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Alt und unglücklich? Mythen übers Altwerden, die wir getrost ignorieren können

Ältere Frau sitzt glücklich auf dem Fahrrad (KI generiert)
© Valeriia / Adobe Stock
Wer alt ist, wird über kurz oder lang dement, ist depressiv und einsam. Stimmt das? Wir räumen mit Vorurteilen auf.

Alt werden, wollen wir wahrscheinlich alle – alt sein, wollen hingegen die wenigsten, ist es doch mit so unangenehmen Attributen wie Einsamkeit, Bitterkeit und Schmerzen verbunden. Aber stimmt das eigentlich? Grundsätzlich scheint es hier zumindest einen gesellschaftlichen Konsens zu geben, schaut man auf eine Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle: Demnach verbinden gerade junge Menschen der deutschen Bevölkerung das Altern mit Unzufriedenheit und Depressionen.

Dieses Gefühl bestätigt sich rein wissenschaftlich zumindest nicht. Das "National Institute on Aging" hat sich einige besonders beliebte – beziehungsweise hartnäckige – Mythen über das Altern angeschaut und klärt auf, wie viel Wahrheit dahintersteckt. Kleiner Spoiler: In den meisten Fällen sehr wenig!

Vorurteile gegen das Altern, die Quatsch sind

Menschen werden im Alter nicht zwangsweise dement, depressiv oder garstig. Und sie sind sehr wohl dazu in der Lage, neue Dinge zu lernen! Wir räumen in den folgenden Absätzen mit einigen sehr verbreiteten Mythen über das Altern auf.

"Alte Menschen sind depressiv und einsam"

Der Gedanke ist vielleicht naheliegend: Unsere Zeit auf Erden ist begrenzt, je älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen, die wir unser ganzes Leben schon um uns haben, uns verlassen. Das kann natürlich zu Isolation und Einsamkeit führen – und diese Gefühle können schwere Konsequenzen für die mentale und körperliche Gesundheit eines Menschen haben, wie mehr als eine Studie bestätigt.

Das bedeutet allerdings nicht, dass das eine (Depression) automatisch mit dem anderen (Altern) kommt: Gegenteilig könne das Altsein viele emotionale Vorteile haben, wie das "National Institute on Aging" schreibt, schließlich dürfen wir uns im hohen Alter über einen wahren Schatz an Erinnerungen und wundervollen Momenten unseres Lebens erfreuen, die wir mit unseren Liebsten teilen können. Eine Studie kam sogar zu dem Ergebnis, dass ältere Erwachsene weniger wahrscheinlich an einer Depression leiden als junge. Und letztlich ist Depression zwar eine sehr ernstzunehmende Krankheit – doch wie viele andere Krankheiten, kann auch sie behandelt werden. 

Vertiefende Informationen hierzu bietet beispielsweise die "Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention".

"Wer alt ist, lernt nichts Neues mehr"

Im Alter lernt man nicht mehr dazu? Nichts weiter als ein Vorurteil. Natürlich schauen wir als Gesellschaft beim Thema Lernen eher auf die jüngeren Menschen – aber die verbringen auch mehr oder minder zwangsweise einen Großteil ihrer ersten Jahre damit, neue Dinge zu lernen. Das Gehirn einer älteren Person ist sehr wohl dazu in der Lage, sich neue Dinge zu merken und zu verinnerlichen. Und das tut ihm sehr gut, wie unter anderem eine Studie herausfand: Ältere Leute, die beispielsweise Digitalfotografie erlernten, hatten ein besseres Gedächtnis. Ein weiterer Vorteil: Gerade wenn wir Kurse besuchen, lernen wir neue Menschen kennen, was unser Gehirn ebenfalls aktiv hält. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

"Über kurz oder lang werden alte Menschen dement"

Wie die "Alzheimer's Association" schreibt, ist es zwar der Fall, dass das Alter ein Risikofaktor für eine Demenzerkrankung sein kann – aber das bedeutet nicht, dass alte Menschen in jedem Fall daran erkranken. Es gibt auf der Welt sehr, sehr viele Personen im hohen Alter, die noch immer einen glasklaren Blick auf die Welt haben. 

Und letztlich muss man sich den Begriff der Demenz auch näher anschauen: Mal etwas zu vergessen, ist noch lange kein Zeichen für eine Demenzerkrankung. Eine Demenzerkrankung erschüttert das ganze Sein des Menschen, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit – "seine Wahrnehmung, sein Verhalten, sein Erleben". Wenn wir oder uns nahestehende Personen Veränderungen in unserer Persönlichkeit wahrnehmen, dann ist das definitiv ein Grund, ein Gespräch mit medizinischem Personal zu suchen – nicht aber unbedingt, wenn wir immer mal wieder vergessen, wo unsere Schlüssel liegen. 

Das Altern ist in einer Gesellschaft, die das Jugendliche und Normschöne auf ein hohes Podest stellt, mit vielen Vorurteilen behaftet. Letztlich ist das Alter auch eine Erinnerung an die Vergänglichkeit unseres Lebens, woran die meisten von uns sehr ungern denken. Doch mit dem Alter kommen nicht zwangsweise Schmerz und Demenz und wir tun gut daran, die Veränderungen, die das Leben mit sich bringt, mit offenen Armen zu empfangen.

Verwendete Quellen: antidiskriminierungsstelle.de, nia.nih.gov, ncbi.nlm.nih.gov, deutsche-depressionshilfe.de, webmd.com, bundesgesundheitsministerium.de

csc Brigitte

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