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Persönlichkeitsmerkmale Woran man oft Menschen erkennt, die eine schwere Kindheit hatten

Eine Frau schaut in die Ferne
© fizkes / Adobe Stock
Manche Erfahrungen als Kind sind so einschneidend, dass sie noch im Erwachsenenalter Schmerzen verursachen. Wir erklären, wie sich das zeigen kann.

Aggressivität oder Zurückgezogenheit beispielsweise sind zwei sehr gegensätzliche Verhaltensweisen, die beide von Problemen in der Kindheit herrühren können. Während das Verhalten oft als Anzeichen für Charaktermerkmale oder die Persönlichkeit verstanden wird, ist das aber nicht immer der Fall. Weil manche Menschen ständig von ihrer Umwelt herabgesetzt wurden, leben sie lange Jahre mit der Überzeugung, dass ihre Ansichten nichts wert sind – oder sie wurden mit der Verarbeitung ihrer Emotionen als Kind alleingelassen, was zu Frustration und Aggressivität im Erwachsenenalter führen kann. Wir entschlüsseln fünf Persönlichkeitsmerkmale, die ihre Ursache in schmerzhaften Kindheitserfahrungen haben können.

Erwachsenenprobleme entstehen oft aus Kinderproblemen

Die gelernten Verhaltensweisen, die oft bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben, entstehen meist aus einem Schutzbedürfnis als Kind. Wer nicht durch Eltern oder andere nahestehende Personen unterstützt aufwachsen konnte und sich nicht aufgefangen fühlte, kann das eine lange Zeit mit sich herumtragen. Denn die Mechanismen, die ihnen damals geholfen haben, gehen schnell in Fleisch und Blut über.

Aufgrund des meist negativen Bilds von Therapieformen suchen sich viele Menschen keine Hilfe – oder erst spät. Und dass, obwohl sie möglicherweise schon sehr viel eher merken, dass sie selbst nicht gegen die (sich wiederholenden) Verhaltensmuster ankommen. Das führt unter anderem zu scheiternden Beziehungen, Stress mit Freund:innen oder der Familie, die meist ebenfalls in alten Mustern feststeckt, oder zu mentalen Problemen wie Depression und Angst.

Diese Verhaltensweisen sind oft Anzeichen für eine schwere Kindheit

Bei den folgenden Verhaltensweisen müssen nicht alle auf eine Person zutreffen, aber auch nicht nur eine. Je nachdem, was der betroffene Mensch erlebt hat, können sich mehrere Anzeichen zeigen.

Sie kontrollieren ihre Emotionen mehr als andere

Laut dem Big Five Modell ist Neurotizismus eine der fünf Dimensionen der menschlichen Persönlichkeit und damit keineswegs selten. Das Wort steht für Emotionskontrolle. Das bedeutet, es sind Menschen gemeint, die eher kontrolliert reagieren, anstatt ihre Emotionen zu zeigen. Unter anderem kann das daran liegen, dass sie als Kind negative und komplexe Emotionen erfahren mussten, aber nicht gelernt haben, mit diesen umzugehen. Das kann ebenfalls zu psychischen Belastungen im Erwachsenenalter führen.

Sie reagieren oft wütend oder aggressiv

Oft reagieren Menschen, die eine schwere Kindheit hatten, auf schwierige oder überfordernde Situationen mit Wut und Aggressivität. Eine Möglichkeit ist, dass sie sich dieses Verhalten früher von ihren Eltern abgeschaut haben, die ebenfalls nicht mit ihren Emotionen umgehen konnten. Oder Wut und Aggressivität waren der beste Weg, um Beachtung zu finden oder sich gegen etwas zu wehren. Oft sind diese Personen sehr impulsiv.

Sie sind wenig verträglich mit anderen Personen

Es kann schwierig für Menschen mit schwieriger Kindheit sein, mit anderen Personen auszukommen. Streit ist nicht selten und Kooperation ist oft schwierig. Ein Grund ist, dass sie sich als Kind nicht auf andere (meist die Eltern) verlassen konnten und diesen Vertrauensbruch mit ins Erwachsenenalter genommen haben. 

Sie suchen oft "externe" Bestätigung

Ein gut trainierter Körper, ein eigenes Haus, ein schönes Auto. Das können ebenfalls Anzeichen sein. Denn vernachlässigte Kinder versuchen oft, ihre Eltern mit besonderen und gut sichtbaren Errungenschaften zu beeindrucken, was teilweise auch (nach außen) zu Arroganz oder einem stark ausgeprägten Stolz führen kann. Das entsteht allerdings oft aus dem Gefühl, ungenügend zu sein und sich verletzlich zu fühlen, das so überspielt wird. Beispielsweise durch finanzielle Erfolge und Statussymbole.

Sie sind wenig involviert

Es kann Menschen mit problematischen Kindheitserfahrungen schwerfallen, etwas zu finden, dass für sie einen Sinn ergibt. Es fällt ihnen oft schwer, Aktivitäten zu finden, die ihnen Spaß machen und ihnen wichtig sind. Produktivität und das Abschließen von Aufgaben ist für sie ebenfalls nicht leicht – und sie können ihre eigenen Erfolge oft nicht anerkennen und sehen sich selbst in schlechtem Licht. Sozial gesehen sind sie unabhängig oder distanziert.

Es gibt viele Gründe, die eine "schwere Kindheit" ausmachen können

Manche Menschen sind sensibler als andere und eine Vernachlässigung eines Kindes ist nicht nur physisch, sondern oft auch emotional. Ein sensibles Kind wird ein Elternteil, das nicht auf seine:ihre Gefühle eingeht, anders wahrnehmen als ein weniger sensibles Kind. Die Unterstützung, die manche Menschen in jungem Alter brauchen, ist ebenfalls individuell. Manche brauchen ein stärkeres soziales Netz, das sie auffängt als andere. Daher können solche Entwicklungen auch bei scheinbar glücklichen Familien zutreffen. Egal, wie es zu den Entwicklungen gekommen ist und wie lange man sie schon mit sich herumträgt, es gibt immer die Möglichkeit, mithilfe eines:einer Therapeut:in daran zu arbeiten. Denn sich selbst Probleme einzugestehen und diese anzugehen, ist der erste Schritt zur Besserung.

Verwendete Quelle: Psychology Today, lexikon.stangl.eu, kita.de

lkl Brigitte

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