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Kommunikation Alternative Antworten auf "Wie geht's dir?", wenn du nicht "gut" sagen kannst

Kommunikation: Zwei Frauen in einem Gespräch
© Artem Varnitsin / Adobe Stock
Viele Menschen kennen sie: Diese Tage, an denen die Frage "Wie geht's dir?" einen empfindlichen Nerv trifft. Wie du in solchen Momenten darauf antworten kannst, ohne zu lügen – und ohne ein Fass zu öffnen, das du geschlossen halten wolltest.

In den USA gehört die Frage "How are you?" zu einer menschlichen Interaktion wie Maple Syrup zu Pancakes. Ob an der Kasse im Supermarkt, beim Einsteigen ins Taxi, beim Betreten eines Restaurants oder bei einer Begegnung im Treppenhaus, "How are you?" ist vielleicht sogar gängiger als eine einfache Begrüßung. Bei einem solchen Gebrauch ist klar, dass in den seltensten Fällen wirklich jemand eine ehrliche Antwort hören möchte: Es ist eine Floskel, ein vorwiegend formaler Ausdruck von Höflichkeit, Wertschätzung, Interesse. 

In Deutschland werfen wir üblicherweise nicht ganz so großzügig mit der entsprechenden Frage um uns wie die Menschen in den USA – doch besonders zurückhaltend sind wir mit ihr auch nicht. Wir nutzen sie als Eisbrecher, stellen sie flüchtigen Bekannten wie Nachbarinnen oder Ex-Kollegen, die wir zufällig auf der Straße treffen, und verwenden sie als Einleitung von E-Mails, Nachrichten und Co., wenn eigentlich wir es sind, die etwas loszuwerden haben. Klar, manchmal fragen uns Freundinnen oder Verwandte, "Wie geht es dir?", und sind dann wirklich an einer ehrlichen Antwort interessiert, die so komplex und lang sein darf, wie sie eben sein muss. Aber abgesehen von solchen Situationen fungiert die Frage meist wie ein Aufschlag im Tennis, den wir möglichst schnell und galant zurückspielen sollen (und wollen), damit der Ballwechsel in Gang kommt. 

Grundsätzlich ist das kein Problem. Wir müssen nicht immer zu allen Menschen ehrlich sein, müssen nicht immer ernst meinen, was wir fragen oder sagen, und müssen schon gar nicht an gesellschaftlichen Regeln und Ritualen rütteln, die für die meisten prima funktionieren. Doch manchmal, oh, manchmal. Manchmal kann die Frage "Wie geht's dir?" einen empfindlichen Nerv treffen. Manchmal kann es uns unmöglich sein, den Ball mit einem "gut" zurückzuspielen und auf dem Feld stehen zu bleiben. Nicht, weil wir mit unserem Gegenüber um jeden Preis ehrlich sein möchten – sondern weil wir es uns selbst schuldig sind. Aber vor dem alten Bekannten ein großes Fass aufmachen? Der Nachbarin im Hausflur erzählen, dass wir uns überfordert fühlen von unserem Job, der Pflege unserer Mutter und einer akuten Welle Selbstkritik und -ablehnung? Auch nicht so reizvoll. Was in solchen Momenten ein geschmeidiges Rückspiel sein kann: unauffällig ausweichen. Zum Beispiel mit einer der folgenden Antworten ( ... die wir natürlich alle mit einem "Und dir so?" abschließen können).

4 Antworten auf "Wie geht es dir?", wenn du nicht "gut" sagen kannst

"Mich nervt/ ich liebe das Wetter"

Nicht originell, aber bewährt: Das Wetter ist ein dankbares Thema, um abzulenken. Es stellt eine Verbindung zwischen uns her, weil wir es alle erleben. Zugleich bietet es jedoch Möglichkeiten zum Austausch, da wir es durchaus unterschiedlich erleben und verschiedene Meinungen dazu haben können. Darüber hinaus hat das Wetter oft eine Auswirkung auf unsere Stimmung, sodass wir zumindest ansatzweise auf die Frage unseres Gegenübers antworten können – beziehungsweise ihm das Gefühl geben, wir hätten darauf geantwortet. 

"Es ist Wochenende/ fast Wochenende/ Montag ..."

Wie wäre es mit einer unverfänglichen Feststellung, die unser Gegenüber als Antwort verstehen und nach Lust und Laune interpretieren darf? Für dieses Ausweichmanöver bieten sich prägnante Zeitpunkte in der Woche an, auf die wir dann hinweisen können, beispielsweise der berüchtigte Montag, an dem es allgemein akzeptiert ist, mies drauf zu sein, oder das Wochenende, an dem der Ernst des Lebens gemeinhin pausiert. Eine scheinbar klare Antwort, die die meisten "Wie geht's?"-Fragenden zufriedenstellen wird. 

"Ich bin gerade auf dem Weg zu ..."

Wenn wir nicht darüber sprechen möchten, wie es uns geht, aber zugleich nicht lügen können, bieten wir unserem Gegenüber eben etwas an, das zu teilen kein Problem für uns darstellt – etwa dass wir gerade unterwegs zum Einkaufen sind oder zu unserer Mutter, einer Verabredung, ins Büro ... In den meisten Fällen wird das die andere Person gleich zu dem Schluss springen lassen, es sei kein guter Zeitpunkt zu reden, und weitere Fragen abwenden. 

"Viel los zurzeit."

Diese Antwort kann nahezu alles bedeuten – und das ist Vor- und Nachteil zugleich. Wir könnten mit "viel los" Kriege und Klimawandel meinen, persönliche Krisen oder Chancen. Es kann bei unserem Gegenüber positive wie negative Assoziationen wecken, Neugier oder Verständnis. Von daher bietet diese Antwort Nährboden für weitere Fragen – die wir womöglich noch weniger gerne beantworten möchten als "Wie geht's?". Oft genug geben sich Menschen allerdings mit der "viel los"- Antwort zufrieden, da die meisten wissen, wie sie sich fühlen, wenn sie sagen, es sei viel los. 

sus Brigitte

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