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Mind after Midnight Darum verändert sich nachts unsere Persönlichkeit

Mind after Midnight: Was ist nachts los mit uns?
© Halfpoint / Adobe Stock
Grübeleien, Fressattacken, Schusseligkeit – warum sind wir nachts so anders als bei Tag? Spoiler: An der Dunkelheit liegt es nicht.

Zu Werwölfen und Vampiren werden wir nachts glücklicherweise nicht – wohl aber zu gefühlt anderen Menschen. Viele von uns dürften es kennen: das nächtliche Grübeln, das sogar ins Depressive kippen kann, obwohl wir uns bei Tag eigentlich gut fühlen. Oder die nächtlichen Gänge zum Kühlschrank, den wir plündern, als gäbe es kein Morgen. "Wenn man aus dem Schlaf erwacht, öffnet man ein Fenster zur Nachtseite seiner Persönlichkeit", wird die Chronobiologin Martha Merrrow von der Universität München in "Zeit Wissen" zitiert.

Und wer nachts nicht im Bett liegt, sondern unterwegs ist, stellt vielleicht fest: Bei Tag hätte ich den Unbekannten in der Bar nicht so schnell geküsst, und ganz bestimmt hätte ich ihm meine Nummer nicht gegeben.

Was ist nachts eigentlich mit uns los?

Wissenschaftler:innen sind unserer nächtlichen Persönlichkeitsveränderung schon länger auf der Spur und haben herausgefunden: Wenn wir nachts wach sind, lassen wir unsere Hemmungen schneller fallen als tagsüber. Wir sind labiler, risikobereiter, impulsiver; unsere Handlungen sind nicht nur weniger überlegt, sie sind auch fehlerhafter. Auch die Mord- und Suizidraten steigen nachts erwiesenermaßen an. 

Das alles hat aber nichts damit zu tun, dass wir im Schutz der Dunkelheit agieren oder mehr Alkohol trinken als am Tag. Es liegt viel mehr an den nächtlichen Prozessen unseres Gehirns.

Die hormonelle Gemengelage verändert sich

Andrew S. Tubbs von der University of Arizona hat den Begriff "Mind after Midnight“ geprägt, um unseren nächtlichen Geisteszustand zu beschreiben. Schuld daran ist offenbar der präfrontale Kortex, der für unseren Verstand zuständig ist – er schaltet nach Mitternacht in eine Art Energiesparmodus. Außerdem sinken die Spiegel des Glückshormons Serotonin und des Anti-Stress-Hormons Cortisol. Gleichzeitig ist die Amygdala, das Emotionszentrum im Gehirn, besonders aktiv. Diese Gemengelage kann erklären, warum wir nachts eine verminderte Impulskontrolle erleben (Stichwort Kühlschrank oder Küsse mit Fremden), oder warum wir leicht in depressive Verstimmungen abrutschen.

Guter Schlaf ist wichtig, um gesund zu bleiben

Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass ausgiebige nächtliche Wachzeiten zu psychiatrischen und Suchterkrankungen beitragen könnten. Um gegenzusteuern, sei es am besten, Menschen zu helfen, durchzuschlafen. 

Das mit dem ausdauernden Schlaf klappt bekanntlich nicht immer gut, aber man kann einiges dafür tun: eine gute Schlafumgebung schaffen, das Bett nur zum Schlafen benutzen und das Handy mal früher weglegen. Zahlreiche weitere Tipps zu gesundem Schlaf gibt es in unserem Special "Endlich wieder gut schlafen". Und jetzt: Gute Nacht!

sar Brigitte

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