Anzeige

Psychologe verrät 4 Strategien, wie du dich schützen kannst, wenn du gerade sehr verletzlich bist

Psychologie: Eine junge Frau sitzt vor einer weißen Wand
© ESB Professional / Shutterstock
Wir alle haben manchmal Tage, an denen schon der kleinste Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen kann. Doch wie können wir uns dann davor schützen, dass genau das passiert? Wir haben darüber mit einem Psychologen gesprochen.

Ob es der Todestag einer geliebten Person ist, eine Phase, in der wir persönlich eine schlechte Nachricht verarbeiten müssen, oder eine Zeit, in der wir uns einfach nicht so belastbar fühlen, ohne den Grund dafür zu kennen – haben wir nicht alle manchmal diese Episoden in unserem Leben, in denen wir uns am liebsten verkriechen und vor der Welt verstecken würden? In denen wir fast schon Angst davor haben, dass jemand etwas von uns will, schief anschaut oder kritisiert?

In solchen Phasen kann es ein ziemliches Problem darstellen, dass sich die Welt weiterdreht – und von uns erwartet wird, dass wir wie gewohnt funktionieren. Im schlimmsten Fall geraten wir dann auch noch in einen Teufelskreis: Wenn wir nicht so performen wie sonst und uns plötzlich von Aufgaben überfordert fühlen, die wir üblicherweise gut bewältigen können, setzen wir uns meist zusätzlich unter Druck, sind von uns enttäuscht, empfinden doppelte Hilflosigkeit – und die Situation wird nur noch schwerer.

Wir haben uns deshalb an einen Psychologen gewandt und ihn gefragt, ob er uns Tipps geben kann, wie wir uns selbst schützen können, wenn wir uns gerade sehr verletzlich und angreifbar fühlen. Unter dem Pseudonym Max beantwortet er auf seiner Webseite Hallo-Max Fragen rund um die Themen Familie, Beziehung, Freundschaft, Sexualität und Beruf. Für unser Problem hat er uns folgende Strategien vorgeschlagen – und so viel können wir vorwegnehmen: Ihm zufolge ist es offenbar nicht nur legitim, sondern auch emotional intelligent und angebracht, uns in besonders verletzlichen Phasen ganz dick in Watte zu packen ...

Psychologe verrät 4 Tipps, wie du dich schützen kannst, wenn du besonders verletzlich bist

1. Das "Handy-aus-Prinzip"

In Phasen des Rückzugs geht es vielen Menschen so, dass sie in sich gekehrt sind. Das bedeutet auch, dass man weniger flexibel im Denken und Handeln ist. Konkret heißt das: Schon ein unangemeldeter Telefonanruf kann eine echte Überforderung sein. Die Lösung: Schaff dir eine unauffällige Mauer um dich herum, so dass du andere während dieser Phase auf Abstand halten kannst. 

Eine Möglichkeit: Handy aus, Mailbox an. Das bietet dir die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann du bereit bist, neue Informationen entgegenzunehmen und dafür die Mailbox abzuhören. Weiterer Vorteil: Du kannst Nachrichten entspannt abhören – denn du weißt, dass keine spontanen Fragen kommen können, auf die du nicht vorbereitet sind. Auch der Smalltalk, der in Zeiten persönlichen Rückzugs häufig anstrengend sein kann, fällt weg. Und das Beste am "Handy-aus"-Prinzip? Du musst meist nicht zurückrufen, sondern kannst entspannt per E-Mail antworten. 

2. Die "Abtauchen-Strategie"

Mach es wie die Kinder in der Schule, wenn sie nicht vom Lehrer aufgerufen werden wollen und daher den Blickkontakt so gut wie möglich vermeiden: Verhalte dich unauffällig – denn so kannst du dich vor anfallenden Aufgaben schützen. Dazu gehört auch: Verzichte darauf, Diskussionen zu starten und stelle Vorschläge für neue Projekte hintenan. 

3. Die "Aufschieben-Lösung"

Wer sich nicht ganz fit fühlt, braucht deutlich länger für Aufgaben. Daher gilt: Was du morgen kannst besorgen, das verschiebe auch dahin – und erledige diese Dinge, wenn es dir wieder besser geht. So kannst du den Druck aus der derzeitigen Situation nehmen und dir die Zeit schaffen, die du benötigst. Nutze die gewonnen Stunden, um den Laptop ein bisschen früher zuzuklappen und dir selbst etwas Gutes zu tun – zum Beispiel ein ausgedehntes Entspannungsbad oder etwas Leckeres kochen. 

4. Das "Helferlein-Netzwerk"

Das Gute an Phasen des Rückzuges ist: Es sind nur Phasen – und es wird auch wieder bergauf gehen. Mein Tipp ist, in guten Zeiten für schlechte Zeiten vorzusorgen. Im Arbeitskontext bedeutet das: Versuche in guten Zeiten, deinen Kollegen kleine Aufgaben abzunehmen, wenn du die Ressourcen dafür hast. In schlechten Zeiten kannst du dann auf diese Kollegen zurückkommen und sie bitten, das gleiche für dich zu tun. 

Eine andere Möglichkeit ist, mit einer:m vertrauten Kolleg:in offen zu reden: Du könntest ihr:ihm erzählen, dass dir gerade alles zu viel ist und sie:ihn darum bitten, dir bezüglich deines Workloads beizustehen. 

Wichtig: Es sei gesagt, dass diese Tipps für kurze Durchhängephasen von ein bis zwei Wochen gedacht sind. Wenn Du nach dieser Zeit merkst, dass sich deine Gemütslage immer noch nicht gebessert hat, solltest du möglicherweise über zusätzliche Hilfe nachdenken. Je nach Grad der Belastung kann das ein Gespräch mit deinem Arzt bezüglich einer Krankschreibung sein, aber auch ein Termin bei einer:m Psycholog:in, Psychotherapeut:in oder einer Beratungsstelle hilft oft weiter. 

sus Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel