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Psychologie Sind Optimisten weniger intelligent?

Illustration von Frau, die auf einem Berg sitzt und in die Wolken schaut: Sind Optimisten weniger intelligent?
© MaryAnn / Adobe Stock
Wer positiv denkt, macht alles richtig – oder? Laut einer Studie ist das gar nicht unbedingt der Fall. Pessimistische Menschen sind offenbar sogar intelligenter als ewige Optimist:innen.

Optimismus ist eine Eigenschaft, die in der Selbsthilfeliteratur und in den sozialen Medien oft in den höchsten Tönen gelobt wird. Good Vibes Only und so. Wir finden optimistische Menschen sympathischer als ewige Miesepeter, und zufriedener sind sie meist auch. Aber sind sie auch intelligenter? Die Wissenschaft sagt: nein. Zumindest übermäßig optimistische Menschen, die alles durch die rosarote Brille sehen, sind offenbar sogar weniger schlau als Personen, die realistischer und vielleicht sogar ein wenig pessimistischer auf die Dinge blicken.

Wie hängen Optimismus und Intelligenz zusammen?

In einer Studie hat Dr. Chris Dawson, der an der University of Bath in England in den Bereichen Marketing, Business und Gesellschaft lehrt, diesen Umstand untersucht. Dafür hat er Daten einer repräsentativen britischen Langzeitstudie ausgewertet, die auf Angaben aus mehr als 36.000 Haushalten basieren.

Der Wissenschaftler wollte unter anderem wissen, wie sich das Verhältnis der Erwartungen der Menschen an ihre finanzielle Entwicklung zu ihrer tatsächlichen finanziellen Situationen verhält – und wie ihre Intelligenz in diese Gleichung einfließt. Dafür schaute Dr. Dawson sich an, wie es sich mit dem flüssigen Denken, der sprachlichen Gewandtheit, dem Zahlenverständnis und dem Gedächtnis der teilnehmenden Personen verhält.

Diese Menschen sind am intelligentesten

Dabei fand der Forscher einen Zusammenhang zwischen geringen kognitiven Fähigkeiten und einem übertriebenen Optimismus. Heißt: Wer sich selbst stark überschätzt und extrem positiv in die Zukunft blickt, ist vermutlich weniger intelligent als andere.

Am schlausten, so Dr. Dawsons Ergebnisse, waren Menschen, bei denen die Wahrscheinlichkeit für "Realismus" um 22 Prozent erhöht war und die für "extremen Optimismus" um 35 Prozent reduziert. Diese Personen hatten eher negative Erwartungen an die Zukunft, waren aber in der Regel klüger.

Übertriebener Optimismus führt oft zu Fehlentscheidungen

Laut dem Wissenschaftlicher kann sich diese Korrelation besonders auf finanzielle Entscheidungen auswirken. Wer also die eigene Gehaltsentwicklung zu optimistisch einschätzt, entscheidet sich vielleicht für den Kauf einer Immobilie, die diese Person sich eigentlich gar nicht leisten kann. Wer pessimistisch auf die eigenen Finanzen blickt, trifft basierend darauf meist konservativere Entscheidungen – und steht am Ende oft besser da.

Sehr optimistische Menschen neigen aber offenbar auch dazu, das Eintreten von negativen Ereignissen zu unterschätzen. Sie gehen also nicht davon aus, dass sie krank werden, und trinken deshalb möglicherweise eher Alkohol, ernähren sich ungesund oder rauchen.

Sollen wir nun alle deshalb nur noch negativ denken? Natürlich nicht. Denn positiv in die Zukunft zu blicken, kann uns zufriedener und entspannter machen. Wie bei so vielen Dingen im Leben, ist auch hier vermutlich die goldene Mitte der gesündeste Weg. Vielleicht schaffen wir es, eine grundsätzliche positive Einstellung zu unserem Leben und der Zukunft zu entwickeln, aber gleichzeitig eine gute Dosis Realismus einfließen zu lassen – gerade, wenn es um Dinge wie unsere Finanzen oder unsere Gesundheit geht.

Verwendete Quellen: spektrum.de, journals.sagepub.com, neurosciencenews.com

mbl Brigitte

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