Anzeige

Psychologie Das ist der Unterschied zwischen einem gesunden Selbstwertgefühl und Narzissmus

Selbstbewusste Frau vor dem Spiegel: Das ist der Unterschied zwischen einem gesunden Selbstwertgefühl und Narzissmus
© zzzdim / Adobe Stock
Narzisstische Menschen haben ein übergroßes Selbstbewusstsein? Im Gegenteil. Eine Studie zeigt den entscheidenden Unterschied zwischen Narzissmus und einem gesunden Selbstwertgefühl.

Erst einmal zu den Gemeinsamkeiten: Sowohl Narzissmus als auch ein gesunder Selbstwert beinhalten eine positive Selbstwahrnehmung – allerdings unterscheidet sich diese Wahrnehmung in beiden Fällen stark.

Die landläufige Meinung lautet: Narzisstische Menschen haben ein großes – sogar zu großes – Selbstbewusstsein. Aber das stimmt nicht. Denn während es bei einem gesunden Selbstbewusstsein vor allem darum geht, dass wir uns selbst als wertvoll einschätzen, schlägt dieser Selbstwert bei Narzissmus in der Regel darin um, dass Menschen sich selbst zu wichtig nehmen und sehr stark nur auf die eigenen Bedürfnisse fokussiert sind.

Selbstbewusstsein und Narzissmus: "Ich bin wertvoll" vs. "Ich bin etwas Besonderes"

Eine Person, die ein gesundes Selbstwertgefühl hat, würde vielleicht sagen: "Ich bin gut und wertvoll", während eine narzisstische Person sagen würde: "Ich bin etwas Besonderes" oder "Ich bin der:die Beste hier." Damit stellt diese Person sich immer über andere, während ein selbstbewusster Mensch seinen eigenen Wert unabhängig von anderen erkennt.

Menschen mit narzisstischer Neigung fühlen sich anderen überlegen, ihr gesamtes Selbstbild beruht auf dem Außen – wie sich im Vergleich mit diesen anderen sehen und vor allem, wie andere sie sehen. Das vermeintlich gute Selbstbewusstsein fällt schnell wie ein Kartenhaus in sich zusammen, wenn jemand Kritik an einer narzisstischen Person äußert.

Hat jemand dagegen ein gesundes Selbstbewusstsein, ist dieses Gefühl des Selbstwerts losgelöst von anderen – die Person erkennt ihren Wert als Mensch unabhängig vom Außen und von den Meinungen anderer an.

Studie untersucht die Unterschiede zwischen narzisstischen und selbstsicheren Menschen

Diesen entscheidenden Unterschied konnte eine niederländische Studie unter der Leitung von Eddie Brummelman von der Universität von Amsterdam schon bei Kindern erkennen. Für die Untersuchung sollte eine Gruppe von insgesamt 71 Kindern im Alter von viereinhalb Jahren jeweils ein Lied vor ihren Eltern, einer filmenden Person und einem:einer der Forschenden singen. Vor, während und nach diesem Auftritt wurden verschiedene Vitalwerte und physiologische Reaktionen der Kinder gemessen, um zu evaluieren, wie nervös sie sich jeweils gefühlt haben.

Drei Jahre später, also im Alter von siebeneinhalb Jahren, sollten die Kinder dann psychologische Fragebögen ausfüllen, um herauszufinden, ob sie narzisstische Züge aufweisen und/oder wie es um ihr Selbstbewusstsein bestellt ist.

Das Ergebnis der Studie: Die Kinder, bei denen später Narzissmus festgestellt werden konnte, waren vor allem vor dem Auftritt sehr nervös, während die Kinder mit einem gesunden Selbstbewusstsein weder vor, nach noch während des Auftritts sonderlich aufgeregt waren.

Selbstbewusstsein ist nicht von äußeren Umständen abhängig

Daraus schlossen die Forschenden, dass narzisstische Menschen sich dann unsicher fühlen, wenn sie befürchten, bewertet und beurteilt zu werden. Diejenigen mit einem gesunden Selbstwertgefühl dagegen haben verinnerlicht, dass sie auch bei einer schlechten Leistung ihren Wert als Mensch nicht verlieren, weshalb sie davor auch nicht so eine große Angst haben.

Natürlich können auch selbstbewusste Menschen unter Lampenfieber leiden und Angst davor haben, vor vielen Menschen etwas vorzutragen. Aber sie können mit einer schlechten Bewertung und damit, dass sich jemand möglicherweise über sie lustig macht, besser umgehen als die fragilen Menschen mit narzisstischer Neigung. Und dieser tief verankerte Selbstwert, der nicht vom Außen abhängig ist, ist der entscheidende Unterschied zwischen Narzissmus und gesundem Selbstbewusstsein.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, psychcentral.com

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel