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Diagnose Brustkrebs Jana Momeni: "Einen Brustwiederaufbau wollte ich nicht"

Jana Momeni: Jana Momeni
"Oben ohne" fühlt sich Jana Momeni einfach freier, darum lässt sie ihre Epithesen oft weg.
© Jan Rickers
Jana Momeni, 52, Assistentin der Geschäftsleitung, hat sich nach ihrer Krebs-OP bewusst gegen einen Brustaufbau entschieden. Aktueller Status: Wichtiger als alles andere ist Gesundheit.

"Es dauerte etwas, bis ich mich nach der OP traute, die noch taube Stelle zu berühren. Im Schlafzimmer stellte ich mich immer wieder vor den Spiegel, um mich an meinen veränderten Körper zu gewöhnen. Nach und nach schaffte ich es, meine Hand auf die flache Hautoberfläche zu legen. Für mich war das ein wichtiger Schritt. Diese verletzliche Stelle zu berühren, das bedeutet bis heute auch: Ich mag mich so, wie ich bin.

Ich habe mich nie über meine Brüste definiert 

Als die Ärzte 2018 bei mir Brustkrebs diagnostizierten, war für mich sofort klar: Beide Brüste kommen ab, die Eierstöcke raus. Ich wollte kein Risiko eingehen – auch weil meine Mutter mit nur 44 am Krebs gestorben war. Durch einen Gentest erfuhr ich bereits mit 38, dass ich das vererbbare BRCA2-Gen in mir trage. Seitdem wusste ich, dass ich Brustkrebs bekommen werde. Die Frage war nur, wann? Letztlich zog mir die Diagnose dann doch den Boden unter den Füßen weg. Dabei war der Gedanke, dass die Ärzte mir zwei Körperteile abschneiden würden, schlimmer, als die Vorstellung, zukünftig ‚oben ohne‘ zu leben. Auch der Schmerz, meine Mama jung verloren zu haben, tut heute noch um ein Vielfaches mehr weh als der Verlust der Brüste.

Ich habe mich nie über meine Brüste definiert. Zur Weiblichkeit gehört mehr als ein straffer Busen. Und zum Glück brauchen wir betroffenen Frauen heute nicht auf schöne Dessous verzichten. Im Alltag trage ich Epithesen, die mir von Anfang an Selbstvertrauen schenkten. Zu Hause, beim Sport, im Schwimmbad oder am Strand lasse ich sie aber oft weg. Ohne fühle ich mich einfach freier. Ein Brustaufbau kam für mich nie infrage. Das ist bei meiner Mutter schiefgegangen. Sie hatte ständig Entzündungen, und ihr ging es körperlich und seelisch dadurch sehr schlecht.

Auf Instagram zeige ich unter brca.2018.hamburg.de meine Narben, um anderen Frauen mit der Diagnose Krebs Mut zu machen. Meine Narben sind meine Lebensretter. Meine Tochter verglich sie einmal mit einem Schmetterling. Und es stimmt: Gesundheit ist flüchtig, auf jeden Fall ist sie nicht selbstverständlich. Wir sollten gut auf uns achten."

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BRIGITTE 11/2021 Brigitte

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