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Kobra-Effekt Warum gut gemeint oft nicht gut gemacht ist

Frau mit geschlossenen Augen | Kobra-Effekt: Warum gut gemeint oft nicht gut gemacht ist
© nenetus / Adobe Stock
Nicht selten können vermeintlich simple Lösungen ein Problem verschlimmern – vor allem, wenn sie zu einfache Anreize bieten. Was es mit dem sogenannten Kobra-Effekt auf sich hat.

Oft stellen wir uns die Lösung für ein Problem so einfach vor. Es braucht nur die richtige Motivation, glauben wir, dann läuft das Ganze von allein. Das funktioniert im Privaten schon oft nicht. Denn wir erreichen bestimmte Ziele, etwa uns jeden Tag ausreichend zu bewegen oder früher ins Bett zu gehen, nicht unbedingt schneller und leichter, wenn wir uns externe Anreize setzen. Uns etwas Bestimmtes zu kaufen, wenn wir eine gute Gewohnheit etabliert haben, mag kurzfristig als Motivation helfen – langfristig tun wir uns damit aber keinen Gefallen. Viel wichtiger und am Ende zielführender ist es, wenn wir intrinsisch motiviert sind, also etwas aus uns selbst heraus erreichen wollen.

Und diesen Effekt können wir nicht nur an uns selbst beobachten, es gibt auch eindrucksvolle Beispiele aus der Geschichte, die zeigen, dass ein externer Anreiz nicht immer der beste Weg ist, jemanden zu motivieren – und dass gut gemeinte Anstöße manchmal sogar so richtig nach hinten losgehen können.

Die Kobra-Plage von Neu-Delhi – und ihr gescheiterter Lösungsversuch

Als Indien sich unter britischer Kolonialherrschaft befand, soll es vor allem in Neu-Delhi eine regelrechte Kobra-Plage gegeben haben. Die giftigen Schlangen waren der Regierung ein Dorn im Auge, deshalb wählte sie eine ungewöhnliche Maßnahme, um das Problem in den Griff zu bekommen: Sie rief die Menschen dazu auf, möglichst viele Kobras zu töten und diese abzugeben. Für jede tote Kobra sollten sie mit einem Kopfgeld belohnt werden.

Was im ersten Moment wie eine sinnvolle Lösung für das Schlangenproblem klingt, entpuppte sich jedoch als Milchmädchenrechnung. Denn clevere Menschen in Neu-Delhi witterten ihre Chance auf das große Geld – und begannen, Kobras zu züchten, nur um sie dann umzubringen und für jedes tote Tier die ausgesetzte Belohnung zu kassieren.

Mal abgesehen von der ethischen Problematik, Lebewesen zu züchten, nur um sie dann für ein Kopfgeld zu töten, verschlimmerte diese Strategie der britischen Kolonialherren die Kobra-Plage erheblich. Mit der finanziellen Motivation für das Töten von Kobras brachte die Regierung die Bürger:innen so dazu, das Problem zu vergrößern, anstatt es zu lösen.

Kobra-Effekt: Fehlgeleitete Anreize können das Problem verschlimmern

Für die Regierenden war es der logische Schluss, diesem System ein Ende zu bereiten: Sie setzten die monetäre Belohnung aus und hofften, dass sich das Problem so von alleine lösen würde. Allerdings erwies sich dieser nächste Schnellschuss erneut als Fehler. Denn die Menschen wussten nicht, wohin mit ihren gezüchteten Kobras, jetzt, wo sie diese nicht mehr zu Geld machen konnten. Sie entließen sie deshalb in die Freiheit – und das Schlangenproblem in der indischen Stadt war schlimmer als je zuvor.

Ob die Geschichte sich wirklich so zugetragen hat, ist historisch nicht belegt. Aber sie gab dem Kobra-Effekt seinen Namen: Er beschreibt eine Maßnahme oder Lösung, die nicht so richtig zu Ende gedacht ist und deshalb das eigentliche Problem nicht nur nicht löst, sondern sogar verschlimmert.

Was können wir also aus der (möglichen) Ursprungsgeschichte des Kobra-Effekts lernen? Nur weil etwas gut gemeint und in der Theorie die einfachste Lösung ist, muss es in der Praxis nicht so funktionieren. In vielen Fällen hilft es, die eigenen Beweggründe zu hinterfragen – und vor allem alle möglichen Konsequenzen des eigenen Handelns genau zu durchdenken, bevor man in Aktionismus verfällt.

Verwendete Quellen: TikTok.com/@feleciaforthewin, choicehacking.com, medium.com

mbl Brigitte

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