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Psychologie 4 Sätze, mit denen du andere verunsicherst, obwohl du es nicht willst

Psychologie: Eine nachdenkliche Frau
© Serhii Yevdokymov / Shutterstock
Dass im menschlichen Miteinander immer mal Sätze fallen, die jemanden irritieren, ist ganz natürlich. Manchmal können jedoch auch Aussagen zu Verunsicherung führen, mit denen wir eigentlich genau das Gegenteil erreichen wollten. Hier ein paar Beispiele.

Das Schöne an der direkten Kommunikation mit anderen Menschen ist ja: Wenn wir etwas von uns geben, das völlig daneben ist, merken wir es in der Regel ziemlich schnell. An den Antworten der anderen, ihrem betretenen Schweigen, ihren Blicken, Tränen, sonstigen Ausdrücken von Emotionen oder daran, dass sie nie wieder mit uns sprechen. Von daher brauchen wir nicht unbedingt ganz bewusst jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, bevor wir den Mund aufmachen, sondern lernen üblicherweise im Zusammenleben, was wir sagen und was wir lieber für uns behalten.

Gerade in eingespielten Beziehungen und mit Menschen, mit denen wir auf einer Wellenlänge liegen, ist schließlich eines der besonderen Merkmale, dass wir nicht über jede Äußerung nachdenken müssen und dass es uns die andere Person nicht übelnimmt, wenn uns mal Blödsinn oder etwas Unsensibles über die Lippen kommt. Und dennoch schadet es nicht, über gewisse Sätze nachzudenken, die wir in den Mund nehmen, insbesondere wenn es Sätze sind, die wir in ähnlicher Weise immer wieder verwenden, sobald eine Situation in ein bestimmtes Muster passt. Denn nicht selten ist an solchen Sätzen etwas faul.

Folgende Formulierungen haben vermutlich die meisten Menschen schon einmal gehört und viele auch selbst bereits gebraucht. Sie sind scheinbar harmlos und in der Regel zudem gut gemeint. Denken wir aber einmal darüber nach – oder hören ganz genau in uns hinein und achten darauf, was sie in uns auslösen, wenn wir sie hören – transportieren sie zum Teil Botschaften, die wir oft gar nicht transportieren wollen und die unser Gegenüber verunsichern können.

4 Sätze, mit denen du andere verunsicherst, ohne es zu wollen

1. Das hast du dir verdient

Der lang ersehnte Urlaub am Jahresende, ausschlafen am Sonntag nach einer Powerwoche, ein Käsecroissant nach dem Sport, die Beförderung oder Gehaltserhöhung nach fünf Jahren engagierter Arbeit – nichts scheint in unserer Gesellschaft naheliegender, als solche Situationen mit einem das hast du dir wirklich verdient! zu kommentieren. Und typischerweise kommentieren wir damit nicht nur das Leben anderer Menschen, sondern auch unser eigenes. Doch senden wir damit nicht eine fragwürdige, unter Umständen sogar verstörende Botschaft? Denn warum müssen wir uns etwas, das uns gut tut, überhaupt verdienen? 

Lebensgenuss, Wertschätzung, angemessener Bezahlung, nichts davon sollte herausragender Leistungen bedürfen, sondern selbstverständlich sein. Wir müssen nicht jeden Morgen um sechs Uhr aufgestanden sein, um am Sonntag bis zehn im Bett liegen zu dürfen. 

Wir möchten mit einem "Das hast du dir verdient" unsere Anerkennung für eine vorher erbrachte Leistung ausdrücken und wir sagen es (uns oder anderen), damit die Freude über die Belohnung noch größer ist. Doch wir suggerieren damit eben auch, dass wir uns schöne Dinge oder Momente verdienen müssen und ein schlechtes Gewissen haben sollten, wenn wir das nicht getan haben. Wollen wir das? Wenn nicht, würden wir mit einem einfachen "Das hast du wirklich gut gemacht" für die Anerkennung und einem "Enjoy" oder "Viel Spaß" vielleicht besser fahren.

2. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut

Ob jemand etwas besonders gut gemacht, besonders ehrlich war, besonders berechnend vorgegangen ist oder in sonstiger Weise aufgefallen oder ausgeschert ist – häufig drücken wir unsere Überraschung darüber mit diesem Satz aus. Doch in einem Menschen, der sich authentisch verhalten und lediglich das getan hat, was er für richtig hielt, kann er vielfältige Zweifel auslösen. Ist die andere Person von mir enttäuscht? Weiß sie gar nicht, welche Fähigkeiten in mir stecken und wozu ich in der Lage bin? Stimmt das Bild, das andere von mir haben, nicht mit dem überein, was sie von mir haben sollten? Es muss ja nicht immer schlecht sein, andere Menschen dazu zu bringen, über sich und ihre Außenwirkung nachzudenken. Doch wenn es nicht das ist, was wir erreichen möchten, ist diese Formulierung unter Umständen nicht ganz optimal. 

3. Nimm das jetzt bitte nicht persönlich, aber ...

Ob Menschen etwas persönlich nehmen oder nicht, ist weitestgehend ihre Sache. Doch wenn wir sie ausdrücklich bitten, es nicht zu tun, können wir davon ausgehen, dass sie es tun. Oder dass sie zumindest darüber nachdenken, ob sie es persönlich nehmen sollten. Wenn wir unserem Gegenüber nicht zutrauen, mit dem klarzukommen, was wir ihm zu sagen haben, können wir uns überlegen, es ganz und gar für uns zu behalten. Denken wir dagegen, die Person müsste es hören und wird damit (langfristig besser) leben können, tun wir besser daran, uns den Zusatz mit dem persönlich nehmen zu sparen.

4. Wahrscheinlich hättest du lieber ...

Hinterher sind wir meistens schlauer und einiges würden wir mit unserem Wissen, das wir zu einem späteren Zeitpunkt haben, in dem früheren Moment wahrscheinlich anders machen. Doch rückblickend mit unseren Entscheidungen zu hadern, bringt in der Regel nichts, und trotzdem tun es viele oft genug. Was daher die wenigsten Menschen gebrauchen können, ist, von anderen gesagt zu bekommen, wie sie in einer bestimmten Situation hätten handeln sollen – es sei denn, sie haben um diesen Rat gefragt. Ansonsten ist in vielen Fällen ein "Nächstes Mal kannst du ja vielleicht ..." eine konstruktivere und weniger verunsichernde Variante als ein "Hättest du doch ...".

sus Brigitte

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