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Libidoverlust im Alter Was man dagegen tun kann

Libidoverlust im Alter: Pärchen in inniger Umarmung
© Elvira Koneva / Shutterstock
Im Großen und Ganzen hat unsere Autorin nichts gegen das Älterwerden. Es gibt da nur eine Sache: Wir müssen über Sex reden.
Natali Michaely

"Haben Sie noch Fragen?", wollte meine Gynäkologin wissen, als ich nach dem Check in ihrem Besprechungszimmer saß. "Äh… nein …oder doch?“, druckste ich herum wie eine 15-Jährige, die die Pille will. "Was macht man gegen sexuelle Lustlosigkeit?“ Meine Gynäkologin ist Mitte 50, mit Familie. Sie sollte das Thema also kennen. "Nun“, sagte sie. "Das ist leider ein häufiges Problem in der Menopause, die hormonelle Umstellung ist schuld. Aber man kann was dagegen tun!“ Ich hing an ihren Lippen. "Nehmen Sie sich viel Zeit“, sagte sie und lächelte. "Kein Abmühen nach der Arbeit, sondern ausgedehnter Körperkontakt, ohne auf die Uhr zu gucken. Dann kommt die Lust schon wieder.“ Ich bedankte mich höflich und ging. Irgendwie war ich enttäuscht. Ich hätte ihr mehr zugetraut, schließlich sitzt sie doch irgendwie an der … nun ja, Quelle.

Sex ist eine schöne, aber zickige Angelegenheit. Nie passt er sich dem Leben an. Wenn man debütiert, hat man viel Lust, aber ständig Angst, ungewollt schwanger zu werden. Kann man irgendwann nicht mehr schwanger werden, schwindet auch die Lust. Dazwischen: viel Ärger, weil man immer mit denen Sex will, die nicht gut für einen sind, und die, die bei einem bleiben, nicht mehr begehrenswert findet.

"Kann man da unten eigentlich zuwachsen?“, fragte kürzlich eine Freundin, langjährig liiert. Ich dachte eine Weile nach und sagte: "Ich halte es zumindest nicht für ausgeschlossen.“

Auch die gängigen Lösungsversuche sind nicht sehr hilfreich. Nein, es bringt mich nicht auf Touren, wenn ich Kerzen anzünde, sexy Wäsche kaufe oder mit dem Partner ein Bad nehme. Mag sein, dass ich hoffnungslos verklemmt bin, aber ich möchte mich weder an einen Pranger ketten lassen noch mir einen Loverboy auf Jamaika mieten. Und was machen bitte erst die, die keinen Partner haben? Kann man ein Tinder-Date wirklich bitten, sich in der ersten Nacht viel Zeit für Zärtlichkeit zu nehmen, während man im Schneckentempo der Erregung hinterherhechelt? Denn der Lust-Tod trifft ja nicht nur die, die in einer Beziehung leben, sondern auch die, die auf der Suche danach sind.

"Mann, seid ihr kompliziert“, sagte die 22-jährige Tochter meiner Freundin Malwine. Sie kam in die Küche, um für sich und ihren besten Freund Nutella-Brote zu schmieren, als wir beim Wein über das leidige Thema debattierten. „Kauft euch doch einfach einen ,Satisfyer‘ oder macht Freundschaft Plus!“ Dann verschwand sie in ihr Zimmer, wo sie erst Nutella-Brote essen und dann vermutlich Freundschaft Plus haben würde. „Arrogantes Grünzeug“, schimpfte Malwine, während ich dachte: Wie beneidenswert pragmatisch! Denn hatte sie nicht recht? Wir WAREN kompliziert! Warum wollten wir unbedingt alles: große Gefühle im Herzen UND im Unterleib und beides möglichst auf Ewigkeit? Innige Geborgenheit und ewiges Mysterium, sprich: ganz viel Hollywood und dazu ein bisschen Recklinghausen?

Ich ging nach Hause und wusste, was ich tun würde. 1.: einen Satisfyer bestellen. Und 2.: mich an dem erfreuen, was ich habe – mich an jemanden kuscheln zu dürfen, dem ich vertraue, warme Haut zu riechen und anzufassen. Eigentlich überaus befriedigend.

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BRIGITTE WOMAN 7/2020

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