Menschen sind soziale Wesen und erfüllen in der Regel die Grundvoraussetzungen, um Beziehungen zu führen, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam zu leben. Mit unseren Sprachen verfügen wir über ein hoch entwickeltes Mittel, um zu kommunizieren. Mit unserer Mimik teilen wir anderen Menschen mit, wie wir uns fühlen, ehe wir uns dessen bewusst sind, und die meisten sind in der Lage, die Signale korrekt zu deuten. Unser Organismus reagiert auf Nähe und Einsamkeit und lässt uns spüren, wie viel Bindung und Kontakt wir in unserem Leben brauchen. Doch obwohl wir in der Theorie wahre Beziehungsgenies sind, ist es in der Praxis für die meisten Individuen gar nicht so einfach, verlässliche, stabile, langfristige Beziehungen aufzubauen und zu führen. So erleben fast alle irgendwann einmal das Gefühl, ausgenutzt worden zu sein. Kaum ein Mensch kann sagen, dass noch nie jemand sein Vertrauen missbraucht, ihn enttäuscht oder hängen gelassen hat. Wir sind zwar soziale Wesen, aber dass wir in ein gesundes, harmonisches soziales Umfeld eingebunden sind, ist nicht selbstverständlich. Teilweise sind wir dafür auf Glück und Zufall angewiesen, die uns mit Menschen zusammenführen, die zu uns passen. Und zum Teil liegt es an uns, unserer Umgangs- und Herangehensweise und unseren Eigenschaften, die wir in einer Beziehung zeigen. Folgende Eigenschaften sind typischerweise gute Voraussetzungen, um Freundschaften aufzubauen, auf die wir zählen können.
5 Eigenschaften von Menschen, die sich auf ihre Freundschaften verlassen können
Loyalität
Ob wir wollen oder nicht: Wie andere Menschen uns behandeln, wird sich fast immer darauf auswirken, wie wir uns ihnen gegenüber verhalten. Indem sie sich uns öffnen und ihre Schwächen mit uns teilen, erleichtern sie uns, uns ihnen verletzlich zu zeigen. Stehen sie für uns ein, wird uns das dazu veranlassen, uns genauso für sie einzusetzen. Umgekehrt gilt das gleiche Prinzip: Wenn wir in einer Beziehung durch unser Handeln bestimmte Werte vorgeben und -leben, haben wir eine gute Chance, dass die andere Person mitzieht und unser Verhalten spiegelt. Aus diesem Grund sind es meistens die Menschen, die selbst verlässlich und loyal sind, die auf ihre Freund:innen zählen können. Mit ihrer eigenen Zuverlässigkeit bringen sie zum Ausdruck, was ihnen die Freundschaft bedeutet und was sie von der Beziehung erwarten. Und sofern die andere Person daran interessiert ist, die Beziehung zu erhalten, kann und wird sie sich darauf einstellen, soweit es in ihrer Macht liegt.
Konsequenz
Um selbst in einer Freundschaft loyal und zuverlässig sein zu können und somit eine Basis für eine verlässliche Beziehung zu schaffen, bedarf es einer Erkenntnis und ihrer konsequenten Beachtung und Übertragung ins Handeln: die Erkenntnis, dass die Freundschaft wichtig ist und etwas bedeutet. Wer selbst nur da und verfügbar ist, wenn gerade zufällig die Stimmung passt, kann in der Regel nicht erwarten, dass andere Menschen mit ihnen anders verfahren. Wer hingegen konsequent den:die Freund:in priorisiert, wenn es darauf ankommt, wird sicherlich mit der Zeit Personen finden, die diese Konsequenz sehen, schätzen und erwidern.
Davon abgesehen kann Konsequenz in einer zweiten Weise auf den Weg zu verlässlichen Freundschaften führen: wenn sie bewirkt, dass wir Menschen loslassen, die uns wieder und wieder enttäuschen, und unsere Energie auf diejenigen konzentrieren, die nicht nur von uns nehmen, sondern uns etwas zurückgeben.
Realistische Erwartungen
Was in vielen Bereichen des Lebens gilt, trifft auf jeden Fall auf unsere Beziehungen zu: Wer nicht zu verwirklichende Vorstellungen und Ansprüche stellt, wird früher oder später enttäuscht. Menschen, die realistisch einschätzen, was ihre Freund:innen leisten können, werden daher eher das Gefühl haben und erleben, dass sie sich auf sie verlassen können. Einerseits, weil ihre Vorstellungen öfter und besser mit der Wirklichkeit übereinstimmen als die von Leuten, die glauben, ihre Freund:innen müssten spüren, wie es ihnen geht, ohne sie zu sehen oder zu sprechen. Andererseits, weil sie seltener etwas fordern werden, was ihre Freund:innen nicht erfüllen können, und daher weniger Zurückweisung und Enttäuschung provozieren.
Empathie und Verständnis
Eine Voraussetzung, um realistische Ansprüche an eine Freundschaft zu stellen, ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu verstehen, dass sie ein Leben führen, das sie genauso fordern, Energie kosten und in ihrer Freiheit und ihrem Handlungsspielraum beeinträchtigen kann wie uns unseres. Gerade Freundschaften sind oft langfristige Beziehungen, die sich über unterschiedlichste Lebensphasen erstrecken können. In einigen dieser Phasen kann der Kontakt enger sein, kann eine Person präsent sein, stark und stets für ihre Freund:innen da. In anderen Perioden kann sie wiederum kaum zu erreichen sein. Wer von einer Freundschaft dieselbe Konstanz und Zuverlässigkeit erwartet wie von einem Mobilfunkanbieter, weil er:sie vergisst, dass in dieser Art von Beziehung zwei Menschen gleichermaßen im Mittelpunkt stehen und sich nicht alles um sie dreht, wird vermutlich selten erleben, dass sie:er sich auf jemanden verlassen kann. Eine Person hingegen, die genügend Verständnis und Geduld aufbringt, um anderen die Chance zu geben, sich als echte:r Freund:in zu erweisen, hat darauf eine realistische Chance.
Aufgeschlossenheit und Toleranz
Eine Eigenheit von Freundschaften ist: Wir können so viele führen, wie uns guttut. Und sie können völlig unterschiedlich sein und verschiedene Bedürfnisse und Seiten unserer Persönlichkeit ansprechen. Menschen, die sich auf ihre Freundschaften verlassen können, haben das meist verinnerlicht. Sie versteifen sich nicht auf eine Person, von der sie sich wünschen, dass sie in möglichst vieler Hinsicht ihrer:m Idealfreund:in entsprechen, sondern pflegen einen diversen, dynamischen Freundeskreis, in dem sie die Besonderheiten der Einzelnen schätzen und die Individualität und Vielfalt von Freundschaft erfahren. Sie genießen es, unterschiedliche Menschen kennenzulernen und um sich zu haben, zeigen Interesse und bestärken ihre Mitmenschen darin, sie selbst zu sein.
Verwendete Quellen: psychologytoday.com, verywellmind.com, hackspirit.com
