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Energieverschwendung? Warum du dich über Kleinigkeiten aufregst, obwohl sie dir nichts bedeuten

Psychologie: Abbildung einer frustrierten Frau
© yesdoubleyes / Adobe Stock
Du schlägst dich emotional mit nervigen Kleinigkeiten herum, obwohl du klar siehst, dass sie keine Bedeutung für dich und dein Leben haben? Was dahinterstecken kann, liest du hier.

Der gedankenlose Kommentar einer Kollegin, Käse-Pampe statt Trüffel-Mayo zur Pommes-Bestellung, ein angeblich nicht zustellbares Paket, nachdem niemand geklingelt hat, eine Kinderwagenparade im Hauflur. Unser Alltag ist voller nerviger Kleinigkeiten, über die wir uns aufregen könnten – und das, ohne dass wir überhaupt dazu gekommen sind, ins Internet zu schauen. An manchen Tagen und Phasen schlängeln wir uns graziös durch die Kinderwagen, verbinden die Paket-Abholung mit einer Kugel Erdbeersorbet, dippen unsere Pommes dann eben in unseren Milchshake und schmunzeln über unsere Kollegin. Und an anderen – nervt uns einfach alles. Belagern die unwichtigsten Kleinigkeiten unsere Gedanken, dominiert die Aufregung darüber unsere Gefühle, sind wir weit davon entfernt, uns den Dingen unseres Lebens zu widmen, die uns etwas bedeuten und mit Freude erfüllen. Und das, obwohl wir die Aufwühler unseres inneren Sees rational als Lappalie einordnen. 

In der Regel hängt es mit unserer Verfassung zusammen, wie reizbar wir sind und wie sehr uns etwas nervt. Allerdings ist der Zusammenhang nicht so einfach, dass wir klar sagen könnten, wenn alles okay ist, regen wir uns nicht auf, sonst schon. Investieren wir ungewollt mehr Kapazitäten in den Frust über Unbedeutendes, als es unserer generellen Priorisierung und Werteordnung entspricht, können vielfältige Gründe dahinter stecken. Unter anderem folgende.

5 mögliche Gründe, warum du dich über Kleinigkeiten aufregst

Du lenkst dich damit von unangenehmeren Dingen ab

Manchmal kann eine Vermeidungsstrategie dahinterstecken, wenn wir uns über belanglose Dinge übermäßig stark aufregen, und ein Hinweis darauf sein, dass es Themen in unserem Leben gibt, denen wir uns nicht stellen möchten oder können. Vielleicht fühlen wir uns unzufrieden mit einem unserer Lebensbereiche oder pflegen oder entwickeln eine ungesunde Gewohnheit, die wir nicht loslassen können. Solche Dinge können viel Energie und Aufmerksamkeit erfordern, über die wir nicht immer sofort verfügen. Also regen wir uns für eine Weile lieber über unbedachte Kommentare auf, weil das leichter ist. Bis wir bereit oder gezwungen sind, die wichtigeren Themen zu behandeln.

Du brauchst ein Ventil

Wenn wir akut geladen sind oder waren, unsere Wut aber nicht einfach ausleben konnten (weil wir zum Beispiel in einem sozialen Kontext steckten oder stecken, in dem es unangebracht wäre), können Lappalien eine Gelegenheit bieten, um Druck abzubauen. Vielleicht lösen wir nicht das Problem, das unsere Wut ursprünglich hervorgerufen hat, doch manche Probleme können wir eben nicht lösen, sondern müssen einen Weg finden, damit zu leben. Wenn es uns in solchen Fällen hilft, uns über die Kinderwagen im Hausflur aufzuregen oder die Käse-Pampe mit Karacho in den Müll zu feuern, und unsere Wut dadurch erträglicher wird, kann eine nervige Kleinigkeit durchaus ein wirksames Ventil sein. 

Du bist nicht ganz bei dir

Viele Menschen sind am wenigsten reizbar und am gelassensten, wenn sie ausgeruht sind und sich ihrer persönlichen Ziele, Werte und Prioritäten sicher und bewusst. Dieser Zustand ist allerdings nicht immer ohne Weiteres zu erreichen oder gar zu halten. Die wenigsten Personen können sich jeden Tag Zeit nehmen, um in sich hinein zu spüren, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu ergründen und ausführlich dankbar zu sein, für das, was sie haben. Die meisten fühlen sich gelegentlich unausgeglichen und müssen da irgendwie durch. Und das macht viele anfällig dafür, sich über Kleinigkeiten aufzuregen. Weil sie dann nicht in der Lage sind, sie in einem größeren Zusammenhang zu sehen und ihnen die (niedrige) Priorität zuzuweisen, die ihnen in ihrem Lebenskonstrukt eigentlich gebührt.

Die Kleinigkeiten haben eine größere Bedeutung, als dir klar ist

Einige Kleinigkeiten sehen wie welche aus, sind es in Wahrheit aber nicht. Oder verweisen wenigstens auf etwas, das uns wichtig ist. So kann zum Beispiel der gedankenloser Kommentar einer Kollegin Ausdruck einer zugrundeliegenden Respektlosigkeit uns gegenüber sein, die wir uns nicht gefallen lassen möchten. Oder die Pommes mit Trüffel-Mayo sind etwas derart Besonderes für uns, nachdem wir jahrelang vor frittierten oder fettigen Speisen Angst hatten und uns mit Mühe zu dieser Bestellung überwunden haben, dass wir uns zutiefst sabotiert fühlen, als wir Käse-Pampe in der Liefertüte vorfinden. Manche Kleinigkeiten sind für uns persönlich groß. Und manchmal hat unsere Aufregung den Zweck, uns darauf aufmerksam zu machen. 

Du hast dich daran gewöhnt

Was immer die ursprünglichen Gründe dafür gewesen sein mögen, aus denen wir angefangen haben, uns über Kleinigkeiten aufzuregen: Je öfter wir es tun, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns daran gewöhnen. Vereinfacht können wir es uns vorstellen, als wären da zwei mögliche Wege in unserem Gehirn: Der eine führt uns bei einem Reiz in einen Zustand der Empörung, der andere, über ein paar Brücken, in eine Position, in der wir den Reiz als Lappalie belächeln. Mit jedem Mal, das wir nun einen dieser Wege begehen, treten wir ihn aus und machen ihn für uns komfortabler, einladender und einfacher zu beschreiten. Und je einladender und einfacher zu beschreiten ein Weg für uns ist, umso wahrscheinlicher werden wir ihn wieder wählen. Und wieder, und wieder. 

Fazit

Uns aufzuregen und genervt zu sein, selbst wenn es nur um Kleinigkeiten geht, ist nicht grundsätzlich falsch, ungesund, dumm oder schlecht. Was wir fühlen, hat stets einen Hintergrund und eine Berechtigung und kann uns eine wertvolle Lebenshilfe bieten. Sind wir von unserem eigenen Genervtsein genervt und wünschen uns, gelassener zu sein, ist es meist zielführender, uns mit den Gründen unserer Reizbarkeit zu befassen und bei ihnen anzusetzen, als uns nur darüber aufzuregen, dass wir uns aufregen. In der Summe sind schließlich fast alles Kleinigkeiten, was unser Leben ausmacht. Über einige regen wir uns auf, an anderen können wir uns erfreuen.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, welt.de

sus Brigitte

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