock
Langweilig, unsicher, ungesellig: Gegenüber Introvertierten gibt es viele Vorurteile. Dabei haben sie jede Menge Stärken. Zum Beispiel …

Kreativität

Isaac Newton, Charles Darwin, Marie Curie, Steven Spielberg, J. K. Rowling – die Liste besonders erfinderischer und einfallsreicher Introvertierter ist lang. Denn Kreativität braucht das Alleinsein. Dass beim gemeinsamen Brainstorming viel Innovatives herauskommt, ist ein Mythos. Menschen haben mehr und bessere Ideen, wenn sie die Chance haben, allein über etwas nachzudenken. Und genau das machen Intros eh am liebsten. Weiteres Plus: Eben weil Intros nicht so sehr auf Stimulation von außen angewiesen sind, haben sie oft einen besonders guten Zugang zur inneren Welt der Fantasie, in der sich Gedanken von der Realität lösen und neue Wege gehen. Außerdem langweilen sich Intros seltener. Sie mögen es, in Ruhe ihren Gedanken nachzuhängen, und dieses Tagträumen ist Nährboden für Kreativität.

Fokus

Intros misstrauen dem Impuls des Augenblicks, wie es der Psychologe Hans Eysenck, auf den die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema zurückgehen, ausgedrückt hat. Extros springen eher auf Neues an und lassen sich leichter von einer Sache abbringen, denn jede Ablenkung belohnt ihr Gehirn mit der Ausschüttung von Dopamin und das, anders als den schnell überreizten Intros, gibt ihnen den Kick. Intros haben Freude daran, sich in eine Sache zu versenken. Sie konzentrieren sich lieber nur auf eine Aufgabe, während Extros zum Multitasking neigen, was, wie man mittlerweile weiß, eine Illusion ist und zu schlechteren Ergebnissen und mehr Fehlern führt. Es gibt Untersuchungen, dass Intros gerade bei schwierigeren Aufgaben mit Beharrlichkeit punkten und eher dranbleiben, Extros dagegen schneller aufgeben, vermutlich auch, weil ihnen eher langweilig wird und sie stärker auf direkte Ergebnisse und kurzfristigeren Erfolg aus sind. "Ich bin gar nicht so klug. Ich setze mich einfach länger mit dem Problem auseinander", soll der introvertierte Albert Einstein gesagt haben.

Unabhängigkeit

Weil sie ihre Meinung oft erst mal für sich behalten, wird leisen Menschen häufig unterstellt, sie hätten keine. Dabei sind sie, eben weil sie nicht so sehr auf Aufmerksamkeit und Bestätigung von anderen angewiesen sind, oft besonders unabhängig. Wie sie auf andere wirken und von diesen beurteilt werden, scheint ihnen ein Stück weit egaler zu sein als den Extros: Studien zufolge geben Intros weniger Geld für Statussymbole aus, nehmen seltener Schönheits-OPs in Anspruch und bleiben in Vorstellungsgesprächen, wenn es darum geht, sich besonders gut zu verkaufen, eher bei der Wahrheit. Auch das Entscheidungsverhalten scheint unterschiedlich: Fast acht von zehn Intros sagen, dass sie dabei ganz auf ihre Intuition und ihr eigenes Empfinden vertrauen; zwei Drittel der Extros geben an, jemanden zu brauchen, der sie in die richtige Richtung lenkt.

Teamfähigkeit

Auch wenn Intros ihre Energie aus dem Alleinsein ziehen, macht sie das nicht zwangsläufig zu unsozialen Einzelgänger:innen. Im Gegenteil: Weil sie gut zuhören, Wert auf Harmonie legen und oft auch besonders einfühlsam sind, sind sie meist sehr gute Teamplayer. Tatsächlich schneiden Intros unter Wettbewerbsbedingungen schlechter ab als Extros. Wenn dagegen in einer Aufgabe Kooperation gefordert ist, liegen sie vorn. Eine Studie, in der Gruppen gemeinsam ein mehrmonatiges Projekt bearbeiteten, kommt zu dem Schluss, dass Extros zwar von anderen positiv und als Gewinn gesehen werden, wenn die Dinge gut laufen, zum Beispiel weil sie alle energetisieren und mitreißen. Aber wenn es Konflikte gibt oder das Team unter Druck gerät, wird die laute Art der Extros, die leisere Teammitglieder an den Rand drängt oder versucht zu dominieren, zunehmend als Störfaktor empfunden.

Vorsicht

Klar, man kann Intros auch ängstlich, zögerlich und wenig spontan nennen, aber eigentlich ist es eine echte Stärke, vorausschauend, überlegt und mit Bedacht unterwegs zu sein. Intros bauen zum Beispiel seltener Verkehrsunfälle als Extros. Und weil sie kein Fan von Überraschungen sind, planen sie lieber im Vo-raus und sind gut organisiert. Introvertierte brauchen häufig ein bisschen länger, um sich auf Neues einzustellen – auch weil ihr Gehirn etwas langsamer arbeitet. Aber auch daraus kann ein Vorteil werden: Wenn die Reaktionsgeschwindigkeit getestet wird, haben Extros zwar im Durchschnitt die Nase vorn, doch Intros machen weniger Fehler.

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Brigitte

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