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Horizont Hast du diese Erfahrungen gemacht, bis du kultivierter, als du denkst

Eine interessierte Frau
© BullRun / Adobe Stock
Du liest lieber Romcom als Klassiker und interessierst dich mehr für Taylor Swift als für Beethoven? Über die Weite deines Horizonts hat das nichts zu sagen. Kannst du diese Dinge von dir behaupten, bist du durchaus kultiviert.

Kultur bedeutet im ursprünglichen Wortsinn "Pflege, Bearbeitung, Bestellung". Der Begriff stammt aus dem Lateinischen, "cultura", und hat sich beispielsweise in dem Kompositum Agrikultur in seiner engeren, originären Bedeutung gehalten: "Pflege des Bodens". 

Heute bezeichnen wir mit dem Begriff Kultur in der Regel entweder die Summe der Bräuche, Traditionen, Architektur, Religion, Sprache, Geistesgeschichte einer bestimmten Gruppe von Menschen: Die schwedische Kultur, die abendländische Kultur, die polynesische Kultur. Oder wir benutzen das Wort, um gewisse Güter und Erzeugnisse zu bezeichnen, die Menschen hervorgebracht haben: Kunst, Musik, Literatur, Essen. 

Wie auch immer wir den Begriff verstehen, Kultur ist etwas, das bei dem Menschen besonders stark ausgeprägt ist und eine besonders große Bedeutung hat. Zwar gibt es gewisse Ameisen, die Pilze züchten, und Vögel trillern je nach Region in unterschiedlichen Dialekten. Doch kein Tier, das wir kennen, kultiviert seinen Lebensraum oder seine Lebenswirklichkeit in einer solch drastischen Weise wie der Mensch. 

Was aber macht einen Menschen aus, den wir als kultiviert bezeichnen? Meist verwenden wir das Attribut für Personen, die wir in bestimmten Bereichen wie Kunst oder Literatur als besonders gebildet erleben. Und vielleicht als besonders eloquent. Sind wir aber einmal konsequenter mit unserer Begriffsverwendung, müssten wir das Konzept eigentlich weiter fassen und sagen: Kultivierte Menschen sind Personen mit einem gepflegten, gut bestellten Geist. Ihr innerer Acker liegt nicht brach, sondern ist sorgfältig bearbeitet. Um das von jemandem behaupten zu können, muss dieser Mensch aber nicht unbedingt Majakowski gelesen haben und Robert Schumann erkennen. Auch die folgenden Erfahrungen eines Menschen zeugen von einem kultivierten Geist.

Hast du diese Erfahrungen gemacht, bist du kultivierter, als du denkst

1. Eine Fremdsprache gelernt

In Deutschland ist es wie in vielen anderen Ländern mittlerweile selbstverständlich, dass wir wenigstens Englisch in der Schule lernen – immerhin und glücklicherweise. Fremdsprachen zeigen uns, dass wir die Welt auf eine andere Weise sehen und ordnen können, als wir mit unserer Heimatsprache zu tun lernen. Zwar sind Englisch und Deutsch recht ähnlich, weshalb wir nicht ganz so sehr profitieren wie etwa Schulkinder in China, die Englischunterricht bekommen. Doch zumindest lernen wir beispielsweise, dass wir Zeit verschiedenartig organisieren können oder dass eine Personenbezeichnung nichts über das Geschlecht der bezeichneten Person sagen muss. Und wen Sprachen interessieren und wer den eigenen Geist weiter mit dieser Frucht kultivieren möchte, lernt als deutschsprachige Person eben noch Spanisch, Türkisch oder Chinesisch. 

2. Ein Kunstwerk genossen

Ob ein Gemälde, ein Foto, ein Theaterstück, ein Lied, einen Film oder ein Buch, wer in der Lage ist, ein Kunstwerk wertzuschätzen und sich darüber etwa mit dem Menschen, der es hervorgebracht hat, verbunden zu fühlen, verfügt offenbar über einen kultivierten Geist. Um in einem Stück Kunst mehr zu sehen, als einen bloßen Gegenstand, um es zu würdigen, wenngleich es keinen Zweck erfüllt, bedarf es eines gewissen Sinns, einer Empfänglichkeit für Ästhetik und dessen Bedeutung und Wert. Diese Empfänglichkeit ist nicht selbstverständlich, sondern resultiert aus einer Pflege der inneren Haltung. 

3. An einer anderen Kultur teilgehabt

Schon einmal mit Stäbchen gegessen? Oder mit den Händen? Ein Fest gefeiert, das du nicht aus deiner Kindheit kennst, oder deine Haare oder Haut bedeckt, als du eine Kirche besichtigt hast? Uns fremden Bräuchen zu öffnen, lässt uns verstehen, dass es viele unterschiedliche, gleichwertige Lebensweisen und Umgangsformen mit der Welt und unseren Mitmenschen gibt. Es kultiviert uns, erweitert unseren Horizont – und befähigt uns, freier zu entscheiden, wie wir selbst leben möchten. 

4. Dich selbst reflektiert und bewusst geändert

Um über uns selbst nachzudenken, unser Verhalten zu hinterfragen, bewusste Entscheidungen zu treffen und uns gar zu ändern, bedarf es stets eines gepflegten Geistes. Schließlich können wir nicht über Leere nachdenken. Über Ödnis oder eine Wüste zugegebenermaßen schon, doch vermutlich nicht allzu lange. Spätestens in dem Moment, in dem wir bewusst entscheiden, etwas aus eigener Überzeugung zu tun, in dem wir ein Konzept für uns selbst entwickeln, uns eine Person vorstellen, die wir sein möchten, betreiben wir eine Kultivierung unseres inneren Ackers, die nicht zu unterschätzen ist. Denn letztendlich stellt sie den Nährboden für jedes weitere Feld her, das wir bestellen. 

Verwendete Quelle: hackspirit.com 

sus Brigitte

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