Anzeige

Trigger-Momente Was alltäglicher Ärger mit deiner Kindheit zu tun haben könnte

Kleine, animierte Monster stehen empört auf einer Straße
© fotogestoeber / Adobe Stock
Regt es dich auf, wenn andere im Gespräch am Handy hängen oder dir jemand die Vorfahrt auf der Autobahn nimmt? Beides ist durchaus ärgerlich, aber die Reaktionen können auch etwas mit deinen Kindheitserfahrungen zu tun haben. Wir haben einige typische Situationen und ihre möglichen Ursprünge.

Ärger verhält sich manchmal wie ein kleines Monster, das ausbricht, sobald es die passende Situation erkennt. Auf einmal sind wir nicht mehr Herr:in unserer Sinne, regen uns auf, schreien den "Idiot!" an, der uns gerade mit dem Auto geschnitten hat – oder ein wutentbranntes: "runter von der Straße!", weil er:sie für unseren Geschmack zu langsam auf der Linksspur herumkriecht. Hast du dich schon einmal gefragt, warum Momente wie diese dich oder andere zur Weißglut bringen? Einige Reaktionen wurden möglicherweise im Kindesalter aufgeschnappt ... abgeguckt und später selbst gelebt. Andere hängen mit dem Verhalten anderer Personen zusammen, das dir widerfahren ist.

Trigger aus der Kindheit und ihre Ausraster

Vorab: Nicht jede Erklärung mag auf dich und deine Erfahrungen zutreffen. Es sind mögliche Auslöser, die seit Jahrzehnten in Vergessenheit geraten sein können und heute noch für Unmut sorgen. Doch sie zu erkennen, kann uns dabei helfen, die Wurzel des Übels zu packen und sie wie Unkraut rauszureißen. Die US-Psychologin Kaytee Gillis erklärt auf Psychology Today welche Hintergründe aus der Kindheit zu Trigger-Momenten führen können.

Sich ärgern, wenn man warten muss

Deine beste Freundin kommt andauernd zu spät. Dich macht das wahnsinnig, sie versteht nicht warum. Laut Gillis kann es daran liegen, dass die betroffene Person im Kindheitsalter das Gefühl hatte, dass seine:ihre Bedürfnisse nicht wahrgenommen wurden. Vielleicht musste sie häufig auf die Aufmerksamkeit der Eltern warten oder bekam sie schlichtweg nicht. Das ließ das Kind erst einmal mit den Bedürfnissen allein, ohne zu wissen, ob sie noch erfüllt werden. Menschen, die sich im Kindesalter häufig ignoriert fühlten, stört es außerdem oft, wenn andere Personen im Gespräch zum Handy greifen.

Genervt sein, wenn andere einen "drauf setzen"

Niemand mag es, wenn andere ihre Erfahrungen übertrumpfen, denn dadurch wirkt das Erlebnis weniger wichtig. Doch die Wirkung ist noch intensiver, wenn wir uns in unserer Kindheit selten über persönliche Erfolge freuen konnten. Möglicherweise hat ein Elternteil alles mit einem "super" oder "toll" abgespeist und sich wieder anderen Dingen zugewandt – oder gute Noten wurden mit einem wohlwollenden Nicken abgefertigt ... Momente wie diese können dazu führen, dass wir im Erwachsenenalter gereizt reagieren, wenn andere uns übertrumpfen. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne, beispielsweise wenn der Tag einer anderen Person immer furchtbarer ist als der eigene und die Person so keine Chance hast, sich selbst Luft zu machen.

Sich über Raser aufregen

Im Auto können viele Situationen zu Wut führen. Teilweise wurden die Reaktionen vielleicht durch einen cholerischen Elternteil gelernt und uns selbst angeeignet. Schließlich sind Kinder gern wie ein Schwamm, der alles aufsaugt, was um ihn herum passiert. Teilweise liegt es aber daran, dass sich Menschen als Kinder nicht gesehen oder gehört gefühlt haben – und dann gibt es da diese unbekannte Person, für die wir ebenfalls Luft zu sein scheinen. Oder eine Person, die unfassbar langsam fährt, obwohl sie doch sehen muss, dass wir vorbei wollen.

Sich angegriffen fühlen

Was andere vielleicht als netten Spaß meinten, kommt verletzend an? Für Freund:innen mag es sogar ein Zeichen soziale Intimität sein, sich zu necken, aber für diese Person ist es möglicherweise, als würden sie mit dem Finger zeigen und lachen. Das kann daran liegen, dass er:sie als Kind häufig das Gefühl hatte, dass andere sich über ihn:sie lustig machen. Das ist kein schönes Gefühl – und diese Menschen lernen meist damit umzugehen, indem es ignoriert wird und nichts gesagt. Die Reaktion aber bleibt oftmals bis ins Erwachsenenalter.

Es übel nehmen, wenn andere uns unterbrechen

Möglicherweise wurde mehrfach über den eigenen Willen hinweg entschieden. Die Meinung des Kindes wurde von Eltern nicht gehört; es fühlte sich an, als hätten die Worte keine Kraft. Unterbrechungen im Gespräch können daher triggern. Unterbewusst reagiert der Körper auf die Ungerechtigkeit, die wir im Kindesalter empfunden haben.

Perfekte Eltern gibt es nicht

Natürlich ist es einfacher, den anderen Personen die Schuld zu geben. Sie haben uns unfair behandelt und wir haben deswegen ein Päckchen zu tragen, richtig? Aber als Menschen sind wir nun einmal voller Fehler. Ein Elternteil war vielleicht genervt, überarbeitet oder übermüdet und hat sich deswegen nicht auf ein Gespräch eingelassen. Ein Papa hat vielleicht schon seinen Vater im Auto herumschreien hören – und dieses Verhalten übernommen. Und die Zeit der Selbstreflexion ist selbst noch in den Kinderschuhen und lernt mit jedem weiteren Tag dazu. Was wir aber selbst über uns lernen, kann uns und anderen helfen. Dabei uns besser zu verhalten – offener unsere Probleme anzusprechen und so auch andere lernen zu lassen.

Verwendete Quellen: Psychology Today, American Psychological Association, PsychCentral

lkl Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel