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Ikea-Effekt Darum schätzen wir Dinge mehr, die wir selbst gemacht haben

Junge, glückliche Frau auf Kommode: Ikea-Effekt: Darum schätzen wir Dinge mehr, die wir selbst gemacht haben
© mary_markevich / Adobe Stock
Du möchtest einen neuen Esstisch? Vielleicht solltest du dir lieber selbst einen bauen, anstatt einen fertigen zu bestellen. Laut des Ikea-Effekts hast du daran vermutlich länger Freude.

Möbel zum Selbstzusammenbauen können uns den letzten Nerv rauben. Mit ihren 1.000 Teilchen und doppelt so vielen Schrauben und Muttern (von denen mindestens drei fehlen, ist ja klar) brauchen wir ewig, bis wir uns erst mal sortiert haben. Bis das Ergebnis dann steht, in der Regel eher wackelig als bombenfest, vergeht noch mal eine ganze Weile, während der wir alle Gefühlslagen von Genervtheit über Rage bis hin zur völligen Resignation durchlaufen sind. Haben wir es aber geschafft und das Möbelstück steht, erfüllt uns ein Gefühl des Stolzes.

Der Ikea-Effekt: Hab' ich ganz allein geschafft!

Für dieses Gefühl gibt es einen sehr passenden Namen: den Ikea-Effekt. Allerdings bezieht der sich nicht nur auf die Produkte unseres liebsten schwedischen Möbelhauses, sondern auch auf andere Dinge, die wir uns mühsam selbst erarbeitet haben. Verschiedene Studien konnten nämlich zeigen, dass wir etwas mehr schätzen, wenn wir es selbst gemacht oder erreicht haben.

Schon im Jahr 2011 konnten Harvard-Psychologen um Michael Norton den Ikea-Effekt in einer Studie nachweisen. Das Forschungsteam ließ für ihre Untersuchung Menschen unter anderem Ikea-Möbel selbst zusammenbauen. Sie beobachteten, dass die Teilnehmenden das Ergebnis stärker wertschätzten, wenn sie es selbst erzielt hatten – auch wenn beim Zusammenschrauben nicht alles glattging. Aber allein, weil sie sich die Mühe gemacht hatten, waren sie hinterher zufriedener. 

Das Ganze lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen: Erklimmen wir einen Berg zu Fuß, können wir die Aussicht noch ein Stückchen mehr genießen, als wenn wir mit der Gondel nach oben gefahren wären. Denn das Gefühl, uns für etwas angestrengt zu haben und mit diesen Mühen etwas erreicht zu haben – egal ob den Berganstieg oder das zusammengebaute Möbelstück –, erfüllt uns mit tiefer Zufriedenheit. Das stärkt unser Selbstbewusstsein und unser Selbstvertrauen. "Du kannst alles schaffen", scheint uns das schiefe Billy-Regal zuzuraunen.

Studie: Selbst gemacht, bessere Leistung

Der Ikea-Effekt zeigt sich aber nicht nur in unserer Zufriedenheit, sondern auch in unserer Leistung. Das untersuchten nämlich Sören Köcher von der TU Dortmund und Keith Wilcox von der Texas A&M University und fanden heraus, dass wir Dinge, die wir selbst bauen, nicht nur mehr schätzen – wir liefern damit auch bessere Ergebnisse ab als mit Stücken, die wir fertig gekauft haben.

Die Teilnehmenden ihrer Studie sollten beispielsweise Kugelschreiber und Golfschläger zusammenschrauben – und fanden mit dem Stift mehr Lösungen in einem Rätsel oder versenkten mit dem Schläger den Ball mit weniger Schlägen als diejenigen, die das jeweilige Werkzeug fertig in die Hand gedrückt bekamen.

"Etwas selbst aufzubauen, stärkt das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Köcher dazu. "Dabei spielt es sogar keine Rolle, wie kompliziert oder aufwendig es ist, einen Gegenstand zusammenzubauen."

Ob es sich nun um mühsam aufzubauende Ikea-Möbel handelt, ein aufwendiges Essen, das wir uns selbst gekocht haben, oder die anstrengende Wanderung zum traumhaften Aussichtspunkt, den wir viel mehr genießen können, als wenn wir dorthin gefahren wären: Uns anzustrengen und dafür belohnt zu werden, macht uns offenbar glücklicher, als wenn uns alles in den Schoß fällt. Auch wenn der Tisch am Ende wackelt – wir werden uns trotzdem immer an den Moment des Stolzes erinnern, als wir unser Werk das erste Mal in Augenschein genommen haben.

Verwendete Quellen: sueddeutsche.de, hbs.edu, thedecisionlab.com

mbl Brigitte

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