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Katharina Weber Ex-Influencerin verrät: So unglücklich machte mich der Job

Katharina Weber: eine Frau liegt auf dem Rücken am Strand, Rucksack als Kopfkissen und Handy in der Hand
© Kite_rin / Shutterstock
Als Lifestyle-Influencerin lebte Katharina Weberden den Traum vieler junger Menschen. Doch die Jagd nach Likes machte sie immer unglücklicher.

Bis heute vermisse ich einiges, etwa die Aufmerksamkeit! Du postest etwas und das interessiert Tausende, das Handy explodiert vor Nachrichten. Dann die Privilegien: kostenlos zum Friseur; meine Mädels und ich kamen in Clubs als VIPs bevorzugt rein. Ich wurde zu Openings und "Get together"-Events eingeladen. Aber als Influencerin ist da eben nicht nur der rote Teppich; man muss jeden Tag online sein. Der Arbeitsaufwand wird unterschätzt – und der Druck auch. Hate-Kommentare bekam ich zum Glück nie, aber auch der Verlust von Likes tat weh.

So ging es los

Der Impuls zur Selbstinszenierung entstand unter anderem durch "Germany’s Next Topmodel". Doch mit 1,58 Meter Körpergröße bin ich viel zu klein zum Modeln. Auch deswegen habe ich mich während der Abizeit bei Instagram angemeldet; es hat mir Spaß gemacht, mich zu zeigen. Nach der Schule flog ich nach Florida und Australien. So kam Reisecontent dazu – und 2.000 neue Follower. Ich erhielt eine E-Mail: Ob ich Lust hätte, einen Tee zu präsentieren? Hatte ich. Dafür bekam ich den Tee.

Anfangs konnte ich meine Bilder gestalten, wie ich Lust hatte. Doch sobald man Kunden hat, entscheiden die natürlich mit: Motiv, Atmosphäre, Filter, Uhrzeit, Tag, Begleittext, Hashtags. Sonntags plante ich die nächsten zwei Wochen, 14 Posts: ich im Bikini, ich in meiner Wohnung – zu privat? Wie konnte ich meinen Lifestyle mit den Werbekunden verknüpfen? Manche Briefings waren elf Seiten lang.

Während der Bachelor-Arbeit konnte ich monatelang nichts posten, die Zahlen gingen runter, statt 3.000 bekam ich nur noch 600 Likes. Der Algorithmus stuft einen offenbar schon als unwichtig ein, wenn man ein paar Tage nicht aktiv ist. Dann wird man nicht mehr allen angezeigt. Dadurch sinken Reichweite und Kommentare, doch die sind entscheidend für Werbepartner.

Das Wesentliche rückt in den Hintergrund

Dann reiste ich nach Mexiko. Sonnen, Palmen, weißer Strand. Aber mich beschäftigten nur die Posts: Inhalte, Fotos, Storys, bearbeiten, texten, hochladen. Doch obwohl ich mich so anstrengte, wurden die Zahlen einfach nicht besser. Ich war traurig und frustriert. Nach einem halben Jahr gab ich meinen Account auf – und das Geld: bis zu 2.500 Euro im Monat.

Wenn ich heute Urlaub mache, muss ich alles selbst zahlen. Dafür genieße ich es, komplett freizuhaben. Manchmal halte ich Vorträge vor Schüler:innen und Studierenden. Ich zeige ihnen, welche Veränderungen durch Bildbearbeitung möglich sind. Ist das Wasser wirklich türkis? Sind da wirklich Berge? Es lohnt sich, Orte zu googeln. Und sich klarzumachen, dass es der Job von Influencern ist, Produkte oder Reiseziele zu empfehlen.

Ich arbeite Vollzeit im Qualitätsmanagement, bin selbstständig und nur noch nebenbei online. Meine Schulfreundin Daria und ich sind 2021 live gegangen mit wuestenblumen.de, wir verkaufen Trockenblumen. Und ich plane gerade meine Hochzeit. Es ist viel, aber es ist Freizeitspaß.

Brigitte

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