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Selbstzweifel Woran du erkennst, dass du dich insgeheim nicht gut genug fühlst

Psychologie: Eine Frau in einer bergigen Landschaft
© baranq / Adobe Stock
Die unbewusste Überzeugung, nicht gut genug zu sein, kann unter anderem in unscheinbaren Kleinigkeiten zum Ausdruck kommen, die sich wiederum auf das Lebensgefühl auswirken können. Drei Beispiele.

Je tiefer wir eine Überzeugung verinnerlicht haben, umso weniger kann sie uns manchmal bewusst sein und umso selbstverständlicher fließt sie dann in unsere Entscheidungen und unser Verhalten ein. Das bedeutet, dass wir zum Teil nach Regeln leben, von denen wir überhaupt nicht wissen, dass wir sie befolgen, und die wir deshalb nie in Frage stellen.

Das ist kein Problem, solange diese Regeln für uns funktionieren und wir uns damit wohlfühlen. Allerdings kann es brenzlig werden, wenn sie uns ein Verhalten vorschreiben, das uns schadet. Und bei Regeln, die auf der Überzeugung basieren, wir wären nicht gut genug, hätten nicht verdient, zu leben, kann das durchaus passieren. 

Es wäre deshalb für uns von Vorteil, wenn wir zumindest wüssten, dass wir dieser Überzeugung sind. Nicht, dass wir sie dann sofort ablegen oder umkehren könnten. Doch wir könnten sie wenigstens einmal hinterfragen, erforschen, wie wir eigentlich darauf gekommen sind, und überlegen, ob es nicht vielleicht alternative Sichtweisen gäbe, die für uns vorstellbar wären. Zum Beispiel, dass wir okay sind, wie wir sind, und genauso verdient haben, auf dieser Welt zu sein, wie andere Menschen, von denen wir nicht eine Sekunde lang denken, "puh, diese Person könnte sich aber mal ein bisschen zurücknehmen und noch einiges mehr leisten". 

Folgende Merkmale könnten zum Beispiel Hinweise darauf sein, dass wir tendenziell davon ausgehen, nicht gut genug zu sein.

Anzeichen, dass du dich insgeheim nicht gut genug fühlst

Es anderen möglichst recht zu machen, ist für dich selbstverständlich

Angenommen, ein Freund schlägt dir für eine Verabredung ein Restaurant vor, das dich überhaupt nicht anspricht: Sagst du, du möchtest dort nicht hin, und nennst ihm eine Alternative, die du bevorzugst? Sagst du, du möchtest dieses Mal lieber woanders hin, gehst aber nächstes Mal mit ihm in jenes Restaurant? Oder erklärst du dich sofort dazu bereit, seinem Vorschlag und Wunsch zu entsprechen? Und denkst vielleicht nicht einmal darüber nach, ob dir das Restaurant zusagt oder nicht?

Die Sache ist die: Du musst weder dieses Mal noch irgendwann sonst in deiner Freizeit in ein Restaurant gehen, in das du nicht möchtest. Wenn dir das nicht klar ist, wenn dir die erste Antwortalternative niemals in den Sinn käme, kann es damit zusammenhängen, dass du dich nicht gut genug fühlst. Nicht gut genug, um deine Bedürfnisse zu äußern und darauf zu bestehen, dass sie wahrgenommen und berücksichtigt werden. Nur wieso gelten aus deiner Sicht für deinen Freund andere Regeln? 

Bei negativem Feedback fühlst du dich bestätigt

Selbst wenn du dich über Lob und Komplimente freust und dich bei negativer Kritik eher schlecht fühlst: Empfindest du Letzteres häufiger und leichter als gerechtfertigt und richtig, wohingegen du positives Feedback eher relativierst? Falls ja, kann das daran liegen, dass du grundsätzlich denkst, dass es nicht ausreicht, was du zustande bringst. Dass du vielleicht damit durchkommst, aber nur bis sich einmal jemand die Zeit nimmt, genauer hinzuschauen und zu erkennen, dass du noch mehr leisten müsstest. Weil es aus deiner Sicht auf irgendeiner Ebene nie genügt, was du schaffst und kannst. Doch wieso findest du es bei anderen Menschen okay, was und wie viel sie machen, unabhängig davon, dass es womöglich etwas zu kritisieren und optimieren gibt?

Du gibst dich mit weniger zufrieden, als andere haben oder bekommen

Bestehst du nicht darauf, gerecht behandelt zu werden, und beispielsweise genauso viel Gehalt, Torte oder Aufmerksamkeit zu bekommen, wie andere mit dir vergleichbare Personen in deinem Umfeld es tun, kann es daran liegen, dass du bequem bist und keine Auseinandersetzung möchtest. Es kann aber gleichzeitig und genauso gut ein Hinweis darauf sein, dass du dich nicht gut genug fühlst. Dass du nicht glaubst, dass sich eine Auseinandersetzung lohnen würde. Dass du nicht so viel verdienst wie andere, weil du aus deiner Sicht nicht so viel wert bist wie sie. 

Fazit

Die Überzeugung, nicht gut genug zu sein, kann tief in uns verborgen und uns unbewusst sein oder sich sehr präsent in unseren Gedanken zeigen. Sie kann sich in Bescheidenheit und Zurückhaltung kleiden oder in Höflichkeit und Selbstlosigkeit, und aus ihr können psychische Störungen und Lebensmüdigkeit erwachsen. Woher kommt diese Überzeugung, die eine ganze Reihe von Menschen teilen? Wie können wir sie loswerden oder mit ihr umgehen, wenn sie unser Leben erschwert und unserem Wohlbefinden schadet? Das sind Fragen, die wir uns stellen können, wenn wir ahnen, dass wir uns insgeheim für nicht gut genug halten. Fragen, die zu beantworten wir gegebenenfalls Hilfe brauchen werden, von einer Psychologin oder einem Therapeuten oder einer Vertrauensperson. Parallel dazu können wir probieren, uns von einer anderen Sichtweise zu überzeugen, nämlich der, dass wir gut genug sind, ganz gleich, was wir tun und schaffen. Von außen betrachtet, wenn wir einmal vom Mond aus auf all die Menschen auf dieser Erde blicken, spricht für die Richtigkeit dieser Sichtweise sogar sehr viel mehr.

sus Brigitte

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