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Fehler machen Gar nicht schlimm!

Fehler machen: Frau an Reling
© MilanMarkovic78 / Shutterstock
Oft erweisen sich falsche Entscheidungen im Nachhinein als Segen. Zufall? Ganz und gar nicht.

Mitra Kassai, 47, Kultur- und Eventmanagerin

Fehler machen: Mitra Kassai
© Esther Mols / Brigitte

"Über Jahre hinweg habe ich all meine Energien in meine Karriere investiert. Ich war eine Getriebene, habe von 9 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts durchgearbeitet. Dann, mit Anfang 40, faltete es mich zusammen. Burn-out. Nichts ging mehr. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, nicht mehr sprechen. Mein Körper zeigte mir klar an, dass da irgendwas verkehrt lief. Es war eine Art Fehlermeldung. Als mir das klar wurde, war ich zuerst traurig und verzweifelt. Aber ich spürte auch: Es gibt etwas, das darauf wartete, gelebt zu werden.

Zunächst kam ich in eine Klinik in Kassel, dort blieb ich drei Monate. Danach machte ich erst mal gar nichts, stoppte alle Projekte und fragte mich, was ich eigentlich wirklich gern mache. Dieses erzwungene Innehalten machte mir bewusst: Geld und Karriere sind nicht meine Glücksbringer, und sie sind es nicht wert, um über die eigenen körperlichen Grenzen zu gehen. Von da an ging ich achtsamer mit mir um. Zudem fand ich heraus, dass ich gern mit älteren Menschen zusammen bin. Also ging ich in Seniorenheime, las vor oder spielte Brettspiele. Manche der Bewohner sind Alt-68er und Stone-Fans, so kam mir die Idee, mein berufliches Netzwerk zu nutzen, um eine gemeinnützige Initiative ins Leben zu rufen: "Oll Inklusiv" (oll-inklu siv.de). Wir organisieren für Senioren zum Beispiel Backstage-Besuche bei Hip-Hop- Konzerten oder laden sie sonntagmittags zu Literatur, Talk und Tanz in Hamburger Clubs ein. Diese Welt gehört nämlich allen, den Jungen und Alten. Wenn die Senioren mit einem Lächeln nach Hause gehen, bin ich glücklich und stolz, dass ich meine neuen Ziele wieder mit Mut, Kraft und Neugier erreichen kann. Dabei bin ich wesentlich ruhiger geworden und wende mich jetzt auch Dingen zu, die ich früher hintenangestellt habe: Ich gehe schwimmen, lese mal ein Buch, verbringe mehr Zeit mit meinem Partner. Auch beruflich bin ich wieder eingestiegen, arbeite aber deutlich weniger, da sich meine Prioritäten verschoben haben. Vielleicht habe ich heute weniger Geld – dafür aber mehr Zeit für mich und wirklich Sinn in meinem Leben gefunden."

Katrin Mersch, 58, kaufmännische Angestellte und Best-Ager-Model aus Bielefeld

Fehler machen: Katrin Mersch
© Esther Mols / Brigitte

Bis vor vier Jahren habe ich mir die Haare regelmäßig brünett gefärbt. Damit hatte ich schon mit Mitte 30 angefangen, als sich die ersten grauen Haare zeigten. Mit der Zeit konnte ich allerdings dabei zusehen, wie sich die Haarstruktur verschlechterte, also stieg ich auf Bio-Farbe um. Nach einem Umzug nach Bielefeld bekamen meine Haare dann plötzlich einen extremen Orange-Stich. Offensichtlich vertrug sich die Farbe nicht mit dem kalkhaltigen Wasser. Ich färbte das Orange sofort mit Chemie über. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellte: Denn nicht nur meine Haare wurden erwartungsgemäß wieder schlechter, plötzlich fühlte auch ich mich sehr ­unwohl damit, mir Gift auf den Kopf zu schmieren. Ich war mit meinem Latein am Ende. Meine Gesundheit war doch schließlich wichtiger als meine Eitelkeit!

Zeitgleich konnte ich mein Älterwerden auch emotional deutlich wahrnehmen. Ich hatte keine Lust mehr, mich auf jung zu trimmen. Ich wollte authentisch älter werden, nicht mehr das Produkt von Erwartungen anderer sein. Ich fing an, die Haare hochzustecken und das Grau rauswachsen zu lassen. Erstaunt war ich von der starken Reaktion in meinem Umfeld. Einige sagten: Tu das nicht! Das macht dich alt! Grau ist ungepflegt! Andere wiederum fanden es toll. Dabei waren es doch nur Haare! In Wirklichkeit ging es aber um viel mehr: darum, ich selbst zu sein, das Älterwerden zu akzeptieren und Frieden damit zu schließen. Heute sind meine langen, grauen Haare mein ganzer Stolz – und mein Markenzeichen. Und sie haben mir sogar den Weg zum Modeln geebnet. Vor drei Jahren habe ich auf meinem Blog Weiberleben.de ein Ökomodelabel vorgestellt und wurde prompt gefragt, ob ich Lust hätte, für die Firma zu modeln. Es lief so gut, dass mich der Fotograf in eine große Best-Ager-Kartei aufnahm. Seitdem bin ich gut gebucht.

Sie war 17, fast 18, eine Klassenstufe über mir, und sie wusste, wo es langging. Bei den Männern, im Nachtleben unserer Heimatstadt, in puncto Bands und Zigarettenmarken. Eines Tages, nach einem Streit mit ihrem Vater, packte Susanne ihren Rucksack und beschloss, in die WG einer Freundin zu ziehen. Bei Cappuccino mit Sahne in unserem Stammcafé fielen jene Worte, die für mich damals der Inbegriff von Lebens­weisheit waren:

"Ich bin alt genug, meine eigenen Fehler zu machen."

Das war 1988, und heute nehme ich an, Susanne hatte den Satz irgendwo im Kino aufgeschnappt. Teenager-Pathos, mehr Binse als Weisheit – aber dennoch mit einem wahren Kern. Denn je mehr Lebensjahre wir im Schleppnetz hinter uns herziehen, umso mehr zweifelhafter Beifang ist dabei. Fehlerfreie, bruchlose Biografien gibt es nicht. Jedenfalls nicht, wenn wir das Leben wörtlich nehmen, uns bewegen, etwas wagen, in das ein oder andere kalte Wasser springen, statt uns dauerhaft in der eigenen Komfortzone einzuigeln.

Im Kleinen hilft uns eine Art psychisches Immunsystem, damit die blauen Flecken weniger schmerzen. So sagt es der Harvard-Psychologe und Entscheidungsforscher Daniel Gilbert. Manche Wahl reden wir uns später schön –der verregnete Wohnmobilurlaub hat uns als Familie enger zusammengebracht –, manches Scheitern adeln wir, in dem wir ihm rückblickend einen Sinn verleihen. Etwa: Erst nach einer kräftezehrenden On-and-off-Affäre weiß ich, was mir emotional wirklich guttut. Manche Menschen brauchen für die Einordnung länger, andere sind schneller damit bei der Hand – reine Typfrage, behaupten Forscher der Uni Erlangen. Aber generell können wir kleinere Fehlentscheidungen ganz gut abpuffern.

Weniger gepolstert ist unsere Seele, wenn es ans Eingemachte geht, an wichtige Entscheidungen wie die für eine dauerhafte Beziehung, einen Beruf, einen 40 Jahre laufenden Immobilienkredit. Denn das unperfekte Leben passt nur schwer zum Zeitgeist, sagt die Münchner Philosophin, Rednerin und Autorin Rebekka Reinhard: "Wir erwarten von uns und unserem Leben die gleiche Funktionalität wie von unseren elektronischen Geräten, wir haben das binäre System verinnerlicht."  Also: Schalter ein, Schalter aus, Erfolg oder Misserfolg, richtig oder falsch. Und nehmen in unserer Ungeduld viel zu kurze Abschnitte unter die Lupe: das erste Jahr in einem neuen Job, die ersten Monate einer neuen Liebe. "Das macht uns kurzsichtig", warnt Reinhard.

Sie setzt ein Konzept dagegen, das 2500 Jahre auf dem Buckel hat, aber uns auch heute die Augen öffnen kann: Aristoteles’ Vorstellung vom "gelungenen Leben". Inspiriert von den antiken Vordenkern können wir festhalten: Der Mensch ist von Geburt an ein Mängelwesen, und ein gelungenes Leben schließt Fehler mit ein. Nicht nur, weil sich manche davon später als Segen erweisen. Etwa der jobbedingte Umzug an einen Ort, der überhaupt nicht zu uns passt, aber an dem wir wichtige berufliche Kontakte knüpfen. Nicht nur, weil sie uns motivieren, zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Sondern auch, weil sie uns menschlicher und empathischer werden lassen. Denn wenn wir genauso fehlbar sind wie unsere Mitmenschen, dann können wir uns selbst und anderen Trost spenden, einander helfen und aufrichten.

Diese Weitsicht fällt uns aber oft schwer, weil in unsere geistige DNA verschiedene Denktraditionen eingeschrieben sind – und zwar unabhängig von unseren bewussten Überzeugungen. Die älteste davon stammt aus dem Christentum: Wir sind als Sünder geboren, nur göttliche Gnade kann uns retten. Diese Vorstellung steckt selbst dem härtesten Atheisten in den Knochen, die göttliche Nachsicht weniger. Das hat zur Folge, dass wir oft unbarmherzig über uns und andere urteilen. Die Kollegin wird ernsthaft krank? Dann hat sie wohl ihre Work-Life-Balance vernachlässigt. Ihr Fehler. Wir sind bei der Beförderung leer ausgegangen? Dann haben wir uns eben zu wenig reingehängt. Verstärkt wird dieser Gedanke noch durch die Ideale der Aufklärung: Philosophen wie Kant und Co erklärten im 18. Jahrhundert den Menschen zum Herrn seines eigenen Schicksals, zum Schmied seines Glücks – von widrigen Umständen, auf die wir keinen Einfluss haben und denen wir uns manchmal schlicht demütig ergeben müssen, abgesehen. Die Kombination von beidem ergibt einen vierstimmigen Akkord, der nicht immer harmonisch klingt: Sünde minus Gnade plus Selbstwirksamkeit minus Demut.

Kommt dann noch unser modernes Leistungsethos dazu, setzen wir uns ganz schön unter Druck. Dabei führt der Weg zu einem zufriedenen Leben durch den Abgrund, glaubt Reinhard:

"Erst durch Straucheln und Irren können wir das Glück schätzen und unsere Werte definieren."

Denn neben dem Lerneffekt (etwa: eine gesundheitliche Krise lehrt uns ein neues Verhältnis zu unserem Körper) stellen uns Fehler auch noch vor eine wichtige, grundsätzliche Frage: Was für ein Mensch will ich sein?

An dieser Stelle zitiert Reinhard gern die chinesisch-amerikanische Philosophin Ruth Chang. Die sagt: Schwere Entscheidungen, etwa die für oder gegen einen Lebenspartner, ein Baby, einen Immobilienkredit, treffen wir nicht durch mathematisches Abwägen. Sondern am besten, in dem wir eine Antwort auf genau diese Frage suchen. Denn wenn wir im Nachhinein den Eindruck haben, falsch abgebogen zu sein, dann liegt das häufig daran, dass wir uns selbst nicht gut genug kennen. Und so gegen unsere fundamentalen "inneren Gründe" handeln: gegen unseren Freiheitsdrang oder unser Sicherheitsbedürfnis, unsere Spontaneität oder unser Bedürfnis nach Bindung. Eine spätere Kurskorrektur ist dann vor allem eines: ein Schritt mehr zu unserem wahren Ich. "Fehler helfen, eines unserer wichtigsten Lebensziele zu erreichen: uns besser kennenlernen, mit uns selbst befreundet sein", sagt Rebekka Reinhard.

Deshalb sind wir selbst auch die einzige Instanz, die darüber entscheiden kann, was eigentlich ein Fehler ist – und was genau richtig. Selbst wenn das nicht dem Mainstream entspricht. Es ist zum Beispiel wirtschaftlich nicht schlau, eine lange Babypause zu machen und dem Partner das Geldverdienen zu überlassen. Vor allem, wenn die Ehe später scheitert. Trotzdem kann es die beste Entscheidung sein – wenn mir die gemeinsame Zeit mit den Kindern mehr wert ist als jeder Rentenpunkt. Es ist auch nicht vernünftig, für eine überteuerte Großstadtwohnung Miete zu zahlen, statt ein Reihenhaus im Vorort abzubezahlen. Aber das einzig Richtige, wenn ich nicht der Typ für Grillfeste mit den Nachbarn bin. Selbst wenn ich dann im Alter ein Zimmer untervermieten muss, um die Miete zu stemmen. An jeder Entscheidung klebt ein Preis, finanziell oder ideell. Es liegt an uns, ob wir bereit sind, ihn zu zahlen.

"Egal, wie wir uns im Leben entschieden haben – wichtig ist, Verantwortung dafür zu übernehmen, statt sie auf unsere Familie, unsere Herkunft, unser Umfeld abzuschieben." So drückt es Ursula Ohse aus. Ohse arbeitet als Coach in Pforzheim und ist spezialisiert auf Biografie-Arbeit. Die meisten, die ihren Rat suchen, kommen in Krisen- und Entscheidungssituationen, und sie kennt deren innere Kämpfe – nicht nur, wenn Menschen mit dem hadern, was sie getan haben, vor allem, wenn sie mit dem hadern, was sie versäumt haben.

Auch Ohse stellt die Frage nach den eigenen Werten, wenn ihr Gegenüber meint, sich verrannt zu haben. Etwa der Schmerz, wenn ein Kinderwunsch unerfüllt geblieben ist. "Was steckt hinter dem Gefühl des Bedauerns? Und wie kann ich heute verwirklichen, was damals zu kurz gekommen ist?" Vielleicht gab es mit 35 gute Gründe, eine Beziehung zu beenden, statt mit dem Falschen Kinder zu bekommen. Aber auch wer nie ein Baby zur Welt gebracht hat, kann seine fürsorgliche Seite leben: bei den eigenen Neffen und Nichten, in einem Beruf, der das fördert, oder als ehrenamtliche Vorlesepatin. Ohne diese ganz tiefe Bindung, dafür auch ohne Schmerz und Ängste, die ebenso zum Elternsein gehören. Klar: Nicht jede vermeintliche Fehlentscheidung lässt sich einfach schmerzfrei entsorgen. Aber das ist ebenfalls ein Wert an sich: der Trauer über verpasste Chancen einen Platz im Leben zu geben. Liebevoll zu sein mit dem eigenen, jüngeren Ich, das gute Gründe hatte, so zu handeln.

Susanne übrigens ist 1988 schon nach drei Tagen wieder nach Hause zurückgekehrt. Nicht nur, weil der Kühlschrank dort besser gefüllt war als in ihrer WG. Was seither aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. Letztes Jahr muss sie ihren 50. Geburtstag gefeiert haben. Ich hoffe, sie hat in all den Jahren noch eine Menge Fehler gemacht. Und wünsche ihr, dass es genau die richtigen waren.

Petra Krohn, 45, Kundenberaterin aus Hamburg

Fehler machen: Petra Krohn
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Ich stand vor dem Speedboot, hatte ein ungutes Gefühl und wollte partout nicht einsteigen. Der Fahrer schien mir suspekt. Die ganze Aktion fand im Rahmen einer Geburtstagsparty statt, und er hatte mit einigen Gästen bereits ein paarmal angestoßen. Doch statt auf mein Bauchgefühl zu hören, ließ ich mich überreden und stieg mit ein. Wer will schon eine Spielverderberin sein? Das Boot legte ab, und tatsächlich fuhr der Fahrer für mein Empfinden viel zu schnell. Auf der Rückfahrt passierte es dann: Bei einem der Sprünge übers Wasser krachte ich mit dem Rücken gegen die Sitzlehne. Es machte Knack – und ich spürte einen höllischen Schmerz. Diagnose: Wirbelsäulen-Trümmerbruch. Zuerst konnte ich gar nicht einschätzen, wie schlimm das war. Ich hätte gelähmt sein können! Doch zum Glück kam ich glimpflicher davon. Dennoch war ich die nächsten vier Monate ans Bett gefesselt und musste gepflegt werden. Gut ging es mir in dieser Zeit nicht. Leute, die ich für Freunde gehalten hatte, ließen sich plötzlich nicht mehr blicken oder kamen mit Ausreden wie: Mit dir kann man ja nichts mehr anfangen. Mit all jenen habe ich rigoros gebrochen – ein schmerzhafter Prozess.

Zum Glück gab es aber auch Freunde, die mich unterstützt haben und für mich da waren. Ihnen bin ich sehr dankbar. In diesen Monaten hatte ich viel Zeit, um nachzudenken. Mir wurde klar, dass ich mehr auf meine innere Stimme hören muss. Sie sagte mir von Anfang an, dass die Fahrt nicht gut enden würde. Seitdem nehme ich sie ernst, höre auf sie und stehe dazu. Wenn mir heute irgendetwas ein ungutes Gefühl macht, lasse ich es bleiben – egal was andere davon halten. Das hat mir in vielen Situationen geholfen. Unter anderem hat es auch dazu geführt, dass ich meinen sicheren, bewährten Job aufgegeben und das Angebot eines anderen Unternehmens angenommen habe. Viele hatten mir abgeraten, doch mein Bauchgefühl irrte sich nicht: Es war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können.

Der Mensch ist von Geburt an ein Mängelwesen, und ein gelungenes Leben schließt Fehler mit ein.

Ruth St. Claire, 50, Vertriebsmitarbeiterin aus Bielefeld

Fehler machen: Ruth St.Claire
© Esther Mols / Brigitte

Als ich Drew kennenlernte, war ich Au-pair in San Francisco. Er war Jamaikaner, und seine unkonventionelle, lebensfrohe Art faszinierte mich. Das erste Jahr lief gut. Erst führten wir eine Fernbeziehung, dann zog ich zu ihm in die USA, ein Jahr später heirateten wir. Doch als unsere Söhne zur Welt kamen, merkte ich, wie unterschiedlich wir waren, vor allem kulturell. Ich wollte arbeiten – er träumte davon, dass ich bei den Kindern blieb, wie es in Jamaika üblich ist. Wir stritten ständig. Irgendwann war ich so erschöpft, dass ich beschloss, zurück nach Deutschland zu gehen. Drew kam mit. Dann ging es richtig bergab mit uns. ­Während ich beruflich durchstartete und mich mit dem Vertrieb von Naturkosmetik selbstständig machte (stclaireringana.com), fand er keinen Job und wurde depressiv. Nach zehn Jahren Ehe ließen wir uns scheiden und stritten ums Sorgerecht. Ich war voller Groll. Wieso war ich an so einen Mann geraten?

Drew zog zurück in die USA. Wir sprachen kein Wort mehr, nur unsere Söhne sah er regelmäßig. Bei mir begann eine Zeit der Selbstreflexion, und ich merkte bald: Ich hatte mich selbst in die Opferrolle gebracht, die Streitereien gingen zu 50 Prozent auf meine Kappe. Keiner hatte sich mit der Kultur des anderen auseinandergesetzt. Dabei hätten wir mit Verständnis vieles lösen können. Als mir das klar wurde, war ich erleichtert – und plötzlich veränderte sich auch unser Verhältnis. Wir verstehen uns heute besser denn je, vertrauen uns – als gute Freunde. 2019 machten wir sogar gemeinsam Urlaub in Jamaika. Heute weiß ich: Drew war und ist ein wunderbarer Vater und Mensch. Vergessen werde ich die Vorfälle aus unserer Ehe nicht, aber ich bewerte sie anders.

Fehler helfen, eines unserer wichtigsten Lebensziele zu erreichen: uns besser kennenlernen, mit uns selbst befreundet sein.

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