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Frauenfreundschaften - deshalb werden sie immer besser

Frauenfreundschaften - deshalb werden sie immer besser: Zwei Frauen
© Rawpixel.com / Shutterstock
Sie kommen und sie gehen nicht. Frauenfreundschaften sind gut, und sie werden mit den Jahren immer besser.

Jetzt lebe ich schon ein halbes Jahrhundert lang mit ein und derselben Frau zusammen. Ich habe sie keineswegs immer gemocht. Sie war mir lange viel zu feige und zu unsicher, sie hat sich immer haufenweise unnötige Gedanken gemacht und es bis heute nicht geschafft, mit ihrer Frisur, ihren Eltern und den alten Männern Frieden zu schließen, die sie ungebeten in riesenhafte Parklücken einwinken.

Freundinnen sind wie Heimaten

Nein, ich habe es nicht immer gut mit mir ausgehalten, und ich war mir manchmal keine gute Freundin. Umso mehr Dank schulde ich den Menschen, die mich ab und zu lieber mochten, als ich mich selbst. Die mich ausgehalten und gehalten haben, die mich oft verstanden und nie verurteilt haben. Meine Freundinnen. Sie sind wie Heimaten. Bei ihnen bin ich zu Hause. Mit ihnen spreche ich in meiner Muttersprache, während ich bei Männern, inklusive meinem eigenen, ab und zu das Gefühl habe, wir kommunizieren in einer Fremdsprache, die wir beide nur mäßig beherrschen, und in der es immer wieder Verständigungsprobleme gibt.

"Frauen erwarten auch in ihren Freundschaften ein hohes Maß an Innigkeit und emotionaler Verfügbarkeit", sagt Susann Sitzler, die Autorin des Buches "Freundinnen. Was Frauen einander bedeuten". Die Freundschafts-Fachfrau erzählt von dem Klischeebild der beiden Angler, die schweigend nebeneinander sitzen und dabei den Eindruck haben, sich bestens zu verstehen. "Darin liegt ein Kern an Wahrheit. Zwar erfahren auch Männerfreundschaften einen Wandel, dennoch liegt Männern die Side-by-Side-Kommunikation mehr als Frauen." Tatsächlich liegt mir das Schweigen nicht im Blute, und beim Angeln würde ich lieber auf die Beute als auf ein nettes Pläuschchen mit meiner Mitanglerin verzichten.

Frauenfreundschaften als Entlastung der Ehe

Manchmal denke ich, dass ich auch deswegen immerhin mittlerweile zwei Jahrzehnte verheiratet bin, weil meine Frauenfreundschaften eine wunderbare Entlastung meiner Ehe darstellen. Ein Gutteil meines Gesprächsbedarfs wird von meinen Freundinnen gedeckt, ihr Verständnis selbst für seltsamste Nöte ist unerschöpflich, ebenso wie ihre Bereitschaft, immer wiederkehrende Gespräche über immer wiederkehrende Probleme zu führen.

"Die Liebesbeziehung muss nicht die Hauptquelle emotionaler Nahrung sein", sagt Susann Sitzler. "Es gibt mehrere Plätze nah am Herzen, aber nicht unbegrenzt viele. Die Zahl der Freundschaften, die man im Laufe des Lebens hat, bleibt stabil. Das heißt, die Anzahl der Favoriten in unserem Telefon ändert sich nicht, bloß deren Namen."

Ich habe Freundinnen, deren Festnetznummern ich noch auswendig kann, und die schon meine Favoritinnen waren, als es noch keine Favoritenlisten gab. Mein Herz ist immer voll besetzt – und wird es hoffentlich immer sein.

Um Freundinnen und das Leben, wenn es in die Jahre kommt, geht es auch in Ildikó von Kürthys neuem Roman "Es wird Zeit", der jetzt erschienen ist.

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BRIGITTE 20/2019

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