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Überbewertet? Das passiert, wenn du immer nett bist

Psychologie: Abbildung einer meditierenden Gottheit
© Photo And Art Panda / Adobe Stock
Die meisten Menschen bemühen sich, möglichst oft nett zu anderen Personen zu sein. Doch was wären eigentlich die Folgen, wenn es immer gelänge?

Realistisch betrachtet wird es keinem Menschen gelingen, immer und zu allen anderen Personen nett zu sein. Manchmal sind wir mies drauf, manchmal fühlen wir uns verletzt oder angegriffen und manche Leute reizen uns oder sind uns so unsympathisch, dass sie unsere unfreundlichsten Seiten zum Vorschein bringen. Die meisten Menschen versuchen zwar sicherlich, möglichst freundlich mit anderen umzugehen, weil dadurch das Miteinander harmonischer wird und wir uns zusammen wohler fühlen. Doch kaum jemandem wird dieser Versuch in jeder Situation glücken. Ist das eine unserer vielen Schwächen, mit denen wir uns als Menschen herumschlagen müssen? Wäre unser Leben schöner, wenn wir netter sein könnten? Lohnt es sich vielleicht, noch mehr Energie in diesen Versuch zu investieren, immer nett zu sein? Wer weiß das schon. Mit folgenden Auswirkungen könnten wir jedenfalls rechnen, würden wir unsere Nettigkeit perfektionieren.

5 Dinge, die passieren, wenn du immer nett bist

Du wirkst auf viele Menschen sympathisch.

Wer freundlich und zuvorkommend ist und anderen Menschen stets mit einem Lächeln begegnet, wirkt in der Regel sympathischer als ein mürrischer Griesgram. Zwar wird es einige Personen geben, die mit Nettigkeit nicht zu gewinnen sind und selbst den nettesten Menschen doof finden können, doch die meisten Menschen schätzen Freundlichkeit und empfinden sie als angenehm. Gerade in oberflächlichen Beziehungen und bei kurzfristigen, alltäglichen Begegnungen ist Nettsein häufig die Strategie, die uns weiter und geschmeidiger durchs Leben führt.

Du kannst ein reines Gewissen haben.

Ein Mensch, der stets an andere denkt, sich bemüht, es allen recht zu machen und nett zu sein, hat sich sicher nichts vorzuwerfen und kann getrost mit einem leichten Gewissen durch die Welt gehen. Zwar ist nicht gesagt, dass ständige Nettigkeit für andere tatsächlich das bestmögliche Schicksal zur Folge hat. Doch mehr als Wohlwollen und Rücksichtnahme können wir als Menschen zugunsten unserer Mitmenschen kaum leisten. Und da realistisch betrachtet eine sehr nette Person ihre Mitmenschen seltener verärgern, verletzen oder nerven wird als eine extrem unfreundliche, beruht ihr ruhiges Gewissen sicherlich auf mehr als einer guten Absicht und Bemühung.

Du musst immer netter werden, um dich dabei gut zu fühlen.

Wenn wir nett sind – zum Beispiel einer anderen Person einen Gefallen tun, ihr etwas verzeihen oder ein Kompliment aussprechen –, verschafft uns das in der Regel ein Glücksgefühl. Schon ein wohlwollender Gedanke, ein gedanklicher Glückwunsch an einen Menschen, kann uns guttun. Bekommen wir obendrein einen Dank oder eine Erwiderung unserer Freundlichkeit, ist der Effekt noch größer. Sind wir wiederum ständig nett, wird die Wirkung mit der Zeit schwächer. Wir gewöhnen uns daran und müssten mit immer größeren Nettigkeiten aufwarten, um dabei ein Glücksgefühl zu erfahren. Mit steter, konsequenter Nettigkeit verschieben wir den Standard dessen, was wir als nett empfinden und erleben, weiter und weiter nach oben.

Andere Menschen übertreten deine Grenzen, ohne es zu merken.

Den meisten Menschen fällt es am leichtesten, zu begreifen, dass sie einer Person zu nahe getreten sind oder sie verletzt haben, wenn diese Person es ihnen deutlich zeigt: indem sie böse wird, sich wehrt, Nein sagt oder in sonstiger Weise unbequem wird. Ein Mensch, der stets nett und verständnisvoll auf alles reagiert, was ihm widerfährt, lädt sein Umfeld geradezu dazu ein, ihn auszunutzen und schlecht zu behandeln – weil sie keine Konsequenzen erleben und es ihnen deshalb weniger klar ist. Kaum jemand wird eine nette Person gezielt und mit böser Absicht verletzen oder ihr schaden. Allerdings kann es aus Versehen besonders leicht geschehen. Und deshalb geschieht es.

Du kannst keine tiefen Vertrauensbeziehungen aufbauen.

Menschen, die immer gleichermaßen zu allen Menschen nett sind, haben kaum eine Möglichkeit, besondere Personen besonders zu behandeln und ihnen zu zeigen, dass sie besonders sind. Davon abgesehen können sie nicht erfahren, ob eine andere Person ihnen verzeihen und sie lieben würde, wenn sie gelegentlich anstrengend oder unfreundlich wären. Ob sie sie bedingungslos und mit ihren Schwächen akzeptiert. Dass wir einander vertrauen können, erleben wir in einer intimen Beziehung unter anderem darin, dass wir uns gegenseitig widersprechen können, Grenzen aufzeigen und es einander nicht immer unbedingt recht machen müssen. Da all das manchmal erfordert, nicht absolut nett zu sein, können permanent nette Menschen diese Erfahrung in der Regel nicht machen.

sus Brigitte

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