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Psychologie 10 praktische Wege, ein:e begnadete:r Zuhörer:in zu werden

Psychologie: Eine gute Zuhörerin
© fizkes / Shutterstock
Zuhören zu können nützt in der Regel sowohl uns selbst als auch anderen Menschen. Wie du es erlernen oder verbessern kannst, liest du hier.

Dass es gute und schlechte Zuhörer:innen gibt, wissen die meisten von uns aus eigener Gesprächserfahrung. Gute Zuhörer:innen geben uns ein gutes Gefühl, wenn wir mit ihnen sprechen. Wir tun uns leichter damit, ihnen zu vertrauen und erzählen ihnen in der Regel mehr und lieber etwas als Menschen, die wir als schlechte Zuhörer:innen wahrnehmen. Zudem empfinden wir gute Zuhörer:innen meistens als sympathisch. Das allein sind für einige vielleicht schon überzeugende Gründe, ein Interesse daran zu haben, selbst gut zuhören zu lernen. Und es gibt auch wissenschaftliche Stimmen, die Zuhören als eine zentrale Fähigkeit herausstellen, um sozial integriert zu sein und stabile Beziehungen zu führen.

Nach einer Metaanalyse zahlreicher Studien kam etwa ein Forschungsteam der University of Haifa, der University of Rochester und der University of Reading zu dem Schluss, dass gutes Zuhören "zwischenmenschliche Verbindungen" fördere, "die viele positive, persönliche, affektive und kognitive Auswirkungen hätten". Zuhören sei ein grundlegendes soziales Verhalten und eines der fundamentalen Elemente sozialer Interaktion. 

Ein anderes Team von Wissenschaftler:innen fand heraus, dass aktives Zuhören die Qualität unserer Beziehungen verbessere, insbesondere unserer engen, langfristigen Beziehungen. Kaum überraschend. Wenn uns ein:e Partner:in oder Freund:in nicht richtig zuhört, fühlen wir uns unwohl und nicht wertgeschätzt in der Beziehung und werden uns wahrscheinlich unsererseits zurückziehen und weniger engagieren. Zudem werden wir die Lust verlieren, überhaupt etwas zu teilen und die Kommunikation wird über kurz oder lang abbrechen. Womit im Grunde auch die Beziehung zu Ende ist, denn keine intime Beziehung funktioniert ohne Kommunikation.

Was also können wir tun, um unsere Fähigkeit zuzuhören zu verbessern? Die Psychologin Susan Krauss Whitbourne sieht folgende Punkte als zentrale Aspekte von gutem, aktivem Zuhören an. 

5 verbale Maßnahmen, die gutes Zuhören ausmachen

1. Reflexionen

In eigenen Worten wiederzugeben oder zu wiederholen, was unser Gegenüber uns erzählt, zeigt, dass wir das Gesagte verstanden und aufgenommen haben. Oft kann es unserer:m Gesprächspartner:in zudem eine andere Perspektive vermitteln und die Dinge in einem neuen Licht wahrnehmen lassen.

2. Offene Fragen

Mit offenen Fragen, also Fragen, die nicht bloß auf ja oder nein abzielen, demonstrieren wir, dass wir mitdenken und dem Inhalt des Gesagten folgen. Und natürlich bringen wir damit unser Interesse zum Ausdruck.

3. Bestätigung

Unserem Gegenüber gelegentlich zuzusprechen, etwa mit Äußerungen wie "Ich verstehe" oder "richtig", versichert, dass das was uns erzählt wird, bei uns ankommt und gut aufgehoben ist. 

4. Verbale Reaktion

Kurze Äußerungen wie "hm-hm" oder "ja" motivieren unsere:n Gesprächspartner:in fortzufahren. Schweigen und Stille wirken hingegen in der Regel verunsichernd.

5. Den Namen der redenden Person benutzen

Hin und wieder den Namen unseres Gegenübers zu sagen, zum Beispiel, "ich verstehe dich, Johanna" oder "warum glaubst du, hat er so reagiert, Pascal?", vermittelt meist ein Gefühl des Wertgeschätzt- und Gesehenwerdens. (aber bitte Johanna oder Pascal mit dem richtigen Namen ersetzen, einen falschen zu verwenden, wäre sicher kontraproduktiv.)

5 nonverbale Maßnahmen, die deine Zuhörkompetenz verbessern können

6. Mimik

Mit unserem Gesichtsausdruck können wir Anteilnahme, Interesse, Verständnis und emotionale Reaktionen auf das Gesagte wunderbar zum Ausdruck bringen – natürlich macht es keinen Sinn, sie zu faken oder zu übertreiben, doch wir brauchen unsere Empfindungen nicht zu verstecken.

7. Nicken

Mit dem Kopf nicken signalisiert – wenigstens in unserer Kultur – Bestätigung und dass wir das Gesagte verstanden haben. Gerade an wichtigen Punkten des Gesprächs ist es als (zusätzliche) Geste angebracht.

8. Körperhaltung

Mit einer der sprechenden Person zugewandten Körperhaltung demonstrieren wir Interesse und Offenheit. Eine abgekehrte Haltung wirkt desinteressiert und abgelenkt und kann den anderen Menschen verunsichern oder kränken.

9. Blick

Unserem Gegenüber während des Gesprächs in die Augen zu schauen, ist essenziell, um Aufmerksamkeit und Interesse zu signalisieren. Zwischendurch aufs Handy zu sehen oder etwas zu beobachten, was sich um uns herum abspielt, gibt der:dem anderen das Gefühl, unwichtig zu sein oder gar zu stören.

10. Geduld

Die andere Person aussprechen und in ihrem Tempo reden zu lassen, ist das oberste Gebot beim Zuhören. Jemanden zu unterbrechen und dabei womöglich noch das Thema zu wechseln, zeugt von sehr geringer Zuhörkompetenz.

Wenn wir alle diese Punkte beim Zuhören wohldosiert berücksichtigen und versuchen umzusetzen, zeigen wir nicht nur, dass wir gute Zuhörer:innen sind, sondern üben es zugleich auch und wirken aktiv darauf hin: So können wir beispielsweise das Gesagte nur in unseren Worten wiedergeben, wenn wir gut zugehört und verstanden haben. Wir können nur an den wichtigen Stellen im Gespräch nicken, wenn wir genug mitbekommen, um zu wissen und zu spüren, was die wichtigen Stellen sind.

Mangelnde Empathie und Interesse sowie Grübeln über eigene Probleme sind sicherlich Voraussetzungen, die uns grundsätzlich daran hindern können, gut zuzuhören, und die wir kaum mit den genannten Maßnahmen aus der Welt schaffen können. Doch wenn wir gut zuhören möchten, ist das in der Regel schon eine solide Ausgangslage, um ein:e gute:r Zuhörer:in zu werden. Denn wahrscheinlich haben wir dann immerhin begriffen, was es uns und anderen bringen kann zuzuhören.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, Itzchakov, G., Reis, H. T., & Weinstein, N. (2021). How to foster perceived partner responsiveness: High‐quality listening is key. Social and Personality Psychology Compass. 

sus Brigitte

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