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Psychologie 4 Überzeugungen, die charakterstarke Menschen gemeinsam haben

Psychologie: Eine charakterstarke Frau
© Krakenimages.com / Adobe Stock
Unsere Lebenseinstellung und Weltanschauung haben einen Einfluss auf unsere Psyche und Identität. Welche Glaubenssätze dabei laut einer Schweizer Studie offenbar mit einem starken Charakter in Verbindung stehen, liest du hier.

Gibt es einen Gott? Oder 36? Haben wir die Erde und das Leben einem sehr kreativen Schöpfer zu verdanken? Falls ja, war dieser Schöpfer vielleicht ein bisschen trottelig oder verschlafen, als er ans Werk ging? Ist es eine Sünde, Cordon Blue zu essen? Oder ist es eine, es nicht aufzuessen? Fragen über Fragen, die unterschiedliche Menschen zum Teil sehr unterschiedlich beantworten können. Woran wir glauben, ist erfreulicherweise uns überlassen. Allerdings geht damit Verantwortung einher. Denn unser Glaube hat offenbar einen nicht geringen Einfluss auf unser Leben und unsere Persönlichkeit. Zumindest wenn wir den Ergebnissen einer Studie zweier Wissenschaftler der Universität Zürich Glauben schenken möchten.

Studie: Primäre, sekundäre und tertiäre Glaubenssätze

Im Rahmen ihrer Studie haben die Psychologen Alexander Kahlmann und Willibald Ruch anhand von Daten von rund 1100 erwachsenen Testpersonen untersucht, ob sich ein Zusammenhang zwischen den Glaubenssätzen eines Menschen und dessen Charakter verzeichnen lässt. Dabei unterschieden die Psychologen drei Stufen von grundlegenden, ursprünglichen Glaubenssätzen, primäre, sekundäre und tertiäre. Die primäre Stufe umfasst lediglich einen Glaubenssatz, der vergleichsweise abstrakt und allgemein gehalten ist: 

  • Ich glaube, die Welt ist gut (versus schlecht).

Dem untergeordnet ist die sekundäre Stufe, die schon etwas konkretere Glaubenssätze enthält und aus der sich der Glaube an eine gute oder schlechte Welt speist, zum Beispiel:

  • Ich glaube, die Welt ist ein sicherer (versus gefährlicher) Ort.
  • Ich glaube, die Welt ist ein reizvoller (versus trüber) Ort.
  • Ich glaube, die Welt ist ein lebendiger (versus mechanischer) Ort.

Die tertiäre Stufe umfasst wiederum noch konkretere Glaubenssätze, beispielsweise den, dass die Welt gerecht ist (versus ungerecht), dass sie stabil ist (versus zerbrechlich), sinnvoll (versus zufällig) und rund 20 weitere. Die Glaubenssätze dieser Stufe bedingen die Glaubenssätze der beiden übergeordneten Stufen.

Positive Glaubenssätze korrelieren mit starkem Charakter und Resilienz

Grundsätzlich stellten die Wissenschaftler bei der Datenanalyse ihrer Testpersonen einen signifikanten Zusammenhang zwischen positiven Glaubenssätzen und folgenden Persönlichkeitsmerkmalen fest, die erwiesenermaßen unsere Resilienz, Authentizität und Charakterstärke fördern können:

  • Hoffnung
  • Begeisterung
  • Spiritualität
  • Neugier
  • Dankbarkeit
  • Führungskraft

Insbesondere die primäre und sekundäre Stufe von Glaubenssätzen scheinen dabei relevant zu sein. Die Forscher veranlasst dieser Zusammenhang zu der Vermutung, dass das, woran wir grundlegend glauben, in hohem Maße unseren Charakter und unsere Identität prägen kann. Beziehungsweise dass es sinnvoll sein kann, die eigenen Glaubenssätze zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern, um hoffnungsvoller, neugieriger oder dankbarer durchs Leben zu gehen.

Was haben wir von dieser Erkenntnis?

Nun mag das auf den ersten Blick weder besonders überraschend noch bemerkenswert erscheinen. Natürlich fällt es einem Menschen, der an das Gute glaubt, leichter zu hoffen als einer Person, die davon ausgeht, dass das Universum böse ist. Und wer die Welt als reizvoll erachtet, wird eher neugierig und mit Begeisterung durch das Leben gehen als ein Mensch, der um sich herum nur Trübnis vermutet. Doch banal und unwichtig ist dieser Zusammenhang nicht.

Wenn nämlich unsere Glaubenssätze wirklich unsere Persönlichkeit, unser Empfinden und Verhalten in einem so starken Maße beeinflussen, wie es die Studie nahelegt, kann es sich für einige Menschen lohnen, sich mit der eigenen Weltanschauung intensiver zu befassen und sie nach Möglichkeit positiver zu gestalten. Schließlich können wir uns entscheiden, ob wir an eine gute oder schlechte Welt glauben möchten. Uns hingegen dazu entschließen, in einem bestimmten Moment Hoffnung oder Dankbarkeit zu fühlen oder ein begeisterungsfähiger Mensch zu sein, können wir in der Regel nicht so ohne Weiteres.

Vermutlich lässt sich kein konkretes Set an Glaubenssätzen identifizieren, mit dem alle Menschen maximal glücklich und charakterstark leben werden. Einige Personen fahren nun einmal besser mit einer leicht pessimistischen Weltanschauung, wohingegen andere in jedem Hundehaufen Schönheit finden können und möchten. Manchen Menschen gibt es Kraft an Gott zu glauben, andere frustriert es oder engt es ein. Und gerade deshalb kann es so wertvoll und wichtig für uns und unser Leben sein, uns über die eigenen Glaubenssätze Gedanken zu machen – und herauszufinden, ob es wirklich die eigenen sind.

Verwendete Quellen: therapytips.org, psychologytoday.com, tandfonline.com: "Primal world beliefs correlate strongly but differentially with character strengths"

sus Brigitte

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