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Psychologie Wenn du diese Probleme hast, schlummert in dir ein unsichtbares Kind

Psychologie: Eine nachdenkliche Frau am See
© jessica / Adobe Stock
Erfahrungen aus unserer Kindheit prägen uns ein Leben lang. Diese Probleme sind typisch für Menschen, die als Kind gelernt haben, sich unsichtbar zu machen.

Manche Menschen bringen ihre Kindheitserfahrungen auf die Idee, dass es für sie oder andere am besten ist, wenn sie möglichst wenig auffallen. Wenn sie sich nahezu unsichtbar machen. Was für Erfahrungen das konkret sind, kann sich von Leben zu Leben zum Teil sehr unterscheiden. Ob Gewalt im Elternhaus, mangelnde Zuwendung von Mutter und Vater, Schuldgefühle gegenüber Geschwistern oder Anfeindung und Ausgrenzung in Erziehungseinrichtungen wie Kita und Schule: Die Erlebnisse, die einem Unsichtbaren-Kind-Syndrom zugrunde liegen können, reichen von traumatischen Ereignissen bis zu für Kinder einfach schwer zu verarbeitenden Lebenssituationen. 

Zwar ist der Begriff Unsichtbares Kind keine feststehende psychologische Bezeichnung oder Diagnose, dennoch eignet er sich gut, um dieses Phänomen zu benennen, das bei vielen Betroffenen zu einer Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen und Alltagsproblemen führt, die dieser in der Kindheit entstandenen Idee entspringen – zum Beispiel zu den folgenden.

5 Probleme, die typisch für Menschen mit dem Unsichtbares-Kind-Syndrom sind

1. Aufmerksamkeit bringt dich aus dem Konzept.

Du sitzt zusammen mit ein paar Freund:innen, ihr unterhaltet euch entspannt, du erzählst etwas und plötzlich merkst du, dass alle oder einige aus der Gruppe dir aufmerksam zuhören. Mit einem Mal verlierst du deinen roten Faden, fühlst dich verunsichert, vielleicht sogar etwas panisch.

Kommt dir das bekannt vor? Das könnte daran liegen, dass du Aufmerksamkeit intuitiv mit Gefahr und Negativem verbindest. Dass du gelernt hast, sie zu vermeiden, anstatt Anspruch darauf zu erheben. Das ist typisch für ehemals unsichtbare Kinder. Sie sind es gewohnt und fühlen sich am sichersten, wenn andere sie nicht wahrnehmen oder registrieren, sind lieber stille Zuhörende als aktiv Teilnehmende. Ähnlich verwirrende und furchteinflößende Situationen wie die oben beschriebene sind etwa: Zuwendung und Interesse von anderen Menschen bekommen oder in Plänen und sozialen Unternehmungen selbstverständlich mit bedacht werden. 

2. Du kannst deine Bedürfnisse nicht kommunizieren.

Sagst du anderen klar und deutlich, was du möchtest? Oder kommunizierst du deine Bedürfnisse und Wünsche grundsätzlich in Form von Vorschlägen oder Fragen, beispielsweise "Hast du Lust, Mary Poppins im Kino zu schauen?" anstatt "Ich würde gerne Mary Poppins anschauen"? Die wenigsten Menschen merken es, wenn sie ihre Anliegen stets nur indirekt äußern, da dieses Verhalten meist einer Erfahrung aus der Kindheit entspringt und sich deshalb natürlich und selbstverständlich für sie anfühlt. Ist es aber nicht. Wer nicht in frühen Jahren erlebt hat, dass die eigenen Bedürfnisse stören und unerwünscht sind, hat in der Regel als erwachsener Mensch keine Schwierigkeiten, offen zu sagen, was er möchte.

3. Du suchst den Fehler immer bei dir.

Eine Beziehung verläuft sich, jemand antwortet dir nicht oder sagt eine Verabredung ab, und du gehst sofort davon aus, dass du etwas falsch gemacht hast? Auch so etwas ist typisch für Menschen, die ein unsichtbares Kind in sich beherbergen – für viele andere allerdings nicht. Unsichtbare Kinder leben mit der Überzeugung, dass sie es grundsätzlich verdient und zu verantworten haben, wenn etwas Schlechtes passiert. In ihrer Interpretation haben sie angeeckt, waren nicht rund, nicht unsichtbar genug. Selbst wenn andere Beteiligte ihnen die Situation erklären und ihre Selbstvorwürfe falsifizieren, wird es den Betroffenen schwerfallen, das Gefühl los zu werden, etwas falsch gemacht zu haben.

4. Du kannst nicht glauben, dass andere Menschen dich mögen.

Macht es dich grundsätzlich skeptisch oder nervös, wenn andere Menschen Zeit mit dir verbringen möchten? Wenn sie dir Liebe, Freundschaft oder Sympathie signalisieren? Und fühlst du dich im Gegenzug jedes Mal erleichtert und bestätigt, wenn du für jemanden offenbar keine hohe Priorität hast? Das spricht dafür, dass du gelernt hast, dich am sichersten zu fühlen, wenn du unsichtbar für andere bist. Dass du es für normal oder sogar richtig hältst, anderen Menschen nichts zu bedeuten. Unsichtbare Kinder haben nie das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie erwünscht sind und dass ihr Dasein die Welt beziehungsweise das Leben von anderen Personen besser macht. Deshalb können sie es typischerweise auch als Erwachsene nur schwer annehmen und glauben, dass sie jemandem wichtig sind und gut tun.

5. Du weißt selten, was du eigentlich möchtest oder denkst.

Ist Entscheidungsschwierigkeiten sozusagen dein zweiter Vorname? Hast du beinahe nie eine Meinung und richtest dich am liebsten immer nach anderen? Auch das ist eine typische Folge einer Kindheit als unsichtbares Kind. Unsichtbare Kinder sind in der Regel so damit beschäftigt, sich klein zu machen und zu verstecken, dass sie gar keine Kapazitäten frei haben, um sich mit ihrer eigenen Sichtweise und ihren persönlichen Zielen und Werten auseinanderzusetzen. Was sie wollen und wie sie zu der Welt stehen, halten sie für irrelevant, ihre höchste Priorität ist stets, nicht aufzufallen. Deshalb fällt es ihnen auch im Erwachsenenalter oft schwer, eigenständige Entscheidungen zu treffen und sich Meinungen zu bilden oder sie gar zu vertreten. 

Wie bereits erwähnt: Auch wer keine traumatischen Kindheitserfahrungen gemacht hat, kann aus unterschiedlichen Gründen als Kind auf die Idee gekommen sein, sich am besten möglichst unsichtbar machen zu müssen – und somit einiges aufzuarbeiten, zu verstehen und zu bewältigen haben. 

Informationen zu Hilfsangeboten

Erkennen Sie bei sich Anzeichen einer Depression? Beim überregionalen Krisentelefon unter 0800 1110111 wird schnell und anonym geholfen! Weiterführende Informationen gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Verwendete Quellen: muysalud.com, gedankenwelt.de

sus Brigitte

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