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Von wegen No-Go Situationen, in denen es helfen kann, dich zu vergleichen

Psychologie: Bunte Gesichter von Menschen
© Steven / Adobe Stock
Jeder Mensch ist einzigartig, jedes Gefühl ist valide, jede Person findet ihr individuelles Glück auf ihrem eigenen Weg – blablabla. Mag ja alles stimmen. Aber es ist nun einmal so: Manchmal kann es uns helfen, uns mit anderen Menschen zu vergleichen. Zum Beispiel in folgenden Situationen.

Sich mit anderen Menschen zu vergleichen oder sich an ihnen zu messen, ist sicherlich nicht das Mittel, um sich selbst und das eigene Glück zu finden. Kein Mensch gleicht einem anderen, kein Mensch kann oder müsste einem anderen gleichen. Unsere persönliche Erfahrung, unser individuelles Erleben ist für uns in gewisser Hinsicht alles und absolut und damit in dieser Hinsicht unabhängig davon, was andere erleben. 

Auf der anderen Seite sind wir soziale Wesen. Ohne andere Menschen können wir nicht leben. Wir brauchen ihr Feedback, ihre Zuneigung, ihre Anerkennung. Wir lernen sprechen, indem wir die Laute, die wir von uns geben, mit denen vergleichen, die unsere Eltern produzieren, und unsere dahingehend anpassen. Wir sind nicht wir, um genauso zu sein wie andere Menschen. Aber wir können nicht wir sein und werden, ohne uns an anderen zu orientieren, ohne mit anderen in eine Beziehung, eine Relation zu treten.

Davon abgesehen ähneln wir uns unter dem Strich mehr, als dass wir uns unterscheiden. Ja, die eine verabscheut rohe Zwiebeln, der andere bestellt sich eine Extraportion zu seinem Döner. Manche können gut rechnen, andere singen. Viele hassen Veränderungen, einige brauchen sie. Jeder Mensch hat etwas zu erzählen, das außer ihm kein anderer Mensch erzählen könnte. Aber: Sobald die Sonne scheint, strömen die meisten Leute nach draußen. Fast alle Menschen sind gerührt, wenn sie eine Gänsefamilie mit Küken sehen, niemand möchte einsam sein, etwas falsch machen, anderen wehtun oder das eigene Leben verschwenden. 

Wir können uns und unser Glück nur finden, wenn wir auf uns selbst schauen und unserer Besonderheit gerecht werden. Doch das heißt nicht, dass wir unsere Mitmenschen und all das, was uns verbindet und was wir teilen, ignorieren müssten. Es kann uns zwar durchaus in die Irre und von unserem Weg fort führen, uns mit anderen Personen zu vergleichen. Es kann uns aber genauso helfen sowie Halt und Orientierung bieten. Beispielsweise in folgenden Situationen.

3 Situationen, in denen es helfen kann, dich mit anderen zu vergleichen

1. Die Welt hat sich gegen dich verschworen

Du bist der Pechvogel schlechthin? Hast es im Leben besonders schwer? Die Welt hat sich gegen dich verschworen? Zumindest Letzteres erscheint höchst unwahrscheinlich – selbst wenn es sich manchmal so anfühlen mag. 

Befinden wir uns in einer Situation, die wir als unfair, kaum zu bewältigen und absolut furchtbar erleben, kann es helfen, uns zu vergegenwärtigen, dass es Menschen gibt oder gab, denen es schlechter geht oder ging als uns. Nicht mit einem schlechten Gewissen für unsere eigenen Gefühle. Wir dürfen traurig sein, hadern oder uns hilflos fühlen, wenn uns etwas Schlimmes widerfährt und wir von unserem Leben enttäuscht sind, egal wie schlimm und egal wie berechtigt die Enttäuschung ist. Doch ehe wir uns dem dunklen Strudel unseres persönlichen Unglücks hemmungslos hingeben und darin versinken, kann es sinnvoll sein, auf andere zu schauen, die mehr ertragen mussten. Und ertragen (haben).

2. Du leistest nicht genug

Viele Menschen haben den einen oder die andere Überflieger:in in ihrem Umfeld, der:die sie selbst mit ihren durchschnittlichen Leistungen, ihrem durchschnittlichen Leben aussehen lässt wie einen netten Versuch. Doch diese Überfliegenden sind in der Regel in der Minderheit, sie sind die Ausnahme. Kein geeigneter Maßstab. Und oft nicht einmal der Grund dafür, dass wir uns unzulänglich fühlen. Der liegt meist nämlich eher in unseren Ansprüchen an uns selbst.

Typischerweise erwarten wir von uns selbst mehr, als wir von anderen Leuten erwarten. Wir wollen immer pünktlich sein und klüger, alles richtig machen, schneller und besser, und am liebsten ständig positiv auffallen. Aber wozu? Was sind das für Ansprüche? Wenn doch 90 Prozent der Menschen in unserem Umfeld Fehler machen, Dinge vergessen, immer mal wieder etwas nicht schaffen, wieso sollte das für uns nicht okay sein? 

Fühlen wir uns unzulänglich und minderwertig in dem, was wir leisten, kann ein Blick auf und Vergleich mit all den Menschen helfen, die nicht mehr bis weniger schaffen als wir – und damit trotzdem gut genug sind. 

3. Dein Leben ist soooo laaaangweilig

Nine to Five Job? Gediegene Mietwohnung in einer ruhigen Nachbarschaft seit mehr als drei Jahren? Deine Freizeitbeschäftigungen sind Freund:innen treffen, Sport, Haushalt und gelegentliche Reisen, vorzugsweise an Orte, die du schon kennst, weil du weißt, dass es dir da gefällt und weil deine Urlaubstage und dein Budget begrenzt sind? Unfassbar langweilig – im Vergleich mit den Leben diverser Künstler:innen, Stars, Weltenbummler:innen und ähnlichen zumindest. Verglichen mit dem Leben der ganz großen Mehrheit unserer Gesellschaft ist es nicht langweilig – sondern normal. Und warum sollte das verkehrt sein? 

Wenn die meisten Menschen mit einem eher unspektakulären Leben zufrieden sind, ist es schon einmal mindestens im Rahmen des Möglichen, dass wir das ebenso sein könnten. Schauen wir einmal auf andere Menschen: Würden wir uns da anmaßen, zu sagen, dass ein herkömmliches Leben weniger wert, toll oder erfüllend ist als ein abenteuerliches? Und wenn nicht, warum sollten wir dann ein Problem damit haben, ein herkömmliches Leben zu führen – in dem wir an den meisten Tagen alles haben, was wir brauchen? Nicht immer ist alles für uns gut und richtig, was für die meisten Menschen gut und richtig ist. Aber wenn wir glauben, dass das, was für die meisten richtig ist, für uns verkehrt ist, ist zumindest interessant, warum wir das denn glauben – und ob uns dieser Grund bei näherer Betrachtung überzeugt. 

sus Brigitte

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