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Alles zu viel? Diese Fragen helfen gegen Überforderung

Alles zu viel? Abbildung einer überforderten Frau
© Oleksii Halutva / Adobe Stock
Informationen, Erwartungen, Aufgaben – in unserem Alltag strömt vieles auf uns ein. Diese Fragen können dabei helfen, unseren Fokus zu bewahren und uns vor Überforderung zu schützen.

Job, Familie, Eigenversorgung, Sozialleben. Erschütternde Nachrichten aus Israel, der Ukraine, Afghanistan und der Wirtschaft. Der Klimawandel schreitet voran, die Ressourcen werden knapper, Tierarten sterben aus, obwohl wir auf Fleisch verzichten, das Auto nur noch in Ausnahmefällen benutzen und seit Jahren keine Plastiktüte mehr in der Hand hatten. Dass das Leben für uns heute schwerer ist als für Menschen zu anderen Zeiten in der Geschichte, steht zwar zu bezweifeln, doch es hat durchaus seine besonderen Herausforderungen. Und eine nicht unerhebliche scheint zu sein: Sich von den vielen Informationen, Impulsen, Eindrücken, Sorgen, Erwartungen und To Dos, mit denen wir uns jeden Tag konfrontiert sehen, nicht zerreißen zu lassen.

Viele Menschen kennen Gefühle der Erschöpfung und Überforderung und nicht wenige schleppen sie über Monate oder gar Jahre in ihrem Alltag mit sich herum. Wenn einer der ersten Gedanken nach dem Aufwachen ist "wie soll ich das heute alles schaffen" und einer der letzten vor dem Einschlafen "morgen muss ich unbedingt dies, das und jenes", erscheint das Leben wie eine Zelle, die langsam mit Wasser vollläuft. Bis eines Tages keine Luft mehr bleibt. 

Einigen Menschen hilft am besten eine Therapie, um dieser Zelle zu entkommen und sich vor dem Ersticken zu retten, anderen eine große Pause, und bei den wenigsten genügt eine einzige Maßnahme. Unabhängig davon, was wir im einzelnen brauchen, können wir alle mit einem kleinen Ritual anfangen, das der Psychologe und Neurowissenschaftler Professor Doktor Volker Busch empfiehlt und das er unter anderem im Podcast "Betreutes Fühlen" in der Folge "Fokussiert statt überfordert" vorstellt: Das Ritual, sich jeden Morgen – vielleicht bei einem Tee oder Kaffee, notfalls beim Zähneputzen – folgende drei Fragen zu stellen.

Drei Fragen gegen Überforderung

Worauf richte ich heute meine volle Aufmerksamkeit?

Diese Frage kann uns einerseits dabei helfen, uns dem Stress und der Belastung des Multitaskings zu entziehen – zumindest für eine gewisse Zeit – und lässt uns andererseits priorisieren und unseren Tag strukturieren. Wir haben vermutlich fast alle jeden Tag mehrere Aufgaben auf dem Zettel, die wir weder streichen können noch müssen noch wollen, doch häufig sticht eine Aufgabe davon heraus, eine Aufgabe, die besonders groß, besonders wichtig, vielleicht besonders belastend ist. Diese Aufgabe zu erkennen und uns zu entscheiden, ihr unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu widmen – Handy weit weg legen, wenn wir uns daran machen, E-Mail-Benachrichtigungen ausschalten, Ablenkung soweit es geht minimieren – schenkt uns Klarheit für und über unseren Tag, erleichtert uns, einen Fokus zu finden, kann unsere Leistung verbessern und uns entlasten.

Was lasse ich heute weg?

Wie gesagt: Wir haben vermutlich fast alle jeden Tag mehrere Aufgaben auf dem Zettel – und mindestens eine davon können wir in der Regel streichen, ohne dass irgendetwas Schlimmes passiert oder wir etwas vermissen. Manchmal müssen wir sie dann zu einem anderen Zeitpunkt erledigen, manchmal fällt sie einfach weg. So oder so ist es für heute eine Erleichterung, die uns morgen mit mehr Energie aufwachen lassen kann. Und falls es nicht unsere Aufgaben sind, die ein Problem darstellen und uns belasten: Wir können genauso von Gedanken oder Gewohnheiten Abstand nehmen. Zum Beispiel können wir uns entscheiden, uns heute nicht die Insta-Storys unserer Freund:innen anzuschauen, uns keine Gedanken über unsere Wochenendplanung zu machen, keine Nachrichten zu lesen. Nach einer Beschäftigung zu suchen, die wir streichen können und wollen, lässt uns neben der Erleichterung, die aus dem Streichen resultieren kann, unsere täglichen Taten und Gewohnheiten hinterfragen, denen wir sonst nachgehen, als wären sie selbstverständlich und zwingend – obwohl sie es wahrscheinlich gar nicht alle sind.

Wofür bin ich heute dankbar? Worauf freue ich mich?

Die letzte Frage zielt vor allem darauf ab, unserem Tag mit einem positiveren, mutigeren Gefühl entgegenzublicken als Ohnmacht, Stress und Überforderung. Was ist heute eine schöne Aussicht, auf oder über die wir uns freuen können? Der Moment am Abend, wenn wir uns auf die Couch setzen und unser Buch aufklappen? Die Mittagspause, in der wir etwas essen und einen Spaziergang machen? Und wenn wir nur froh sind, dass heute Donnerstag ist und das Wochenende auf der Fußmatte steht, irgendetwas finden wir sicher, das uns aufatmen lässt – und erkennen, wo die Luftzufuhr in unserer Zelle ist.

Verwendete Quellen: Podcast "Betreutes Fühlen", Folge "Fokussiert statt überfordert" vom 19. Oktober 2023, drvolkerbusch.de

sus Brigitte

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