Anzeige

Klimakummer Was die wachsende Gefahr des Klimawandels mit unserer Psyche macht

Frau schaut in die Natur | Klimakummer: Was die wachsende Gefahr des Klimawandels mit unserer Psyche macht
© Mrton / Adobe Stock
Steigende Temperaturen, Umweltkatastrophen und Co: Wir alle wissen um die Folgen der Klimakatastrophe. Die lauernde Gefahr schwebt wie ein Damoklesschwert über uns, und das kann ganz schön belastend für unsere mentale Gesundheit sein.

In diesem überdurchschnittlich heißen Sommer prasselten nahezu täglich Meldungen über Wassermangel, Dürre und Waldbrände auf uns ein. An vielen von uns geht das nicht spurlos vorüber, die ständigen Schreckensnachrichten gepaart mit großer Angst vor einer ungewissen Zukunft belasten unsere Psyche. Die Psycholog:innen Ashlee Consuelo und Neville R. Ellis haben für dieses Gefühl schon 2018 einen Begriff definiert: Klimakummer.

Klimakummer: Täglich neue Schreckensmeldungen gehen nicht spurlos an uns vorüber

Klimakummer beschreibt eine Mischung aus Trauer um die Welt, wie wir sie kennen, Wut auf das System, das nicht schnell genug etwas gegen die offensichtlichen Probleme tut, und Angst vor der Zukunft – für uns selbst, aber noch mehr für die Generationen unserer Kinder und Enkelkinder. Der letzte Part wird auch manchmal losgelöst als Umweltangst bezeichnet. Aber letztlich sind die Phänomene eng miteinander verwoben. Denn Angst, Unsicherheit und Trauer beziehungsweise Kummer bedingen sich häufig gegenseitig.

Trauer und Verlust sind gut erforschte Gefühle. In der Regel trauern wir um etwas Vergangenes, eine Beziehung oder einen geliebten Menschen. Beim Klimakummer kommt noch eine besondere Komponente hinzu, denn diese Art von Trauer ist vorausschauend beziehungsweise vorwegnehmend: Die Welt befindet sich im Übergang, viele Effekte des sich verändernden Klimas und anderer Umweltprobleme merken wir schon heute. Etwa an den steigenden Temperaturen, dem fehlenden Niederschlag an vielen heißen Orten und Umweltkatastrophen.

Forschende sind sich aber sicher, dass das alles nur ein Vorgeschmack ist auf das, was uns in den nächsten Jahrzehnten noch bevorsteht – vor allem, wenn wir nicht schnell genug eingreifen und massive Anpassungen an unserer Lebensweise und vor allem an unserem wachstumsgetriebenen Wirtschaftssystem vornehmen.

Wir müssen uns an eine Zukunft gewöhnen, von der wir noch nicht genau wissen, wie sie aussehen wird

Um diese drohenden Folgen wissen wir – wie genau sie aussehen werden, lässt sich allerdings nicht zu 100 Prozent voraussagen. Wir trauern also um etwas, das zum Teil schon vorbei ist (Sorglosigkeit, Sicherheit, lebensfreundliche Temperaturen an vielen Orten der Welt), zum Teil aber eben auch noch kommt. Wir befinden uns in einer Übergangsphase, von der wir zwar nicht sicher wissen, wohin sie genau führt – aber es ist klar, dass die Zukunft nicht angenehmer wird. Diese neue Dimension von Trauer gepaart mit dem Gefühl der Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und Angst machen Klimakummer und Umweltangst aus.

Ein Aspekt von Trauer ist das Anpassen an eine neue Realität, eine neue Umwelt. Und genau das passiert auch bei den Ängsten, die wir im Zusammenhang mit dem Klimawandel aushalten müssen. Nur dass wir eben nicht genau wissen, wie die neue Welt aussehen wird, an die wir uns anpassen müssen. Und diese Unsicherheit vergrößert die Angst zusätzlich – ein Teufelskreis.

Klimakummer: 3 Tipps im Umgang mit Umweltangst und Co.

Was also können wir tun, um uns von der Angst vor der Zukunft nicht übermannen zu lassen? Diese Tipps können helfen:

1. Achtsamer Umgang mit deinen Gefühlen

Der erste und vielleicht wichtigste Schritt ist die Akzeptanz deiner Emotionen zum Klimawandel und den Folgen für die Menschheit. Sei achtsam mit dir und nimm genau wahr, was du fühlst: Überwiegt das Gefühl von Angst, die Trauer um vergangene Zeiten, die Wut auf die Mächtigen oder die Ohnmacht, nicht genug tun zu können? Akzeptiere die Gefühle und lass sie einfach da sein, nur so kannst du sie verarbeiten. Im nächsten Schritt kannst du vielleicht mit jemandem darüber sprechen, sei es mit einem guten Freund oder mit einer Therapeutin. Auch das kann helfen, um dem Klimakummer seine Wucht zu nehmen.

2. Nachrichtenpause

Wenn das Doomscrolling durch die täglich neuen Meldungen zu Klimawandel und Co. zu viel wird, kannst du dir eine bewusste Pause davon gönnen. Vielleicht hilft es, in deinem Smartphone tägliche Obergrenzen für die Nutzungsdauer von Nachrichten-Apps einzustellen. Oder du gönnst dir für eine bestimmte Zeit einen Digital Detox und konsumierst bewusst keine oder nur sehr wenig Medien. Hier geht es nicht darum, gar keine Nachrichten mehr wahrzunehmen oder die Augen vor der Welt zu verschließen – Verdrängen hilft dir am Ende schließlich auch nicht weiter und ist genauso ungesund wie Dauerkonsum. Aber bewusste Pausen, wenn dir alles zu viel wird, sind eine wichtige Form von Selfcare.

3. Aktiv werden

Gegen das Gefühl der Ohnmacht kann es helfen, selbst etwas zu tun. Das kann im Kleinen sein – vielleicht nimmst du dir vor, weniger umweltschädliche Gewohnheiten zu entwickeln, etwa weniger oder nicht zu fliegen oder kein oder weniger Fleisch zu essen. Oder du wirst aktiv, nimmst an Demonstrationen teil oder setzt dich sogar politisch oder auf anderer größerer Ebene für Umweltthemen ein. Denn auch wenn natürlich jedes Veggie-Schnitzel und jede Bahnfahrt statt eines Kurzstreckenflugs wichtig sind – wirkliche Veränderung kann nur stattfinden, wenn sich in der Politik und in unserem System etwas ändert.

Verwendete Quellen: nature.com, bbc.com, greenpeace.org, gedankenwelt.de

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel