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Mittleres Kind? Diese Anzeichen stehen für das "Middle-Child-Syndrome"

Drei Kinder auf einer Wiese
© Rawpixel.com / Adobe Stock
Hat die Reihenfolge, in der wir geboren werden, einen Einfluss auf die Persönlichkeit? Laut "Middle-Child-Syndrome" gibt es jedenfalls Merkmale, die bei Sandwich-Kindern häufiger vorkommen. Erkennst du dich oder eins deiner Geschwister in ihnen wieder?

Es werden Kindern je nach Geburtsreihenfolge bestimmte Eigenschaften nachgesagt. Das älteste Kind soll autoritärer und selbstbewusster sein, das Jüngste wird verhätschelt und übertrifft infolge nicht seine Geschwister – und das Mittlere wirkt zwar ausgeglichen und gelassen; hat aber oftmals Probleme, sich zwischen dem älteren und dem jüngeren Kind zurechtzufinden – so jedenfalls die Theorie. Das "Middle-Child-Syndrome", zu deutsch "Mittleres-Kind-Syndrom" basiert auf einer Theorie Alfred Adlers aus den 1960er-Jahren. Seither hat die Forschung sich des Öfteren mit dem Thema beschäftigt. Und auch unter Geschwisterkindern hat sich der eine oder die andere sicherlich schon gefragt, ob es einen Unterschied gemacht hätte, wenn man zum Beispiel als ältestes anstatt als jüngstes Kind geboren worden wäre.

Eigenschaften, die mittleren Kindern nachgesagt werden

Erst einmal mehr zur Theorie: Diese besagt, dass das mittlere Kind sich sowohl gegenüber dem älteren als auch dem jüngeren Geschwisterteil durchsetzen müsse. Sandwich-Kinder hätten deshalb oft den Eindruck, dass sie im Schatten der anderen stehen und weniger Aufmerksamkeit von ihren Eltern bekommen würden; weshalb sie sich ungleich behandelt fühlen und stetig versuchen würden, das Defizit auszugleichen. Das mittlere Kind sei normalerweise weniger auffällig als die anderen Kinder – in der Hinsicht, dass das Ältere selbstbewusst den eigenen Weg gehe und das Jüngste gegebenenfalls seinen Lieblingskind-Faktor bei den Eltern ausnutze. Laut der Ursprungstheorie würden mittlere Kinder sich im Familiengefüge anpassen und seien eher ruhige Persönlichkeiten. Oft seien sie außerdem Streitschlichter:innen der Familie, da sie näher am älteren als auch am jüngeren Kind sind und deren Lebensrealität besser nachvollziehen können als die weiter auseinanderliegenden Kinder.

In der Praxis könne es laut Matthias Wildermuth, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber auch anders ablaufen: "Findet das mittlere Kind nicht seinen eigenen Weg zwischen den beiden anderen Geschwistern, läuft es Gefahr, Minderwertigkeitsgefühle zu entwickeln, verzagt und unentschlossen oder sogar krank, depressiv oder trotzig zu werden; es versucht in diesem Fall oft, die Aufmerksamkeit durch aggressives Verhalten auf sich zu ziehen, und wird somit häufiger als leicht erregbar, fordernder und unzuverlässig erlebt." Es gebe aber auch Unterschiede je nach Geschlechtskonstellation der Kinder und ebenso wenn ein viertes Kind dazukomme, so der Experte auf "Psychologie-Aktuell.com". 

Was sagt die Wissenschaft?

Wie es bei einigen Theorien der Fall ist, sind und bleiben manche von ihnen genau das – und damit: hypothetisch. Die Forschung hat sich zwar bereits mehrfach der Frage gewidmet, ob mit einer bestimmten Geburtsreihenfolge Persönlichkeitsmerkmale einhergehen, eine eindeutige Antwort darauf gibt es aber nicht. Die Entwicklung der Kinder hängt mehr von anderen Faktoren wie der allgemeinen Familiensituation zusammen. Während einige Sandwich-Kinder sich entwickeln wie in der Theorie, sind andere durch ihre Erziehung genauso selbstbewusst oder autoritär wie das hypothetische Erstgeborene.

Ebenso kann es vorkommen, dass sich eher das Jüngste vernachlässigt fühlt, da die Eltern beim dritten Kind bereits entspannter waren – und ihm nach eigener Wahrnehmung dadurch weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Wie ein Kind aufwächst, ist also höchstwahrscheinlich nicht Sache des Geburtstages. Laut der amerikanischen psychologischen Gesellschaft APA seien subtile Einflüsse auf Persönlichkeit und Intelligenz möglich, aber starke psychologische Auswirkungen eher unwahrscheinlich. Fazit: Wer ein mittleres Kind ist, hat genauso die Möglichkeit, gut und zufrieden aufzuwachsen, solange die Familienbedingungen stimmen.

Videotipp:

Mutter und Tochter unterhalten sich

Verwendete Quellen: psychologie-aktuell.com, healthline.com, dictionary.apa.org, psychcentral.com

lkl Brigitte

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