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lldikó von Kürthy: "Am Anfang aller Dinge steht das gemachte Bett!"

Ildiko von Kürthy
© Frank Grimm
Admiral McRaven - oder der Zauber, der Ordnung, Routine und Pflicht innewohnt.

Der Satz, den ich selbst immer mal denken wollte

Man kann mir keinen ausgefallenen Geschmack vorwerfen. Besonders bei Männern. Ich mag sie groß und schlank, mit dunklem Haar, seit geraumer Zeit gefällt mir graumeliert fast noch besser, mit kantigem schmalen Gesicht und, was nutzt es drum herum zu reden, auch sehr gern in Ausgehuniform.

Ich stehe mittlerweile offen zu meinen durchschnittlichen und vorsintflutlichen Vorlieben, von denen ich mich auch privat so weit wie möglich habe leiten lassen.

Es ist also nur eine logische Konsequenz meines schlichten Appetenzverhaltens, dass ich mich in die Reihe der zahllosen Bewunderinnen von William H. McRaven, ehemaliger Admiral der US Navy, einreihe. Dieser Mann ist der fleischgewordene Schlüsselreiz, ganz Offizier und Gentleman, und man fühlt sich bei seinem Anblick gleich wieder wie 1982 im Kino, letzte Reihe mit Heiner C., der fast so gut aussah wie Richard Gere. Und dann sagt Admiral McRaven in einem Vortrag vor Studenten der Uni Texas auch noch genau den Satz, den ich immer mal denken wollte:

Wenn Sie die Welt verändern wollen, fangen Sie damit an, Ihr Bett zu machen.

Ich finde, mehr braucht man nicht zu wissen. Hat allerdings verdammt lange gedauert, bis ich es begriffen habe.

In der ersten Hälfte meines Lebens habe ich Ordnung mit Spießigkeit, Routine mit Langeweile und Pflicht mit Mühe verwechselt. Jetzt weiß ich, dass Pflichten nur dann Energie rauben, wenn man sie nicht oder voll innerem Widerwillen erledigt.

Kleiner Schritt, große Wirkung

Ich wäre sehr dankbar, wenn Herr McRaven mal bei uns zu Hause vorbeikommen könnte, muss auch gar nicht lang sein, gern in Uniform, um seine Botschaft meinen Söhnen persönlich zu überbringen. Ich habe die Vermutung, dass der heranwachsende Mensch generell, sich durch die Lebenserfahrung eines hochdekorierten Marinesoldaten beeindruckter zeigt, als durch die, oftmals recht schrill vorgetragenen Anweisungen von Mama.

"Es sind die kleinen Dinge, die im Leben zählen", würde der schneidige Herr sagen, während sein Blick über die Betten in den Kinderzimmern gleitet. "Wenn ihr die kleinen Dinge nicht richtig macht, werdet ihr nicht in der Lage sein, die großen richtig zu machen. Macht euer Bett, und ihr werdet die erste Aufgabe des Tages erfüllt haben, ihr werdet ein wenig stolz sein und euch ermutigt fühlen, eine weitere Aufgabe anzugehen - und noch eine und noch eine."

Die wohltuende Macht der Routine

Ich habe sie schätzen gelernt, die Kraft, die ausgeht von den ersten routinierten Handgriffen des Tages. Bett, Schulbrot, Rückenübung machen, Müll rausbringen. Wie herrlich, wenn man schon etwas hinter sich gebracht hat. So kann es weitergehen. Und wenn es nicht so weitergeht? Wenn man einen miserablen Tag hat, wenn nichts gelingt und man mit zero Selbstbewusstsein am Abend die Tür aufschließt?

"Dann kommst du nach Hause, und das Bett ist gemacht. Von dir. Und ein gemachtes Bett gibt dir Hoffnung, dass der nächste Tag ein besserer Tag wird", würde William H. McRaven sagen und leise die Tür hinter sich schließen. Und danach würden wir unsere Betten machen und anfangen, die Welt zu verändern.

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